Warum Verhältnisprävention den Diabetes-Tsunami stoppen kann

Professor Dirk Müller-WielandWenn es uns nicht gelingt, den Anstieg von Diabetes Typ 2 aufzuhalten, haben wir im Jahr 2040 bis zu zwölf Millionen Erkrankte in Deutschland. Bei der Zahl müsste eigentlich jede Gesundheitsministerin/jeder Gesundheitsminister Panik bekommen. Denn das sind, abgesehen von dem großen Leid für die Betroffenen, immense Kosten für das Solidarsystem. Aber wir können diesen Diabetes-Tsunami noch aufhalten. Ein Großteil der neuen Fälle wäre vermeidbar – wenn es gelingt, dass sich die Menschen besser ernähren und weniger übergewichtig sind. Aber das kann nicht die Medizin bewirken. Es erfordert Maßnahmen, die nur die Politik durchsetzen kann. Wir als Wissenschaftler haben Lösungen vorgelegt. Es gibt einen Katalog der Weltgesundheitsorganisation, welche Maßnahmen wirksam sind, um das Ernährungsverhalten im großen Stil zu verbessern: vor allem Steuern auf ungesunde Produkte, ein Verbot von an Kinder gerichtete Werbung und eine verständliche Nährwertkennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung. Davon ist in Deutschland noch nichts umgesetzt! Ich will Ihnen nur ein Beispiel nennen, welche Folgen das hat: Ein Kind, das in Deutschland in einer armen Familie geboren wird, hat ein viermal so hohes Risiko, stark übergewichtig zu werden, wie ein Kind aus einer wohlhabenden Familie. Mit allen gesundheitlichen und auch sozialen Folgen für das gesamte weitere Leben und natürlich auch einem erhöhten Diabetes-Risiko. Das sind Daten des Robert Koch-Instituts, also quasi von der Regierung selbst in Auftrag gegeben. Aber das mündet überhaupt nicht in politisches Handeln. Nachricht lesen