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Darm-Immunsystem: Neuer Angriffspunkt im Kampf gegen Diabetes?

Arzneimittel gegen Morbus Crohn senken eventuell auch den Blutzuckerspiegel

Der Darm scheint eine weitaus wichtigere Rolle bei der Entwicklung von Diabetes zu spielen, als bislang gedacht. Medikamente, die bisher gegen entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn eingesetzt werden, können möglicherweise auch Blutzuckerwerte senken. Eine Studie, die kürzlich im Fachmagazin Cell Metabolism veröffentlicht wurde, zeigt vielversprechende erste Ergebnisse.

Neuere Studien lieferten bereits erste Hinweise, dass die Darmschleimhaut eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt. Hier befinden sich rund 70 bis 80 Prozent der antikörperproduzierenden Zellen.

Die Wissenschaftler um Daniel A. Winer der University of Toronto fütterten übergewichtige Mäuse mit einer fett- und kalorienreichen Nahrung. Sie stellten fest, dass die Mäuse daraufhin mehr Immunzellen im Körper aufwiesen und zeitgleich weniger Zellen, die eine solche Immunantwort beenden können. Eine erste Schlussfolgerung der Autoren war, dass eine fettreiche Ernährung die Zellen im Darm dazu anregt, Antikörper zu produzieren. Das hat Auswirkungen auf das fragile Gleichgewicht des Immunsystems und löst eine chemische Kettenreaktion aus, die in der Folge die Darmwand schädigt. Diese kleinen undichten Stellen können die Entwicklung einer Insulinresistenz und letztendlich die Entstehung von Diabetes begünstigen.

Im nächsten Schritt versuchten die Forscher die Entzündungen auslösenden Immunzellen gleich zu Beginn zu stoppen: Sie verabreichten den übergewichtigen Mäusen Mesalizin (auch 5-Aminosalicylsäue, 5-ASA), einen entzündungshemmenden Arzneistoff, der bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn eingesetzt wird. Die Insulinresistenz ging daraufhin zurück und der Blutzuckerspiegel fiel auf ein annähernd normales Niveau.

"Mit dem Medikament konnten wir bei Mäusen Typ-2-Diabetes verhindern", so der Studienautor Daniel A. Winer. Sollte das Medikament auch beim Menschen wirken, könnte es für die Prävention und Therapie von Diabetes eine wichtige Rolle spielen. Weitere Studien bleiben abzuwarten.

Quellen

zuletzt bearbeitet: 03.06.2015 nach oben

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