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Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2023

Gefäßexpert/innen raten zur Rauchentwöhnung auch mit E-Zigarette

Rauchen ist der wichtigste Risikofaktor bei der Entstehung und dem Voranschreiten von Gefäßerkrankungen. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai 2023 empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) daher allen Patientinnen und Patienten mit Gefäßerkrankungen eine Rauchentwöhnung auch durch E-Zigaretten, falls ein kompletter Rauchstopp mit anderen Verfahren nicht erfolgreich war. Die wissenschaftliche Evidenz zeige, so die DGG, dass E-Zigaretten sich besser zur Rauchentwöhnung eignen als Medikamente oder Verhaltenstherapie und die Schadstoffexposition auf 5 Prozent minimieren.

In Deutschland ist der Anteil der Tabakraucher/innen gemäß der zweimonatlichen Befragung im Rahmen der "Deutschen Befragung zum Rauchverhalten" (DEBRA)[1] nach dem zweiten Lockdown wieder auf fast 35 Prozent angestiegen, vor allem in jüngeren Altersgruppen. "Von einem Rückgang des Zigarettenrauchens kann also nicht die Rede sein", stellt Professor Dr. med. Martin Storck fest, Direktor der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie am Städtischen Klinikum Karlsruhe. Für viele Expert/innen ist das keine Überraschung: Seit Jahren liegt Deutschland bei der Tabakkontrolle, den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Rauchens, weit hinten und nimmt derzeit in Europa Platz 34 von 37  ein.

Großbritannien hingegen geht konsequent neue Wege, um dem "blauen Dunst" den Kampf anzusagen - dort rauchten im Jahr 2021 nur noch 13 Prozent der Bevölkerung. Aktuell verschenkt die britische Regierung kostenlose E-Zigaretten an eine Million Raucher/innen, um sie zum Verzicht auf Tabakrauch zu ermutigen. "Diese Maßnahme ist weltweit einmalig, zeigt aber die positive Bewertung der E-Zigarette in anderen Ländern", sagt DGG-Experte Storck. Denn nicht das Nikotin in den Zigaretten ist todbringend; giftig ist der Rauch, der bei der Verbrennung von Tabak entsteht - er fördert Krebs und Arteriosklerose, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum feststellt. "Beim Vaping oder bei Tabakerhitzern entsteht dieser Rauch nicht", erläutert Storck. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ermittelte mehrfach in Laboranalysen, dass bei E-Zigaretten bis zu 95 Prozent weniger Schadstoffe nachweisbar sind als beim Tabakrauch.[1]

Damit ist die E-Zigarette nicht nur aus Sicht des Vereinigten Königreichs, sondern auch für die DGG ein wirksames Instrument zur "harm reduction". "Zumal mittlerweile wissenschaftlich in verschiedenen randomisierten Studien gezeigt werden konnte, dass E-Zigaretten erfolgreicher bei der Rauchentwöhnung sind als andere Maßnahmen", betont Storck. So kommt ein aktueller Cochrane-Review wiederholt zu dem Schluss, dass E-Zigaretten besser als Medikamente oder eine alleinige Verhaltenstherapie zum Rauchstopp geeignet sind.[2] In die gleiche Richtung weist eine Meta-Analyse von fünf randomisiert-kontrollierten Studien, die soeben im American Journal of Medicine erschienen ist[3] - diesem Review zufolge sind E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung effektiver als eine Nikotinersatz- oder Verhaltenstherapie.

Weitestgehend entkräftet ist zudem die These, wonach E-Zigaretten für Jugendliche eine Einstiegsdroge zum Tabakrauchen darstellen könnten. "Die aktuellen DEBRA-Daten, aber auch viele internationale Studien widerlegen die sogenannte Gateway-Theorie", betont DGG-Experte Storck, der die anhaltend kontroverse Debatte über E-Zigaretten in Deutschland angesichts der vorliegenden Evidenz nicht nachvollziehen kann.

Die DGG will sich jetzt bei der Neufassung der S3-Leitlinie "Rauchen und Tabakabhängigkeit" einbringen, die derzeit zur Rauchentwöhnung an erster Stelle noch Medikamente oder eine alleinige Verhaltenstherapie empfiehlt. Darüber hinaus ist in Nordrhein-Westfalen unter Koordination der Universitätsklinik Aachen eine große Studie zur Rauchentwöhnung mit gefäßkranken Patientinnen und Patienten gestartet, an der 20 Gefäßzentren teilnehmen und die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mit fast zwei Millionen Euro gefördert wird. "In der ASCHR-Studie werden streng wissenschaftlich verschiedene Therapieformen verglichen - Verhaltenstherapie, zusätzliche medikamentöse Begleittherapie oder E-Zigarette", berichtet Storck, der dem wissenschaftlichen Beirat der Studie angehört. "Wir sind auf das Ergebnis gespannt."

Trotz der Empfehlung für E-Zigaretten bleibe der komplette Rauchstopp das Ziel, stellt Storck klar. "Auf dem Weg dorthin sollte man Tabakrauchende aber möglichst breit unterstützen -auch mit der Option E-Zigarette", so der DGG-Experte. "Durch einen Rauchstopp können wir bei unseren gefäßkranken Patientinnen und Patienten die Erkrankung zumindest verlangsamen und Herzinfarkte, Schlaganfälle und Amputationen verhindern helfen."

Terminhinweis für Ärzt/innen:

Beim 4. Karlsruher Präventionsgespräch am 21. Juni 2023 diskutieren verschiedene Fachgesellschaften das Thema Rauchstopp interdisziplinär. Ärzt/innen können an der Hybrid-Veranstaltung auch online teilnehmen.

zuletzt bearbeitet: 27.05.2023 nach oben

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