Heute Vormittag sind die Würfel gefallen: Der oberste Pharmakontrolleur Sawicki muss seinen Posten im Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen räumen. „Das haben“, wie Focus-online berichtet, „der Vorstand und der Stiftungsrat der Einrichtung in Berlin beschlossen.“ Freiwillig räumt Prof. Peter Sawicki seinen Platz nicht, gehen muss er zum 31. August 2010 trotzdem. Dann läuft sein Vertrag aus.
Der schwarz-gelben Koalition ist Sawicki zu pharmakritisch. Vor der Industrielobby in die Knie gegangen zu sein, lautet der Vorwurf der Opposition zu dieser Entscheidung. Der IQWiG-Vorstand würdigte seine Verdienste, hat sich aber Medienberichten zufolge wegen Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von Tankquittungen und gemieteten Dienstwagen doch gegen seinen Leiter entschieden.
DiabSite-Redakteurin Helga Uphoff kommentiert:
„Für die Unterstützer des Institutschefs ist Sawicki der unerschrockene Kämpfer gegen die mächtige Pharmalobby“, schreibt die Financial Times Deutschland. Für Menschen mit Diabetes ist er jedoch derjenige, der ihnen wider besseres Wissen nützliche Medikamente vorenthält. Die Blutzuckerselbstmessung bei nicht insulinpflichtigem Diabetes hält Sawicki für ebenso entbehrlich wie moderne Insuline und Tabletten. Dabei sollte er aus seiner praktischen Erfahrung als Diabetologe wissen, wie viel Disziplin Diabetiker für eine möglichst normnahe Blutzuckereinstellung aufbringen müssen, und dass ihnen dies – trotz der Furcht vor dramatischen Spätkomplikationen – manchmal nicht gelingt. Moderne Medikamenten helfen Blutzuckerschwankungen zu reduzieren. Die Blutzuckerselbstmessung zeigt Diabetikern ohne Insulintherapie, wie gut eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung für sie sind.
Diabetiker und Diabetes-Experten haben die IQWiG-Berichte von Peter Sawicki und die darauf basierenden Entscheidungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) oft kritisiert. Das Diabetes-Portal DiabSite hat sie dabei zum Beispiel mit der Petition „Pro kurzwirksame Insulinanaloga für Typ-1-Diabetiker“ unterstützt. Jetzt bleibt abzuwarten, was Prof. Peter Sawicki den Menschen mit Diabetes bis zum Ende seiner Zeit im IQWiG noch nehmen kann, und ob eine neue IQWiG-Leitung den Alltag von Diabetikern mehr berücksichtigen wird.