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Übergewicht und Diabetes bei Einschulung leicht rückläufig auf weiterhin hohem Niveau

Schuleingangsuntersuchung aus dem Jahr 2008 zeigt bessere Ergebnisse als 2004

Die bundesweite Auswertung von obligaten Schuleingangsuntersuchungen an mehr als 607.000 Einschulkindern aus dem Jahr 2008 zeigt im Vergleich zu 2004 erstmals einen leichten Rückgang um 3 % bei übergewichtigen und 1,8 % bei adipösen Kindern.

"Wir freuen uns über dieses Ergebnis, auch wenn wir letztlich keine Informationen darüber haben, woher dieser Trend kommt und wie stabil er ist", so der Kommentar von Prof. Dr. med. Martin Wabitsch, Vorstand der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) und Initiator der Studie. Es bestehe auch deshalb kein Grund zur Entwarnung, weil die Zahlen übergewichtiger und adipöser Kinder insgesamt weiter auf hohem Niveau blieben. In zwei Bundesländern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, seien sogar weiter leichte Zunahmen festgestellt worden, so der Ulmer Kinder- und Jugendarzt.

Aktuell liegen die Befundhäufigkeiten bei Kindern mit Übergewicht zum Zeitpunkt der Einschulung zwischen 8,4 % (Sachsen) bis 11,9 % (Bremen und Thüringen) und bei Kindern mit Adipositas zwischen 3,3 % (Brandenburg, Sachsen) und 5,4 % (Saarland).

"Im Einschulalter weisen Kinder die niedrigsten Übergewichtshäufigkeiten auf", bestätigt Prof. Dr. med. Hans Hauner, Präsident der DAG. "Die eigentlich kritischen Phasen sind die Präpubertät und die Pubertät, hier liegt die Häufigkeit von Übergewicht/Adipositas um das Zwei- bis Dreifache höher. Darüber haben wir jedoch keine Daten, weil spätere Schuluntersuchungen ganz gestrichen wurden", so der Präsident.

Auch zu der Wirksamkeit der 2008 von der Bundesregierung initiierten Kampagne "In Form", die zum Ziel hat, Übergewicht in Deutschland zu senken, habe die Öffentlichkeit bislang keine Informationen. Eine nachhaltige Prävention sei jedoch nur mit nachhaltigen und effizienzgeprüften Maßnahmen zu erreichen, mahnte Hauner an.

"Wissenschaftlich ist klar: Wer Übergewicht vorbeugen will, sollte vor allem weniger zuckerhaltige Getränke und "Fast Food" zu sich nehmen, die Fernseh- und Computerzeiten reduzieren und sich im Alltag mehr bewegen. Eltern und Erzieher sollten sich immer bewusst sein, dass sie hier eine besonders wichtige Vorbildfunktion für Kinder haben", rät Wabitsch. Ebenfalls seien qualitätsgesicherte, vorbeugende Programme an Kindertagesstätten und Schulen wirksam, so der Experte. Die Umstellung auf gesündere Verhaltensweisen werde aber nur dann dauerhaft gelingen, wenn die Lebensbedingungen dies zuliessen, dazu gehöre z. B. die Umsetzung der 7 Sydney-Prinzipien (s. link unten) und der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor der Vermarktung von zuckerhaltigen und energiedichten Lebensmitteln, so Wabitsch.

Um die Implementation nachhaltiger, politischer Strategien zur Gesundheitsförderung, zur Vermeidung von Übergewicht, Adipositas und nichtübertragbaren Krankheiten zu fördern, engagiert sich die Deutsche Adipositas-Gesellschaft in der Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (s. auch Pressemitteilungen der DAG vom 21.08.11 und 23.08.11).

Weitere Informationen

Literatur

  • Moss, A.M.; Klenk, J.; Simon, K.; Thaiss, H.; Reinehr, T.; Wabitsch, M.: Declining prevalence rates for overweight and obesity in German children starting school Eur J Pediatr (in press). Published online: 13. July 2011: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21750902

  • Moss A, Wabitsch M, Kromeyer-Hauschild K, Reinehr T, Kurth BM.: [Prevalence of overweight and adiposity in German school children] Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2007 Nov;50(11):1424-31.

  • Nagel G, Wabitsch MKA, Galm C, Berg S, Brandstetter S, Fritz M, et al.: Secular changes of anthropometric measures for the past 30 years in South-West Germany Eur J Clin Nutr 2009 Aug 19;63(12):1440-3.

  • Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), Ernährungskommission der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie (SGP): Empfehlungen zum Verzehr zuckerhaltiger Getränke durch Kinder und Jugendliche Monatsschrift Kinderheilkunde 2008 Volume 156, Number 5, 484-487, DOI: 10.1007/s00112-008-1748-1

  • Wabitsch M, Moss A. et al.: Evidenz-basierte Leitlinie zur Therapie der Adipositas im Kindes- und Jugendalter (S3-Leitlinie), Stand: 2009 www.a-g-a.de und www.leitlinien.net.

zuletzt bearbeitet: 25.08.2011 nach oben

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