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Wirkstoffe zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas

Entdecker des Hungersignals will Signale zwischen Gehirn und Darm verstehen

Prof. Matthias H. Tschöp, Direktor des Helmholtz-Diabetes-Zentrums in München, erforscht, wie die Kommunikation zwischen Kopf und Bauch das Hungergefühl steuert. Das ist besonders wichtig für die Behandlung von Krankheiten, bei denen der Stoffwechsel entgleist ist, wie bei Diabetes Typ 2 und Adipositas. Vom 26. bis 29. Juni hält er als Rolf-Sammet-Stiftungsgastprofessor Vorlesungen an der Goethe-Universität.

Zur Verleihung der Rolf-Sammet-Gastprofessur am 26. Juni 2017 (Montag) um 17:00 Uhr im Hörsaal 22-1, Haus 22, Campus Uniklinik, Theodor-Stern-Kai 7, hält Matthias Tschöp den Vortrag "Unimolecular Polyagonists Targeting Gut-Brain Communication Reverse Obesity and Diabetes". Es folgen im Laufe der Woche je eine Vorlesung für Studierende der Medizin und der Naturwissenschaften sowie eine weitere Vorlesung für Wissenschaftler auf dem Campus Riedberg.

Als Neuroendokrinologe untersucht Matthias Tschöp die Signalwege zwischen Gehirn und dem Magen-Darm-Trakt. Auf diese Weise entdeckte er das Hungersignal Ghrelin, das in der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Er zeigte auch, wie die Gliazellen des Gehirns an der Hunger- und Stoffwechselkontrolle beteiligt sind. Eine seiner wichtigsten Entdeckungen ist, dass man mit natürlichen Darmhormonen die Stoffwechselkontrolle im Gehirn beeinflussen kann. Diese Erkenntnis lässt sich nutzen, um Adipositas (Fettleibigkeit) und Diabetes mellitus Typ 2 zu behandeln - laut WHO und den Vereinten Nationen gehören diese Stoffwechselerkrankungen zu den größten medizinischen Herausforderungen für die moderne Gesellschaft.

Gemeinsam mit dem amerikanischen Chemiker Richard DiMarchi fanden Tschöp und sein Team eine Reihe von vielversprechenden Wirkstoff-Kandidaten aus einer Kombination von Magen- und Darmhormonen. Zunächst konnten sie im Tierversuch zeigen, dass die Hormone GLP-1 und GIP den Appetit zügeln, die Ausschüttung von Insulin fördern und die Fettverbrennung erhöhen, sobald die Versuchstiere Zucker essen. Kurz darauf entwickelten Tschöp und DiMarchi Triple-Hormonmoleküle als besonders erfolgversprechende Therapie. Einige der Wirkstoffe werden inzwischen klinisch geprüft.

Der 50-Jährige Münchener Mediziner verknüpft seit vielen Jahren Grundlagenforschung mit der industriellen Suche nach Arzneistoffen. Sein Fokus passt somit perfekt zur Goethe-Universität, die Translationale Arzneimittelforschung als einen ihrer vier Forschungs-Schwerpunkte definiert.

Ende der 90er-Jahre erhielt Matthias Tschöp ein Postdoc-Stipendium an den Eli Lilly Research Laboratories in den USA (1999-2002). 2002 kehrte er nach Europa zurück, um am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen. 2003 wurde Matthias Tschöp an die University of Cincinnati, USA, berufen, wo er von 2003-2009 als Professor, und später als Direktor des Diabetes and Obesity Centers of Excellence sowie als Arthur Russel Morgan Endowed Chair of Medicine tätig war. Seit 2011 ist Prof. Tschöp wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums sowie Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselerkrankungen an der Technischen Universität München.

Tschöp hat zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten: 2012 wurde ihm als erstem Mediziner eine Alexander-von-Humboldt-Professur verliehen, 2013 wurde er in die Deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) gewählt. Seit 2012 ist Matthias Tschöp zusätzlich außerordentlicher Professor an der Yale University. Er ist Gründer und Chefredakteur der wissenschaftlichen Zeitschrift Molecular Metabolism. 2017 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig und wurde als Gründer des Helmholtz Pioneer Campus am Helmholtz Zentrum München zum Direktor für Biomedizin ernannt.

Die Rolf Sammet-Gastprofessur, gestiftet von der Aventis Foundation, ist eine der ältesten Stiftungsgastprofessuren an der Goethe-Universität. Sie wurde 1985 von der Hoechst AG gegründet zu Ehren ihres langjährigen Vorstandsvorsitzenden, Prof. Rolf Sammet, der seit 1975 auch Honorarprofessor an der Goethe-Universität war. Seit Januar 2015 wird sie von der Universität in Eigenregie weitergeführt. Die Aventis Foundation hat dafür den Rolf Sammet-Stiftungsfonds an der Goethe-Universität mit einer Million Euro ausgestattet. Jedes Jahr wird ein international renommierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Naturwissenschaften nach Frankfurt eingeladen, um sein Forschungsgebiet und seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte in kompakter Form vorzustellen.

Information: Dr. Claudia Koch, Institute for Vascular Signaling, Fachbereich 16, Universitätsklinikum Frankfurt, Tel.: (069) 6301-87890, koch@vrc.uni-frankfurt.de Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-13035, Fax: (069) 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 25.06.2017 nach oben

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