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Neues vom 75. Kongress der Amerikanischen Diabetes-Assoziation (ADA)

6.000 kardiale Hochrisiko-Diabetespatienten über 2 Jahre verfolgt

Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz

Auf dem 75. Jubiläumskongress der Amerikanischen Diabetesgesellschaft wurde eine Fülle neuer Resultate vorgestellt, von denen einige angesprochen werden sollen, welche für Therapieentscheidungen wichtig sind:

Am 8. Juni 2015 wurden die Resultate der TECOS-Studie mit Sitagliptin (Januvia) präsentiert, worüber schon vorab berichtet wurde, siehe Kommentar zum DGE-Blog vom 25.4.2015: Bei etwa 14.500 Typ-2-Diabetespatienten, rekrutiert seit 2008, bestand zwischen Sitaglitptin und Placebo, zusätzlich zur bisherigen Therapie gegeben, kein Unterschied im kardiovaskulären Outcome und auch nicht in der Hospitalisationsrate wegen Herzinsuffizienz. Diese war bei Saxagliptin (Onglyza) erhöht gefunden worden, während sich bei Alogliptin (Nesina) in einer Analyse der EXAMINE-Studie nur ein Trend abgezeichnet hatte. Numerisch wurde unter Sitagliptin eine etwa doppelt so hohe Zahl bestätigter akuter Pankreatitiden beobachtet (23 Fälle gegenüber 12 im Plazebo-Arm). Der Unterschied war jedoch nicht signifikant. Pankreaskrebs wurde nur sehr selten registriert, im Verum-Arm numerisch seltener als unter Plazebo.

Eine Auswertung der SAVOR-TIMI53-Studie mit Saxagliptin ergab während 2 Jahren insgesamt keinen Unterschied in der Krebsrate zwischen der Verum- und Plazebo-Gruppe.

In der ELIXA-Studie wurden 6.000 kardiale Hochrisiko-Diabetespatienten über 2 Jahre verfolgt. Es zeigte sich kein kardiovaskulärer Nutzen dieses GLP-1-Analogs, was mancher erhofft haben mag, umgekehrt aber auch kein Schaden. In der anschließenden Diskussion antwortete Dr. Inzucchi auf eine Frage zum Preis: "You can purchase 10 years of a generic sulphonylurea with 1 month of a top dose GLP-1-agonist. The real question is: Is the extreme cost of these new compounds worth it?".

Über Sulfonylharnstoffe wurde eine neue Metaanalyse von 47 randomisierten, Plazebo-kontrollierten Studien über mindestens 1 Jahr an 37.650 Patienten präsentiert. Diese ergab, dass die Gesamt- und die kardiovaskuläre Mortalität, Schlaganfälle und Myokardinfarkte unter Sulfonylharnstoffen nicht erhöht waren. In der Diskussion wies Stefan Jacob aus Deutschland auf die mit Thomas Forst vor 2 Jahren publizierte Metaanalyse hin, in der ein gesteigertes kardiovaskuläres Risiko unter Sulfonyharnstoffen gefunden wurde. Diese Autoren hatten aber nicht plazebokontrollierte, randomisierte Studien analysiert, sondern 19 Kohorten- und Observationsstudien. Die Frage einer vielfach postulierten "kardiotoxischen" Wirkung von Sulfonylharnstoffen muß also weiterhin offen bleiben.

Literatur

zuletzt bearbeitet: 14.06.2015 nach oben

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