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Herausragende Diabetes-Projekte in Berlin ausgezeichnet
5. SilverStar Förderpreis "Aktiv für ältere Patienten"
Zum fünften Mal wurden in Berlin Projekte mit dem SilverStar Förderpreis der BERLIN-CHEMIE AG geehrt, die in besonderer Weise älteren Menschen mit Diabetes den Alltag mit der Erkrankung erleichtern. In der Kategorie Schulung wurde das Projekt "Sketchnotes als Erste-Hilfe-Diabetesberatung" der Bad Essener Diabetesberaterin Marlen Harms ausgezeichnet. In der Kategorie Versorgung erhielt das Projekt "Mobiles WundASS im Netzwerk Diabetischer Fuß", eingereicht von Dr. Dirk Hochlenert vom Centrum für Integrierte Diabetestherapie Köln, die Auszeichnung. Der Augsburger Schüler Timo Schuster bekam den Förderpreis in der Kategorie Innovative Idee für sein Projekt "Intelligente Tablettendose" verliehen. "Die Bewerbungen zeigen uns sehr deutlich, wie groß das Engagement der Menschen in Deutschland für den Diabetes ist. Der Einfallsreichtum für pfiffige Ideen und wegweisende Konzepte, die Menschen mit Diabetes ihr Leben ein klein wenig einfacher machen, ist großartig. Sie machen uns die finale Entscheidung nicht einfach", sagte Jurymitglied Torsten Flöttmann während der Preisverleihung in Berlin.Mit dem SilverStar Förderpreis initiierte die BERLIN-CHEMIE vor fünf Jahren einen Preis, mit dem besonders praxisorientierte Projekte aus ganz Deutschland ausgezeichnet werden sollen. Idee des Preises ist es, Personen und Institutionen zu ehren, die sich in besonderer Weise für die Lebensqualität älterer Menschen mit Diabetes engagieren. Dass dieses Thema in einer immer älter werdenden Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat, verdeutlicht die hohe Anzahl der Bewerbungen: In den fünf Jahren haben sich insgesamt 181 Projekte um den mit jährlich 25.000 Euro dotierten Förderpreis beworben. Unter den Bewerbern waren sowohl Praxen als auch Kliniken, ehrenamtliche Helfer und Selbsthilfegruppen, Apotheken und Unternehmen, PflegerInnen und Diabetes-Teams sowie Angehörige und selbst Betroffene. Auch das Alter der ausgezeichneten Personen zeigt die große Bandbreite der Projekte und Menschen, die sich engagieren. Während mit Edith Claußen 2013 die bislang älteste Preisträgerin geehrt wurde - sie erhielt den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk im Alter von 78 Jahren - steht in diesem Jahr Timo Schuster mit 15 Jahren als der bisher jüngste Preisträger auf der Bühne.
Sprachbarrieren überwinden mit Sketchnotes
Bilder sagen oft mehr als Worte. Mit ihrer Hilfe lassen sich neue Informationen leichter vermitteln und besser im Gedächtnis verankern. Das gilt auch für die Erstberatung von Patienten nach der Diagnose Diabetes. Besonders dann, wenn die Betroffenen zum Beispiel aufgrund ihres Alters kognitiv nicht mehr gut in der Lage sind, wichtige Informationen aufzunehmen, oder wenn die Patienten keine ausreichenden Deutschkenntnisse besitzen.
Die Diabetesberaterin Marlen Harms aus Bad Essen hat für diese Situationen "Sketchnotes als Erste-Hilfe-Diabetesberatung" entwickelt. Dabei handelt es sich um skizzenhafte Anleitungen, beispielsweise für das Messen von Blutzucker oder das richtige Vorgehen beim Spritzen von Insulin. Mit Hilfe der Skizzen gelingt es der Beraterin, ihren Patienten das Diabetesmanagement einfach und anschaulich zu vermitteln. "Ich habe festgestellt, dass wir über diese Zeichnungen sehr gut miteinander kommunizieren können. Das Diabetesmanagement wird in Bilder übersetzt, unabhängig von der gesprochenen Sprache." Die Vorgehensweisen werden in der Beratung so lange geübt, bis sie verstanden sind. Zu Hause dienen die Sketchnotes dann als Gedankenstütze. Daher werden sie durch Notizen während der Beratung individuell auf die persönliche Behandlung angepasst.
Die Jury lobt besonders den übertragbaren Charakter des Projektes. "Wir sehen einen enormen Vorteil darin, dass sich die Sketchnotes in verschiedensten Situationen einsetzen lassen", resümiert Dr. Martin Lederle, Ahaus, Laudator und Mitglied der Jury. "Bei der Beratung von älteren Menschen mit Diabetes sind sie sehr gut geeignet, um die Betroffenen zu erreichen und zur Mitarbeit zu motivieren. Mit Hilfe der Bilder lässt sich aber auch dann kommunizieren, wenn eine gemeinsame Sprache fehlt. Auf diese Weise kann mit ausländischen Mitbürgern, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, die Diabetesbehandlung aktiv erarbeitet werden."
Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms - telemedizinisch unterstützt in häuslicher Umgebung
Bei einem Diabetischen Fußsyndrom (DFS) ist eine regelmäßige Wundversorgung unabdingbar, um die Gehfähigkeit der Betroffenen zu erhalten und Amputationen zu vermeiden. Ohne einen Krankentransport ist es immobilen Patientinnen und Patienten jedoch meist nicht möglich, die Fußambulanz zu erreichen. Dieser Transport stellt für die schwerkranken Menschen eine zusätzliche Belastung dar und ist organisatorisch sehr aufwändig. Das Netzwerk Diabetischer Fuß in der Region Nordrhein hat deshalb mit dem "Mobilen WundASS" ein neuartiges Konzept entwickelt, um die ambulante Versorgungssituation dieser meist älteren Menschen zu verbessern.
Speziell weitergebildete Wundassistenten, die sogenannten WundASSe, besuchen immobile Menschen mit einem DFS in ihrer häuslichen Umgebung und führen dort eine Wundbehandlung durch, wie sie sonst in der Praxis durchgeführt würde (z. B. scharfes Debridement). Der delegierende Arzt kann zur Unterstützung der Wundfachkraft und zur Beantwortung von Fragen seiner Patientin oder seines Patienten telemedizinisch eingebunden werden. Die Betreuung zu Hause kommt bei den Patienten sehr gut an: "Sie merken, dass der Arzt sie nicht 'vergessen' hat und sich weiter um sie kümmert", weiß Dr. Dirk Hochlenert, Diabetologe aus Köln und Leiter des Projektes. Die Pflegekräfte in Heimen und in der ambulanten Pflege sind froh über den Besuch der Wundfachkraft. So erhalten sie direkte Rückmeldung zum Verlauf der von ihnen im Alltag durchgeführten Wundversorgung und können etwaige Schwierigkeiten persönlich besprechen.
Maßgeblich für die Auszeichnung mit dem SilverStar Förderpreis war der Signalcharakter, den das Projekt aussendet. Es verbessert die Versorgung einer großen Anzahl unterversorgter Menschen mit DFS. "Besonders positiv fällt auf, dass das Konzept bereits vorhandene Strukturen nutzt. Wir betrachten es zudem als Leistung, dass das 'Mobile WundASS' auch der großen Herausforderung einer steigenden Anzahl von Menschen mit multiresistenten Erregern begegnet", hebt Jurymitglied PD Dr. Matthias Frank, Neunkirchen, hervor. Deren Behandlung ist in der Praxis mit großen Schwierigkeiten verbunden. "Durch die Versorgung in häuslicher Umgebung kann die Gefahr der Keimverbreitung jetzt deutlich eingedämmt werden. Und für die Betroffenen bedeutet es eine große Erleichterung, zu Hause behandelt zu werden."
Dem Vergessen von Tabletten keine Chance geben
Eine effektive Behandlung des Diabetes mellitus mit oralen Antidiabetika ist nur dann möglich, wenn die Medikamente regelmäßig zu den dafür vorgesehenen Zeitpunkten eingenommen werden. Doch immer an ihre Medikamente zu denken, ist für viele ältere Menschen eine große Herausforderung. Helfen kann hier in Zukunft die "Intelligente Tablettendose". Über ein ständig am Körper zu tragendes Armband erinnert sie die Anwender an die Medikamenteneinnahme und stellt sicher, dass die richtigen Tabletten eingenommen werden. Entwickelt hat die Dose der Augsburger Schüler Timo Schuster. Mit ihr wollte er seiner Großmutter das Erinnern an die Tabletteneinnahme erleichtern.
Das Armband gibt Alarm, sobald die Medikamente zum eingestellten Zeitpunkt nicht der Tablettendose entnommen wurden. Das Piepen, Blinken und Vibrieren macht der Patientin oder dem Patienten unmissverständlich klar, dass es nun Zeit für die nächste Tablettenration ist. Ein grün leuchtendes Lämpchen markiert das Fach, in dem sich die Medikamente befinden. Sobald der Fotosensor an der Dose registriert, dass die Tabletten der Box entnommen wurden, stoppt der Alarm des Armbandes. Zusätzlich zeichnet eine integrierte Speicherkarte ein Entnahmeprotokoll auf. "Dadurch lässt sich zum Beispiel nachvollziehen, ob die Patientin oder der Patient die Tabletten regelmäßig eingenommen hat", erläutert Timo Schuster.
"Timo Schuster hat mit dem Projekt den Leitgedanken des SilverStar Förderpreises 'Aktiv für ältere Patienten' perfekt aufgegriffen", bringt Flöttmann die Begeisterung der Jury auf den Punkt. "Wir finden es großartig, mit welchem Engagement er seiner Großmutter die Therapie erleichtern wollte und dabei eine Idee entwickelt hat, die absolut alltagstauglich ist." Die Tablettendose gibt den älteren Menschen und ihren Angehörigen Sicherheit darin, die medikamentöse Therapie wie verordnet durchzuführen. "Unabhängigkeit und Selbstständigkeit können dadurch möglichst lange erhalten bleiben", erklärt Flöttmann in seiner Laudatio.
Weitere Informationen zum SilverStar-Förderpreis im Internet.
Quellen
Preisverleihung der BERLIN-CHEMIE AG im Rahmen des Diabetes Kongresses 2016 (DDG) am 4. Mai 2016 in Berlin
Bildunterschrift: v.l.n.r.: Joe Bausch, Dr. med. Martin Lederle, Dr. med. Dr. Univ. Rom Andrej Zeyfang, PD Dr. med. Matthias Frank, Dr. med. Dirk Hochlenert, Marlen Harms, Torsten Flöttmann, Timo Schuster, Dr. med. Gerald Engels
Bildquelle: BERLIN-CHEMIE AG
Foto: Tobias Schneider, Berlin