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Jede fünfte Frau mit Normalgewicht hat eine Insulinresistenz

Neue Daten zur Häufigkeit einer Vorstufe des Typ-2-Diabetes

Mit zunehmendem Körpergewicht steigt das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Aber auch vor dem Auftreten einer diabetischen Stoffwechselstörung haben Übergewichtige signifikant häufiger eine Insulinresistenz, die eine Facette des sogenannten metabolisch-vaskulären Syndroms ist. An einer Insulinresistenz können aber auch normalgewichtige, anscheinend gesunde Menschen erkranken. Darauf weist die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) anlässlich einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Präventive Medizin in Berlin hin.

Bereits bekannt ist, dass diese die Blutgefäße schädigen kann, und bei Betroffenen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Durch die Bestimmung von Blutzucker und Insulin in einem Glukosebelastungstest und die Berechnung spezieller Indizes ist die Insulinresistenz frühzeitig diagnostizierbar. Gesunde Ernährung sowie Bewegung können die Sensitivität der Körperzellen für Insulin wieder verbessern und somit das Risiko von Folgeerkrankungen verringern.

An der Studie beteiligten sich 289 normalgewichtige Frauen zwischen 17 und 56 Jahren, die keine Medikamente zu sich nahmen. An ihnen wurde ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) mit Messung der Blutzuckerwerte und des Insulins durchgeführt. Das Ergebnis: Keine Teilnehmerin hatte Typ-2-Diabetes, jedoch 22,5 Prozent eine Insulinresistenz. Bei dieser sind die Blutzuckerwerte auf nüchternen Magen nicht erhöht. Der Körper benötigt jedoch mehr Zeit, um nach einer Mahlzeit den Zucker zu verwerten. "Es ist noch genügend Insulin im Blut vorhanden", erläutert PD Dr. med. Rainer Lundershausen, Pressesprecher der DDG. "Doch seine Wirkung an den glukoseverwertenden Zellen hat nachgelassen."

Bereits bekannt ist, dass nicht nur Diabetes mellitus, sondern auch eine Insulinresistenz die Blutgefäße schädigen kann und sich das Risiko für Folgeerkrankungen erhöht: Dazu gehören insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Es ist deshalb sinnvoll, diese Vorstufe des Typ-2-Diabetes frühzeitig zu erkennen und mit einer Ernährungsumstellung sowie ausreichend Bewegung die Folgen zu verhindern, so die DDG.

Die Ergebnisse belegen, dass - neben dem Übergewicht - auch andere Risikofaktoren für eine Insulinresistenz eine wichtige Rolle spielen: Bei den normal gewichtigen Frauen könnten die genetische Veranlagung, ein Schwangerschaftsdiabetes der Mutter, ein niedriges Geburtsgewicht oder hormonelle Faktoren die Insulinresistenz verursacht haben, vermuten die Autoren. Auch das Alter spielt eine Rolle: Die über 50-Jährigen hatten in der Untersuchung häufiger eine Insulinresistenz als die unter 50-Jährigen.

Gewissheit gibt ein oGTT mit Glukose- und Insulinbestimmung. Die aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass bei entsprechender Prädisposition dieser Test unabhängig von Körpergewicht und Alter sinnvoll sein kann.

Quellen

  • L. Moltz, R. W. Holl, Primäre und sekundäre Insulinresistenz: Konzentrationen von Glukose und Insulin bei normgewichtigen, anscheinend gesunden Probandinnen. Diabetologie 2010; 5: 372-378 DOI 10.1055/s-0030-1262712
  • L. Moltz, R. W. Holl, Primäre und sekundäre Insulinresistenz Konzentrationen von Glukose und Insulin bei übergewichtigen bzw. adipösen Patientinnen. Diabetologie 2010; 5: 379-385 DOI 10.1055/s-0030-1262713

zuletzt bearbeitet: 07.02.2011 nach oben

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