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Diabetes 2030

Pressemitteilung: Novo Nordisk Pharma GmbH

Patientenwohl im Fokus von Politik und AMNOG

Diabetes 2030: Diskussionsrunde zur Gesundheitspolitik
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Mit insgesamt 10 Millionen Betroffenen sowie jährlich 500.000 Neuerkrankungen und einer krankheitsbedingten Sterblichkeit von 16 Prozent gehört Diabetes zu den großen Volkskrankheiten und damit Herausforderungen für das Gesundheitssystem in Deutschland. Vor diesem Hintergrund begrüßten die Teilnehmer der Veranstaltung "Diabetes 2030", zu der das Unternehmen Novo Nordisk eingeladen hatte, die Verankerung der Nationalen Diabetesstrategie im aktuellen Koalitionsvertrag. Über Möglichkeiten zur Umsetzung der Strategie in die Praxis diskutierten Vertreter von Fachgesellschaften, Krankenkassen, Patientenorganisationen, Politik und Selbstverwaltung am 1. und 2. März 2018 in der dänischen Botschaft in Berlin. Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Patientenwohl im Fokus aller Aktivitäten stehen und die Patienten als Betroffene auf allen Ebenen stärker eingebunden werden müssen.

Tagungspräsident Professor Dr. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe, Klinikdirektor im Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum NRW, UK RUB, und Vorsitzender der Stiftung "Der herzkranke Diabetiker (DHD), wies bei seiner Begrüßung auf neue Daten aus der deutschen Versorgungsforschung hin, die zeigen, dass Diabetes ein dominanter Mortalitätstreiber ist und deshalb neben der Primär-, insbesondere auch die Sekundärprävention von Organkomplikationen einen besonderen Stellenwert in der Versorgung einnehmen muss.

Mit dem vor drei Jahren durch die Veranstaltung "Diabetes 2030" begonnenen Dialog sei es gelungen, einen konstruktiven Austausch zwischen den verschiedenen Partnern im Gesundheitswesen anzustoßen. Jetzt gehe es darum, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Dazu gehöre, dass konkrete Lösungsansätze für die Herausforderungen in der Versorgung und bei der Finanzierbarkeit entwickelt werden. Neben dem wissenschaftlichen Fortschritt bei den therapeutischen Möglichkeiten komme der Bewertung und Akzeptanz dessen, was für den Patienten relevant ist, eine zunehmend zentrale Rolle zu.

Der zweite Tagungspräsident, der Gesundheitsökonom Professor Dr. Jürgen Wasem, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen, beleuchtete die Versorgungsstrukturen bei Diabetes und deren gesundheitsökonomische Auswirkungen. Seinen Angaben zufolge belastet die Erkrankung mit ca. 22 bis 25 Milliarden Euro jährlich das deutsche Gesundheitssystem, das entspricht 10 bis 12 Prozent der Gesamtausgaben in diesem Bereich. Ein umfassender und koordinierter Ansatz von Prävention bis Therapie sei zwingend geboten.

Nationale Diabetesstrategie: Meilenstein auf dem Weg zur besseren Versorgung

Mit der im Koalitionsvertrag verankerten Nationalen Diabetesstrategie sei jetzt ein wichtiger Meilenstein erreicht, waren sich Politiker, Patienten- und Ärztevertreter, Kostenträger und wissenschaftliche Fachgesellschaften einig.

"Wir wollen Verbesserungen für Diabetikerinnen und Diabetiker bewirken", so der Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Gesundheitsausschusses und Berichterstatter für Diabetes und Adipositas in der CDU/CSU-Fraktion, Dietrich Monstadt. "Mit der Nationalen Diabetesstrategie ist der Gesetzgeber gehalten, den Rahmen auszufüllen, um die Umsetzung vor Ort und auf allen Ebenen auf den Weg zu bringen." Auch die Bundestagesabgeordnete Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Gesundheitsausschuss, begrüßte die Aussage zur Nationalen Diabetesstrategie im Koalitionsvertrag. Entscheidend sei allerdings, wie die lokale Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und die Einbeziehung von Patienten gelingen werde.

"Es liegt jetzt an uns, Verbindlichkeit einzufordern", so Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Er hob zudem hervor, dass laut Koalitionsvertrag das Patientenwohl Orientierung für jegliche gesundheitspolitische Entscheidung sein müsse. "Die Patientenorganisationen erreichen Betroffene vor Ort, außerhalb des Arztkontakts", warb Dr. Klaus-D. Warz von der Deutschen Diabetes Föderation (DDF) für die stärkere Einbeziehung der Selbsthilfe. Sie sollten ausreichende finanzielle Mittel für eine professionelle Arbeit und zudem ein Stimmrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erhalten, forderte er.

AMNOG und Diabetes - ein lernendes System

Ein weiterer Teil der Veranstaltung widmete sich der Beurteilung von Antidiabetika im AMNOG-Prozess. Hier konstatierte Thomas Müller, Leiter der Abteilung Arzneimittel des G-BA: "Wir müssen bei Diabetes nicht nur auf die Kurzzeiteffekte sehen, sondern vor allem darauf achten, was für die Patienten in der längeren Entwicklung der Erkrankung relevant ist. Wenn wir durch moderne Arzneimittel die Lebensqualität der Patienten erhöhen oder Folgeerkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt verhindern, dann sind das absolut gute und richtige Investitionen."

Die lange geforderten und jetzt vorliegenden Outcome-Studien seien hochrelevant. "Auf der Grundlage der differenzierten Ergebnisse der Diabetes-Outcome-Studien konnte der G-BA weitere antidiabetische Wirkstoffe positiv bewerten. Damit hat sich das AMNOG auch in der Indikation Diabetes als lernendes System gezeigt!" Um weiter voranzukommen, sei aber auch ein Konsens der verschiedenen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften hinsichtlich der zu erreichenden Therapieziele nötig.

Wissen über die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten systematisch erweitern

Dr. Thomas Kaiser, Leiter des Ressorts Arzneimittelbewertung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), zeigte auf, dass die Erfassung von patientenberichteten Endpunkten (patient reported outcomes, PROs) verbessert werden müsse. Dies sei umso wichtiger, als es Symptome und Beschwerden einer Erkrankung gebe, die nur vom Patienten erfahren werden und nicht von außen beobachtbar sind. Ohne das Wissen zu PROs sei nur ein unvollständiges Bild über den Nutzen oder Schaden einer Therapie zu erhalten.

Auch Dr. Kristin Derlig, Referentin in der Abteilung Arzneimittel im G-BA im Bereich der frühen Nutzenbewertung, betonte den Stellenwert von validierten Fragebögen zu spezifischen PROs. Im Gegensatz zu anderen Indikationsgebieten lägen dem G-BA bisher noch keine verwertbaren Studienergebnisse zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit Antidiabetika vor.

"Die Fachgesellschaft unterstützt die Implementierung von PROs in klinischen Studien", so Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, stellvertretender Direktor des Universitätsklinikums Tübingen und Past-Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Generierung von patientenbasiertem Wissen sei wichtig, um die Versorgung zu verbessern und neue Substanzklassen zu entwickeln. Zusammen mit IQWiG und G-BA will die DDG eine "Toolbox" zur Bewertung von PROs für den Diabetesbereich erarbeiten. Die Hinzunahme von weiteren ärztlichen Organisationen, aber auch der pharmazeutischen Industrie und der Patientenvertreter, wurde von allen Beteiligten als notwendig erachtet. Ein Mapping zu Diabetes-relevanten PROs könne auch ein Teil der Nationalen Diabetesstrategie sein, schlug Dr. Kaiser vor.

Ausblick: Stärkung von Patienten, Prävention und Eigenverantwortung Die stärkere Einbeziehung von Patienten steht für Bastian Hauck, Gründungsmitglied und Vorstand DDH-M und diabetesDE, Gründer der #dedoc-Community, im Mittelpunkt künftiger Versorgungskonzepte. Die Eigenverantwortung von Patienten könne durch mehr Transparenz im System gestärkt werden. Wie viele weitere Teilnehmer forderte er ein ganzheitliches Denken von der Prävention bis hin zur Senkung der Mortalität, denn nur "wenn wir Silos aufbrechen, können wir die richtigen Entscheidungen treffen."

Die Veranstaltung machte insgesamt deutlich, dass die Stimme der Patienten stärker gehört und beachtet werden muss. Mit der Betonung des Patientenwohls und der Nationalen Diabetesstrategie hat die Politik bereits die richtigen Weichen gestellt. Jetzt wird es darum gehen, die Vereinbarungen in der Praxis umzusetzen. Der Konsens zur Etablierung von PROs in der Nutzenbewertung von Antidiabetika sei ein klarer Fortschritt auf dem Weg zu mehr Patientenorientierung und gemeinsamen Lösungen, hob Prof. Tschöpe in seinem Resümee hervor. Diesen Weg will die Dialogplattform "Diabetes 2030" weiterhin mit einem interdisziplinären und offenen Diskurs begleiten.

Quellen

  • International Diabetes Federation. Diabetes Atlas, 8th Edition (2017). [letzter Zugriff am 19. März 2018]

  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2018 [letzter Zugriff am 19. März 2018]

  • Köster I et al. (2013). Häufigkeit und Kosten der Komplikationen und Begleiterkrankungen des Diabetes - Ergebnisse der KoDiM-Studie 2010. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 23.-25. Oktober 2013, Berlin. Poster P03-172. DOI:10.3205/13dkvf240

  • Berechnungen Prof. Wasem, Vortrag bei der Veranstaltung Diabetes 2030 (data on file)

Bildunterschrift: Diskussionsrunde zur Gesundheitspolitik / v.l.n.r.: Thomas Hegemann (Moderation), Dr. Klaus-D. Warz (DDF), Dr. Wolfgang Kreischer (Hausärzteverband), Dr. Nikolaus Scheper (BVND), MdB Dietrich Monstadt (CDU/CSU), MdB Dr. Kirsten Kappert-Gonther (B90/Die Grünen), Dr. Jens Kröger (diabetesDE), Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland (DDG), Dr. Mani Rafii (BARMER)
Bildquelle: Novo Nordisk Pharma GmbH
Foto: Axel Gaube

zuletzt bearbeitet: 20.03.2018 nach oben

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