Das unabhängige Diabetes-Portal DiabSite

Home > Aktuelles > Diabetes-Nachrichten > Archive > 2010 > 100913

Viszeralmedizin 2010

Nahrungsergänzungsmittel können die Leber schädigen

Die Leber reagiert mitunter sehr empfindlich auf fremde Chemikalien, die wir dem Körper mit der Nahrung zuführen. Neben Medikamenten werden immer häufiger Nahrungsergänzungsmittel mit schwersten Leberschäden in Verbindung gebracht, warnt ein Experte im Vorfeld des Kongresses Viszeralmedizin 2010. Welche negativen Folgen die Einnahme von Mineralien und Vitaminen haben können, ist auch Thema einer Pressekonferenz am 16. September 2010 während der Tagung in Stuttgart.

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt. "Die Hersteller verbuchen mitunter Milliarden-Umsätze, ohne dass sie nachweisen müssen, dass ihre Präparate überhaupt von Nutzen sind", beklagt Professor Dr. med. Burkhard Göke, Ärztlicher Direktor am Klinikum München. Neuerdings würden sogar sogenannte "Leberschutzfaktoren" als zur Nahrungsergänzung angeboten.

Möglicherweise sei dies eine Reaktion auf Berichte über den Lebertod von Menschen, die Medikamente wie den Blutzuckersenker Troglitazon oder das Beruhigungsmittel Johanniskraut eingenommen haben. Laut Professor Göke ist jedoch eine Schutzwirkung für keinen der "Leberschutzfaktoren" belegt. Der Experte sieht auch keinerlei sinnvolle Anwendungsgebiete für Nahrungsergänzungsmittel: "Es ist zumindest in Deutschland, nahezu ausgeschlossen, in eine ernährungsbedingte Mangelsituation zu geraten."

Der Mediziner weist allerdings auf Gefahren für die Leber, die von Nahrungsergänzungsmitteln ausgehen, hin. Vor allem, wenn diese über das Internet bezogen werden: "Viele Präparate sind verunreinigt oder enthalten andere Substanzen, als angegeben sind." Einige Fälle sind dazu bekannt: In Israel erkrankten mindestens 22 Menschen nach Anwendung von Produkten des Herstellers Herbalife an Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust sowie Gelbsucht (Journal of Hepatology 2007 47: 514-420).

In fünf Fällen scheint die Beweislage für den Experten zwingend. "Den Betroffenen wurde geraten, die Mittel abzusetzen. Nachdem sich die Leber wieder erholt hatte, verwendeten die Patienten die Produkte erneut, mit dem Ergebnis, dass sich die Leberwerte wieder deutlich verschlechterten." Die verursachende Chemikalie konnte nicht ermittelt werden, da der Hersteller die Zusammensetzung des Produktes nicht offen legt.

Im Verdacht, die Leber zu schädigen, stehen auch Kurkuminextrakte, die als nebenwirkungsfreie, weil pflanzliche Schmerzmittel beworben werden. In einem Fall wurde in den Präparaten jedoch der Arzneistoff Nimesulid nachgewiesen. Professor Göke: "Dieses Schmerzmittel ist wegen seiner leberschädigenden Wirkung in Europa nicht mehr zugelassen."

Schwere Leberschädigungen traten auch unter dem Nahrungsergänzungsmittel Hydroxycut auf, das als Schlankmacher vermarktet wird. Nach mehreren schweren Erkrankungen warnte die US-Arzneibehörde im letzten Jahr dringend vor der Einnahme. Auch hier konnte der Auslöser nicht gefunden werden, weil der Hersteller seine Rezeptur verschweigt oder verändert.

Der Leberexperte rät daher Ärzten, alle Patienten mit Leberbeschwerden - dazu gehören Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Oberbauchbeschwerden - nach der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel zu fragen: "Bei Verdacht auf einen Leberschaden sollte die Einnahme sofort gestoppt werden." In einer Pressekonferenz informiert Professor Göke anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin 2010 in Stuttgart über mögliche Auswirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln und weitere Verdachtsfälle.

Quellen

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 13.09.2010 nach oben

Unterstützer der DiabSite:

Birgit Ruben

Birgit Ruben

Weitere Angebote:

Spendenaufruf Ukraine

Hilfeaufruf Ukraine

Diabetes-Portal DiabSite startet Spendenaufruf für Menschen in der Ukraine.