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Nachwuchswissenschaftlerin erhält Preis für Präventionsforschung
Risiko-Test für Typ-2-Diabetes vom DIfE auf Basis ihrer Arbeit weiterentwickelt
Am 04. November 2015 verleiht der Forschungsverbund Berlin e. V. den mit 3.000 Euro dotierten Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis an Dr. Kristin Mühlenbruch für ihre Dissertation am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Ihre Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, den von DIfE-Wissenschaftlern erstellten Risiko-Test für Typ-2-Diabetes (DIfE - DEUTSCHER DIABETES-RISIKO-TEST®) weiterzuentwickeln und zu präzisieren, der einen wichtigen Beitrag zur Diabetesprävention leistet. Zudem hat die junge Wissenschaftlerin die methodische Bewertung von Erweiterungen derartiger Vorhersagemodelle kritisch hinterfragt und deren Konzept verbessert.
In Deutschland sind schätzungsweise sechs Millionen Menschen an einem Diabetes erkrankt. Etwa 90 Prozent von ihnen leiden an einem Typ-2-Diabetes, der landläufig auch als Alterszucker bekannt ist. Die Krankheit beginnt schleichend, sodass sie oftmals viel zu spät erkannt wird - nämlich erst dann, wenn bereits Endorganschäden vorliegen. Zu den schweren Spätfolgen zählen Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Niereninsuffizienz, das diabetische Fußsyndrom sowie Erblindungen. Durch rechtzeitig angewandte, gezielte präventive oder therapeutische Maßnahmen lassen sich die Erkrankung und damit auch schwere Folgeschäden verhindern oder zumindest hinauszögern. Menschen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko mit Hilfe des Risiko-Tests zu identifizieren, könnte daher wesentlich dazu beitragen, viel persönliches Leid zu verhindern.
Um den vom DIfE erstmals 2007 anhand der Potsdamer EPIC-Studiendaten entwickelten Test weiter zu verbessern, ist Kristin Mühlenbruch im Rahmen ihrer Dissertation unter anderem der Frage nachgegangen, ob genetische Informationen die Vorhersagekraft des Tests präzisieren können. Wie sie zeigt, tragen Daten zu den bis dahin bekannten Diabetesgenen (insgesamt 42) nicht nennenswert dazu bei - Informationen zur familiären Vorbelastung allerdings schon. "Wir haben daher den Risiko-Test durch Fragen zur Familienanamnese erweitert und konnten die hierdurch verbesserte Aussagekraft des Tests in einer weiteren großen Bevölkerungsstudie, der MONICA/KORA-Studie, bestätigen", sagt Preisträgerin Kristin Mühlenbruch.
Neben ihren empirischen Untersuchungen und der aktiven Mitgestaltung des Fragebogen- und Online-Diabetes-Tests hat Mühlenbruch aber auch methodische Untersuchungen durchgeführt. "Sie hat ein häufig verwendetes methodisches Konzept zur Bewertung von Prädiktionsmodellen weiterentwickelt, welches zukünftig vor allem im Bereich der medizinischen Prädiktionsforschung umgesetzt werden sollte", sagt Prof. Matthias Schulze, der die Arbeiten der Nachwuchswissenschaftlerin betreut und am DIfE die Abteilung Molekulare Epidemiologie leitet. "Frau Mühlenbruch ist eine herausragende interdisziplinäre Leistung gelungen, die statistisch-methodische mit medizinisch-epidemiologischen Fragestellungen koppelt. Ihre Erkenntnisse sind sowohl für die methodische Forschung als auch für die Prävention einer der wichtigsten chronischen Krankheiten unserer Gesellschaft bedeutsam - letztere mit einem außerordentlich starken Praxisbezug", lobt Schulze.
Seit dem Jahr 2001 vergibt der Forschungsverbund Berlin einen Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis. Er wird jährlich an eine junge Wissenschaftlerin vergeben, die auf einem Gebiet tätig ist, das von den Instituten des Forschungsverbundes Berlin bearbeitet wird; die Arbeit muss jedoch nicht an einem Institut des Forschungsverbundes entstanden sein. Die Arbeitsfelder der Institute liegen u. a. in den Bereichen IuK-Technik, Strukturforschung, Optoelektronik und Laserforschung, Mikrosystemtechnik, Neue Materialien, Angewandte Mathematik, Molekulare Pharmakologie, Veterinärmedizin und Umweltforschung.
Bildunterschrift: Preisträgerin Dr. Kristin Mühlenbruch
Bildquelle: Claudia Basermann/bildschön Fotografie