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DMP-Leitlinien für Typ-1-Diabetes - Insulinanaloga nicht berücksichtigt
Aktualisierung auch für moderne Insuline erforderlich
IQWiG-Empfehlungen zum Änderungsbedarf stehen nicht im Einklang mit eigenen Analysen
Bei einer systematischen Leitlinienrecherche findet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zahlreiche evidenzbasierte Empfehlungen für den Einsatz moderner Insuline. Trotzdem leitet es daraus keinen potenziellen Überarbeitungsbedarf für das deutsche Disease-Management-Programm (DMP) zu Typ-1-Diabetes ab. Eine Aktualisierung würde den Betroffenen die Vorteile moderner Insuline - auch Insulinanaloga genannt - frühzeitiger und umfassender zugänglich machen.
"Moderne Insuline bieten in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 viele Vorteile", stellt Dr. Gundula Schneidewind, Director Public and Government Affairs von Novo Nordisk Deutschland, dazu fest. "Die vom IQWiG vorgelegten Empfehlungen gehen auf die vorliegende Evidenz für den Einsatz moderner Insuline nicht ein, die das Institut in eigenen Analysen festgestellt hat."
Das IQWiG konstatiert in seinem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht zum Änderungsbedarf für das DMP zu Typ-1-Diabetes, dass Insulinanaloga in mehreren internationalen Leitlinien mit teils hohem Empfehlungsgrad als Therapie der Wahl angesehen werden.[1] Auch in seinen Nutzenbewertungen findet das IQWiG Vorteile für moderne Insuline im Vergleich zu herkömmlichem Humaninsulin.[2,3] Dies betrifft beispielsweise nächtliche Unterzuckerungen, die für Menschen mit Diabetes akut und langfristig lebensbedrohlich sein können. Dennoch definiert das IQWiG in seiner Bewertung Humaninsulin als "Goldstandard", obwohl für Humaninsulin entsprechende Evidenz nie nachgewiesen wurde. Für die Teilnehmer im deutschen DMP soll Humaninsulin weiterhin vorrangig verordnet werden.
Dr. Schneidewind dazu: "Es ist aus medizinischer Sicht nicht erklärlich, warum deutsche DMP-Teilnehmer weiterhin nicht frühzeitig von den Vorteilen moderner Insuline profitieren dürfen. Moderne Insuline können nachgewiesenermaßen helfen, seltener Unterzuckerungen zu erleiden und die Risiken diabetischer Komplikationen zu reduzieren."
Insulintherapie bei Typ-1-Diabetes
Die Insulintherapie ist für etwa 300.000 bis 400.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland[3] überlebenswichtig. Die Insulintherapie erfordert die ständige Kontrolle und Abstimmung von Blutzuckerwert, Essenszufuhr und körperlicher Aktivität. Eine normnahe Einstellung des Blutzuckers unter Vermeidung schwerer oder wiederkehrender Unterzuckerungen und die selbstbestimmte, flexible Lebensführung gehören zu den DMP-relevanten Zielen.
Quellen
- IQWiG: [V09-03] Systematische Leitlinienrecherche und -bewertung sowie Extraktion neuer und relevanter Empfehlungen für das DMP Diabetes mellitus Typ 1. Abschlussbericht veröffentlicht am 22.08.2011. www.iqwig.de/dmp-typ-1-diabetes-aktuelle-leitlinien-zeigen.1343.html
- www.iqwig.de/kurzwirksame-insulinanaloga-bei-diabetes-mellitus.658.html
- www.iqwig.de/langwirksame-insulinanaloga-bei-typ-1-diabetes.1033.html
- www.diabetesde.org/ueberdiabetes/wasistdiabetes/diabetesin_zahlen/
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