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Diabetes und Adipositas in Zeiten von COVID-19

Expertenstatement zum Vortrag von Professor Dr. med. Sebastian M. Meyhöfer (geb. Schmid) Tagungspräsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), Direktor des Instituts für Endokrinologie und Diabetes an der Universität zu Lübeck, Leiter Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel der Medizinischen Klinik 1 am UKSH - Campus Lübeck, im Rahmen der Vorab-Pressekonferenz zur 15. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 27. Oktober 2021 in Berlin.

Mehr Prävention für nicht übertragbare Erkrankungen

Professor Dr. med. Sebastian M. Meyhöfer COVID-19 ist als übertragbare Krankheit seit dem Beginn der Pandemie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und Begriffe wie Inzidenz, Hospitalisierungsrate und Mortalität haben in den täglichen Sprachgebrauch Einzug gefunden.
Neben der rasant verlaufenden COVID-19-Pandemie ist seit Jahren schleichend eine Pandemie der Adipositas, einer sogenannten nicht übertragbaren Krankheit, zu beobachten. Weltweit ist circa ein Drittel der Bevölkerung übergewichtig oder adipös und jährlich sterben circa 2,8 Millionen Menschen an den Folgen von Übergewicht und Adipositas. In Deutschland sind circa zwei Drittel der Männer und Frauen von Übergewicht und circa ein Viertel von Adipositas betroffen.

Die Therapie der Adipositas ist langwierig und nicht immer finden die Betroffenen adäquate Hilfe in Form einer wissenschaftlich fundierten und individuell angepassten Behandlung, um dauerhaft Gewicht zu reduzieren. Während der COVID-19-Pandemie scheint sich dieser Trend noch verstärkt zu haben. Daten zeigen, dass sich die Erwachsenen im Mittel weniger bewegt haben und dass sich ihr Ernährungsverhalten verschlechtert hat. Zudem wird über Schwierigkeiten bei der Gewichtskontrolle berichtet. Eine Dynamik, die durch teilweise ausgesetzte oder eingeschränkte Therapieangebote noch verstärkt wurde.

Die gemeinsame Tagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft und der Deutschen Diabetes Gesellschaft knüpft direkt an diese Thematik an. Es wird beispielweise ein Überblick zum Intervallfasten als eine mögliche therapeutische Maßnahme bei Adipositas gegeben. Im gleichen Symposium wird sich dem Training und der Bewegung bei Adipositas gewidmet, welches auch praxisnah in einem eigenen Workshop vermittelt wird.

Ein weiteres Symposium widmet sich technischen Anwendungen wie Gesundheits-Apps und Wearables zur Adipositasprävention und -therapie. Einerseits soll hier die Bedeutung von Apps zum Gewichtsmanagement und ihre Anwendung in der Praxis hervorgehoben werden. Andererseits wird über die Anwendung von Wearables wie Smartwatches oder Fitness-Armbändern bei Adipositas im Kontext der technischen Genauigkeit beispielsweise bei der Berechnung des täglichen Energieverbrauches berichtet. Hier wird der Frage nachgegangen, wie sehr man den Daten „vertrauen“ kann und welchen Stellenwert sie in der Prävention und der Therapie der Adipositas einnehmen können.

In Bezug auf mögliche Therapieoptionen der Adipositas wird sich bei dieser Tagung zudem umfassend der bariatrischen Chirurgie mit ihren metabolischen Effekten gewidmet, aber auch Komplikationen und der mögliche postoperative Gewichtsanstieg werden diskutiert.

Die diesjährige Herbsttagung widmet sich schwerpunktmäßig auch den psychosozialen Folgen von Adipositas und Diabetes sowie der Diskriminierung, der die Betroffenen häufig ausgesetzt sind.

An einer Vielzahl von Themen des diesjährigen Kongresses zu den Folgen der Adipositas wird deutlich, wie dringlich effektive Strategien und Strukturen wie ein DMP-Programm benötigt werden, um die seit vielen Jahren bestehende Adipositas-Pandemie mit ihren Folgen für die Betroffenen, aber auch den damit einhergehenden gesamtgesellschaftlichen Kosten in den Griff zu bekommen. Erfolgreiche Präventions- und Therapiestrategien erscheinen umso zwingender, zumal Adipositas und Diabetes bekannte Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf darstellen, was in der diesjährigen Tagung entsprechend thematisiert wird.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Bildunterschrift: Professor Dr. med. Sebastian M. Meyhöfer
Bildquelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft
Foto: Henning Schacht

zuletzt bearbeitet: 29.01.2022 nach oben

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