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Diabetes vorbeugen heißt Krebs vorbeugen

Deutsches Krebsforschungszentrum informierte zum Weltdiabetestag über die Zusammenhänge zwischen Krebs und Diabetes

Diabetes Typ 2 ist weltweit auf dem Vormarsch: Nach Angaben der WHO waren 1980 rund 108 Millionen Menschen von der schweren Stoffwechselerkrankung betroffen, 2014 waren es bereits 422 Millionen. Besonders stark steigt die Zahl der Diabetiker in den Schwellenländern. In Deutschland erhalten jedes Jahr rund 500.000 Menschen zum ersten Mal die Diagnose Diabetes.

Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen haben während der letzten Jahre bestätigt, dass Diabetiker ein erheblich erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Eine Metaanalyse australischer Wissenschaftler[*] zeigte 2018, dass das Krebsrisiko männlicher Diabetiker 19 Prozent höher ist als das Risiko der Allgemeinbevölkerung, bei Diabetikerinnen sogar um 27 Prozent. In einer aktuellen Publikation[**] belegen Wissenschaftler aus dem DKFZ und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg diesen Zusammenhang für Darmkrebs, insbesondere auch für die Erkrankungen im jüngeren Lebensalter.

Doch wie kann Diabetes Typ 2 die Krebsentstehung beeinflussen? Experten gehen heute davon aus, dass das Krebsrisiko bereits steigt, bevor Diabetes Typ 2 überhaupt festgestellt wurde: Der eigentlichen "Zuckerkrankheit" geht in vielen Fällen eine Stoffwechselentgleisung voraus, die als metabolisches Syndrom bezeichnet wird. Vier Hauptmerkmale charakterisieren das Syndrom: Adipositas, vor allem im Bauchbereich, daneben fehlregulierte Blutfette, erhöhter Blutdruck und erhöhter Blutzucker, oftmals bereits verbunden mit einer Insulinresistenz.

"Wir sprechen beim metabolischen Syndrom daher auch vom tödlichen Quartett", sagt Mathias Heikenwälder, Stoffwechselexperte vom DKFZ, und erklärt weiter: "Das Bauchfett ist besonders gefährlich, was die Krebsentstehung angeht. Denn dieses Fettgewebe gibt Botenstoffe an die Umgebung ab, die Entzündungsreaktionen auslösen und die Wirkung von Insulin verringern, so genannte Adiponektine und Zytokine. Einige dieser Botenstoffe wirken auch als Wachstumsfaktoren. Sie regen andere Zellen zur Teilung an und begünstigen so auch das Tumorwachstum." Außerdem bilden die Fettzellen Östrogene, die in hormonsensitiven Gewebe von Brust und Gebärmutter das Zellwachstum ankurbeln können.

Besteht das metabolische Syndrom über Jahre hinweg, kann sich Typ-2-Diabetes entwickeln, weitere häufige Folgeerkrankungen sind Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfälle - und eben Krebs.

Doch die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des metabolischen Syndroms lassen sich abwenden - eine Anpassung des Lebensstils kann die krankhafte Entwicklung aufhalten. "Ernährung und Bewegung sind die Hebel, an denen Betroffene ansetzen müssen", sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am DKFZ.

Das heißt zunächst, sich bewusst und ausgewogen zu ernähren, mit ausgeglichener Energiebilanz. Ebenso entscheidend ist regelmäßige körperliche Bewegung, möglichst 30 Minuten täglich. Bewegung erhöht den Energieverbrauch und trägt so dazu bei, Übergewicht abzubauen. Doch die Medizinerin Weg-Remers weiß auch, wie schwer es den meisten fällt, jahrelange ungesunde Lebensgewohnheiten abzulegen. "Aber es lohnt sich: Wer rechtzeitig und konsequent gegensteuert, kann sein persönliches Risiko für Krebs und für andere schwere Folgeerkrankungen des metabolischen Syndroms erheblich senken."

Der Weltdiabetestag wurde von der International Diabetes Federation und der WHO eingeführt und erstmals am 14.  November 1991 begangen. Seit 2007 ist der Weltdiabetestag ein offizieller Aktionstag der Vereinten Nationen. Das Datum, der 14. November, wurde gewählt, um an den Geburtstag von Sir Frederick Banting zu erinnern, der gemeinsam mit Charles Best 1922 das Insulin entdeckte.

Information zu einem gesunden Lebensstil gibt es beim Krebsinformationsdienst unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/krebs-vorbeugen/ernaehrung-praevention/index.php

Individuelle Fragen zu einem gesunden Lebensstil beantwortet der Krebsinformationsdienst täglich von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter der kostenfreien Telefonnummer 0800-420 30 40 oder per Email unter krebsinformationsdienst@dkfz.de erreichbar.

Über das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs. Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Quellen

* Toshiaki Ohkuma, Diabetology 2018, DOI: https://doi.org/10.1007s00125-018-4664-5

** Uzair Ali Khan, Mahdi Fallah, Yu Tian, Kristina Sundquist, Jan Sundquist, Hermann Brenner, and Elham Kharazmi: Personal History of Diabetes as Important as Family History of Colorectal Cancer for Risk of Colorectal Cancer: A Nationwide Cohort Study Am J Gastroenterol 2020, DOI: https://doi.org/10.14309/ajg.0000000000000669

zuletzt bearbeitet: 18.11.2020 nach oben

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