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Neue Impulse für die Diabetesforschung
Eines von sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung ist jetzt das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Dresdner Hochschulmedizin ist insgesamt dreimal dabei
An drei der insgesamt sechs von der Bundesregierung initiierten Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung sind die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus und das gleichnamige Universitätsklinikum beteiligt. In Gegenwart des Sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich präsentierten der Dekan der Medizinischen Fakultät, die Klinikumsvorstände, hochrangige Vertreter Deutscher Forschungseinrichtungen sowie Dresdner Wissenschaftler diese Erfolgsbilanz am Montag, den 20. Juni im Medizinisch-Theoretischen Zentrum der Fakultät.
Mit den Partnerstandorten des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung sowie der Deutschen Zentren für Diabetesforschung und für Neurodegenerative Erkrankungen belegt die sächsische Landeshauptstadt Platz drei in der Liga der deutschen Hochschulmedizin. Aufgrund der erfolgreichen Teilnahme an den Wettbewerben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) werden von Dresden aus wichtige Impulse im Kampf gegen die großen Volkskrankheiten ausgehen. Klinikum und Fakultät setzten bei den erfolgreichen Bewerbungen teilweise auf die Partnerschaft renommierter Institutionen wie das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und das Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik.
Das BMBF stellt bis 2015 rund 700 Millionen Euro für die Etablierung der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung zur Verfügung. Ein Teil dieser Mittel steht Dresdner Forschern zur Verfügung, die damit ihre in den vergangenen Jahren aufgebauten Forschungsstrukturen und -projekte weiter ausbauen können. Durch eine enge Zusammenarbeit unter den Akteuren sollen die Forschungsergebnisse schneller als bisher beim Patienten ankommen. Deshalb werden mit den Zentren der Gesundheitsforschung die Grenzen zwischen präklinischer und klinischer Forschung überwunden, Fächer- und Institutsgrenzen spielen keine Rolle mehr. Dabei stehen die Zentren für die Integration universitärer und außeruniversitärer Forschung, ohne die Forschungsfreiheit der einzelnen Institutionen einzuschränken.
"Wir sind stolz darauf, dass sich die Ärzte und Wissenschaftler von Klinikum und Fakultät in dem harten Wettbewerb um die besten Konzepte, Forscher und Infrastrukturen behaupten konnten. Die jetzt erreichte Spitzenposition haben wir uns hart erkämpft", sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums. "Mit dem Zuschlag für gleich drei der Partnerstandorte Deutscher Zentren für Gesundheitsforschung belegen wir Platz drei in der Liga der deutschen Hochschulmedizin und müssen lediglich den beiden renommierten Standorten Heidelberg und Tübingen den Vortritt lassen", sagt Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät. In weniger als 20 Jahren nach der Neugründung der Fakultät sei es gelungen, die Vision in eine erfolgreiche Strategie zu übersetzen.
Die Themen der Partnerstandorte - Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Diabetes - fügen sich somit nicht von ungefähr in die seit Jahren verfolgten und ausgebauten Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus. Und mit der Vernetzung der universitären und außeruniversitären Partner agieren die Standorte im Geiste der Exzellenz-Bewerbung der TU Dresden und des Dresden Concept. Denn Forschung findet heute im Netzwerk und nicht "im stillen Kämmerlein" statt. Der Erfolg im Wettbewerb um die drei Partnerstandorte bildet einen Meilenstein, aber er ist nicht das Ziel, sondern in Folge hoffentlich und vor allem die Voraussetzung für das Einwerben weiterer Forschungsprojekte in für Dresden bisher nicht erreichbaren Dimensionen.
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD) ist ein nationaler Verbund, der Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung bündelt und Grundlagenforschung, translationale Forschung, Epidemiologie und klinische Anwendung verzahnt.
Das DZD will mit dem Verbund exzellenter Forschungseinrichtungen, mit modernen biomedizinischen Technologien, neuen Methoden und Forschungsansätzen wesentlich zur Aufklärung der Krankheitsentstehung, zur Entwicklung von evidenzbasierter Prävention, zur Vorsorge- und Versorgungsforschung und schließlich zu individualisierten, kausalen Therapien beitragen. Verschiedene Forschungsgruppen untersuchen deshalb aus unterschiedlichen Blickwinkeln Risiko, Entstehung, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten des Diabetes. Der Dresdner Beitrag beinhaltet die Erforschung der Pathophysiologie des Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2.
Den Schwerpunkt bilden hierbei die Mechanismen, welche die Zerstörungen und/oder eingeschränkt Funktion pankreatischer Betazellen und die unzureichende Insulinausschüttung bedingen. Themen sind dabei beispielsweise die Transplantation menschlicher pankreatischer Inseln, die Identifizierung neuer Therapieziele zur Erhöhung der beta-Zellmasse und Insulinsekretion sowie die Prävention und Immuntoleranz für Typ-1-Diabetes.
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) wurde 2009 vom BMBF als eine Forschungseinrichtung der Helmholtz-Gemeinschaft mit einer neuen Struktur gegründet: Es besteht aus acht Standorten in ganz Deutschland, an denen Wissenschaftler in enger Kooperation mit Universitäten, Universitätskliniken und weiteren Partnern die Ursachen neurodegenerativer Erkrankungen erforschen und neue Behandlungsansätze sowie Versorgungsstrategien entwickeln. Der DZNE-Standort Dresden widmet sich der Stammzellforschung und der regenerativen Medizin.
Bei neurodegenerativen Erkrankungen sterben Zellen im Gehirn ab. Das Gehirn kann diesen Zellverlust bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Man weiß heute, dass Sport und geistige Aktivität Kompensationsmechanismen des Gehirns anregen und damit das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, senken können. Der Hippocampus - eine Gehirnregion, die bei der Gedächtnisbildung eine wesentliche Rolle spielt - reagiert auf Sport und geistige Aktivität mit der Neubildung von Nervenzellen. Diese zentrale Beobachtung von Wissenschaftlern des DZNE Dresden bildet die Grundlage des Standorts. Ziel der Forschung ist es, die Kompensationsmechanismen genauer zu verstehen und zu untersuchen, welche Möglichkeiten nicht-pharmakologische Interventionen bieten, die Leistungsfähigkeit des Gehirns bei neurodegenerativen Erkrankungen wieder zu steigern.
Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK)
Die Partnerschaft des Deutschen Krebsforschungszentrums mit sieben universitären Standorten geht auf eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zurück. Das Konsortium soll dazu beitragen, aktuelle Forschungsergebnisse noch schneller in die Patientenversorgung zu übertragen. An jedem der Partnerstandorte wird ein Translationszentrum eingerichtet, das gemeinsam vom DKFZ und der jeweiligen Universität getragen ist. Ein international besetztes Gutachtergremium bescheinigte dem Gesamtkonzept des Konsortiums höchste Exzellenz. Das Konsortium wird großzügig gefördert, sein Jahresbudget wird von 5 Mio. Euro in diesem Jahr schrittweise anwachsen, ab 2014 wird es jährlich ca. 30 Mio. Euro erhalten.
Das wissenschaftliche Gesamtkonzept der Partner im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung sieht sieben translationale Forschungsprogramme auf den Gebieten Signalwege der Krebsentstehung, Molekulare Diagnostik von Krebserkrankungen, Tumorimmunologie, Stammzellen und Krebs, Therapieresistenz, Krebsvorbeugung und Früherkennung sowie den Dresdner Schwerpunkt "Bildgebung und Strahlentherapie" vor.
Darüber hinaus wird es fünf Forschungsplattformen geben, die allen Partnerstandorten zur Verfügung stehen: Die Klinische Kommunikationsplattform soll es ermöglichen, Patienten nach einheitlichen Bedingungen zu diagnostizieren, um sie anschließend in großen Klinischen Studien bestmöglich zu behandeln. Verschiedene Service-Einheiten erlauben die Auslagerung von Routinelaborarbeiten und damit deren Durchführung nach einheitlichen Standards. Präklinische Modelle ermöglichen den gemeinsamen Zugang zu Tieren, die aufgrund einer genetischen Veränderung bestimmte Krebserkrankungen entwickeln. In der Wirkstoffentwicklung setzt man auf ausgewählte Gebiete und auf die Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie. Und schließlich sollen in der School of Oncology Naturwissenschaftler und Mediziner auf dem Gebiet der translationalen Krebsforschung auf höchstem Niveau ausgebildet werden.
Medizin schafft Wachstum und Arbeitsplätze
Die Entscheidung für Dresden als Partnerstandort der genannten drei Zentren der Gesundheitsforschung verdeutlicht die Attraktivität des Forschungsstandortes. Diese Dynamik der Dresdner Hochschulmedizin bei Forschung, Lehre und Krankenversorgung hat nicht nur für die Wissenschaft, die Studierenden und die Patienten positive Auswirkungen. Als drittmittelstärkste Fakultät der TU Dresden warben Medizin und Zahnmedizin 2010 annähernd 44 Millionen Euro an Forschungsgeldern ein, mit deren Hilfe etwa 500 zusätzliche hochqualifizierte Arbeitsplätze finanziert werden können.
Für jeden Euro Landeszuschuss des Freistaates wirbt die Fakultät circa einen Euro zusätzlich ein. Das schafft größere Spielräume für die Spitzenforschung. So kann die Hochschulmedizin im Wissenschaftsnetzwerk der Dresdner Forschungsgemeinschaft kompetente Ansprechpartner für zahlreiche Projekte bieten und die Ansiedlung von Schlüsselindustrien der Zukunft fördern. Fakultät und Klinikum sind bestens vernetzt mit einer Vielzahl von Unternehmen des medizinischen und medizintechnischen Sektors im lokalen, regionalen wie überregionalen Umfeld - und deshalb nicht zuletzt auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit einer enormen Wertschöpfung und Beschäftigungswirkung für Sachsen, wie Prof. Armin Töpfer von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden in einem Gutachten eindrucksvoll aufzeigte. Jeder vom Freistaat an die Dresdner Hochschulmedizin gegebene Euro ist also eine nachhaltige Investition in die wissenschaftliche und wirtschaftliche Zukunft Sachsens.
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