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Chronische Erkrankungen wie Diabetes erschweren Notfall-Diagnostik

Alte Menschen als Hochrisikopatienten in Notaufnahmen

Mehr als die Hälfte aller Notfallpatienten, die stationär aufgenommen werden müssen, sind älter als 65 Jahre. Mit einer zunehmend älteren Bevölkerung steigt auch deren Anteil in Notaufnahmen künftig an. Meist sind Betroffene vorerkrankt und leiden etwa an Diabetes, Herzerkrankungen oder Osteoporose. Dies erschwert eine schnelle Behandlung von Akutfällen und erhöht die Komplikationsrate. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V. (DGINA) hin.

Welche ethischen Fragen sich insbesondere bei dementen Patienten ergeben und warum Patientenverfügungen immer wichtiger für eine schnelle, patientengerechte Versorgung im Notfall werden, diskutieren Experten anlässlich der 7. Jahrestagung der DGINA auf einer Pressekonferenz am 21. September 2012 in Berlin.

Im Jahr 2050 wird ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre sein. "Beobachtet man diese Entwicklung, so gehen wir davon aus, dass immer häufiger ältere Menschen in die Notaufnahmen kommen", prognostiziert Professor Dr. med. Rajan Somasundaram, Tagungspräsident der DGINA-Jahrestagung. "Von rüstig bis zu chronisch krank und dement sind ältere Patienten eine ausgesprochen heterogene Patientengruppe." Ein notfallmedizinisches Problem richtig einzuschätzen sei dadurch erschwert und hänge von wesentlich mehr Faktoren ab als bei jungen Menschen.

Denn geriatrische Patienten weisen durchschnittlich drei bis neun chronische Erkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder Herzkreislauferkrankungen auf. Behandelnde Ärzte müssten hier zwischen Symptomen des notfallmedizinischen Problems und Begleitsymptomen der Vorerkrankung unterscheiden, gibt Somasundaram zu bedenken. Leide ein Patient an Demenz, komme ein weiterer Faktor hinzu, der die richtige Diagnostik und Therapie erschwert: "Eine akut zunehmende Verwirrtheit bei diesen Patienten wird oft auf die Demenz zurückgeführt, dabei kann sie aber auch Ausdruck einer schweren Infektion oder Dehydrierung sein", so der Leiter der Interdisziplinären Rettungsstelle am Campus Benjamin Franklin, an der Charité Universitätsmedizin, Berlin.

"Da in der Notaufnahme wichtige Weichen für die weitere Behandlung gestellt werden, müssen wir Betroffene soweit es geht in die Entscheidungen involvieren und ihre Bedürfnisse berücksichtigen", erklärt Somasundaram. "In jedem Fall ist uns Notfallmedizinern wichtig, dass nicht über den Kopf des Patienten hinwegentschieden wird". Kann der Patient über weitere Schritte nicht mehr befragt oder informiert werden - etwa im Koma - spiele immer häufiger eine Patientenverfügung eine entscheidende Rolle. "Wir empfehlen jedem, präventiv eine solche abzuschließen", empfiehlt DGINA-Präsident Professor Dr. med. Christoph Dodt. Zwar sei die Interpretation der Patientenverfügung in einer Notfallsituation nicht immer einfach. Doch erlaube sie dem Team in der Notaufnahme in vielen Fällen, medizinische Schritte einzuleiten, die auch dem Patientenwunsch entsprechen.

"Um die steigende Patientenzahl in Notaufnahmen zukünftig optimal und schnell versorgen zu können, muss sich auch die Notfallmedizin zunehmend mit älteren Patienten befassen und Konzepte für medizinische und ethische Lösungen erarbeiten", so Dodt. Dies sowie die zunehmend große Rolle der Patientenverfügung schlägt sich auf das Programm der diesjährigen DGINA-Jahrestagung nieder und ist ebenfalls Thema der Pressekonferenz am 21. September in Berlin.

zuletzt bearbeitet: 18.09.2012 nach oben

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