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Gallensteine erhöhen Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wissenschaftlerteam veröffentlicht neue Studienergebnisse

Wie eine große Langzeit-Beobachtungsstudie mit 46.468 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern aus Potsdam und Heidelberg zeigt, haben Menschen mit Gallensteinen ein um 24 Prozent erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Wissenschaftlerteam um Cornelia Weikert vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung publizierte seine Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift European Journal of Preventive Cardiology (Wirth, J. et al. 2013, DOI: 10.1177/2047487313512218).

Gallenstein- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten in Ländern mit westlichem Lebensstil häufig auf. Bislang hatten nur sehr wenige Studien untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen besteht. Daher analysierten die Forscher um die Medizinerin und Epidemiologin Cornelia Weikert die Daten von zwei großen deutschen Studienpopulationen, die Teil der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)[*] sind. Die Forscher erfassten u. a. Daten zu Gallensteinerkrankungen, zu Gallenblasenentfernungen sowie zu erstmals aufgetretenen Schlaganfällen und Herzinfarkten über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Jahren und werteten sie hinsichtlich bestehender Zusammenhänge aus. In dem Beobachtungszeitraum erkrankten 507 Personen erstmals an einem Herzinfarkt, 412 Menschen erlitten einen Schlaganfall.

"Unsere Studie ist die erste prospektive[**] Beobachtungsstudie, die den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Gallensteinen und dem Risiko für sowohl Herzinfarkt als auch Schlaganfall untersucht hat", sagt Janine Wirth, Erstautorin der wissenschaftlichen Arbeit. "Die Studiendaten weisen nicht nur auf einen Zusammenhang hin, sondern zeigen auch, dass Menschen, die sich einer Gallenblasenentfernung unterzogen haben, keinerlei Vorteile hinsichtlich des Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisikos aus diesem Eingriff ziehen. Dies hatten frühere Studien annehmen lassen", ergänzt die Autorin weiter. "Ein erhöhtes Risiko gerade bei Personen mit Gallenblasenentfernung könnte auf eine schwerere und länger andauernde Erkrankung hinweisen, die dann wiederum mit einem größeren Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko verbunden ist", erklärt Cornelia Weikert, die die Arbeitsgruppe Herz-Kreislauf-Epidemiologie am DIfE leitet.

Bereits 2010 hatte eine Studie[***] von Cornelia und Steffen Weikert gezeigt, dass Menschen mit Gallensteinen ein um 42 Prozent erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes besitzen. Daher empfiehlt Cornelia Weikert Ärzten, die Gallensteine bei ihren Patienten diagnostizieren, bei der Weiterbetreuung sowohl das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch das erhöhte Typ-2-Diabetes-Risiko zu berücksichtigen und geeignete Ernährungs- und Lebensstiländerungen zu empfehlen.

Hintergrundinformation

* Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) untersucht die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes. An ihr sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. Die Potsdamer EPIC-Studie ist mit mehr als 27.000 und die Heidelberger EPIC-Studie ist mit mehr als 25.000 Teilnehmern ein Teil der EPIC-Studie.

** prospektiv (vorausschauend); Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann - ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

*** Cornelia Weikert and Steffen Weikert et al., American Journal of Epidemiology; 2010; DOI: 10.1093/aje/kwp411

zuletzt bearbeitet: 20.11.2013 nach oben

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