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Diabetes-Heilung nicht möglich

Berufsverband "BdSN" nimmt Stellung zu fehlerhaftem Bericht

Diabetes Mellitus Typ 2 ist nicht heilbar. Dies unterstreicht der Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen in Nordrhein (BdSN). Der Verband nimmt damit Stellung zu einem kürzlich in mehreren Zeitungen erschienen Artikel zur angeblichen Diabetes-Heilung. In dem Bericht stellt ein Chirurg des Monheimer St.-Josef-Krankenhauses die Behauptung auf, Diabetes Typ 2 sei durch eine sogenannte Adib-Operation heilbar. Bei dieser Operation werden Teile des Magens und des Dünndarms entfernt, damit der Körper anschließend den Insulinhaushalt selbstständig wieder regulieren kann. Dr. Matthias Kaltheuner, Vorstandsmitglied des BdSN: "Wir würden uns freuen, wenn es anders wäre, aber leider ist eine Heilung des Diabetes derzeit einfach nicht möglich."

Operationen der beschriebenen Art sollten nur unter bestimmten Umständen durchgeführt werden, erklärt Dr. Kaltheuner. Den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft zufolge muss massives Übergewicht bestehen: "Eine Adib-OP sollte bei einem Diabetiker nur dann durchgeführt werden, wenn der Body Mass Index (BMI) über 35 liegt. Alle Operationen bei Menschen, die mit dem BMI unter diesem Wert liegen, sind ethisch äußerst fragwürdig", erklärt Dr. Hans-Jürgen Kissing, ebenfalls im Vorstand des BdSN. Einen BMI von 35 hätten beispielsweise eine 90 Kilogramm schwere und 1,60 Meter große Frau oder ein 113 Kilogramm schwerer Mann mit einer Körpergröße von 1,80 Meter. Darüberhinaus sei laut der Leitlinie vor der Operation ein sechs bis zwölf-monatiges Programm zur Gewichtsreduktion durchzuführen. "Erst wenn der BMI trotzdem nicht unter 35 sinkt, kommt eine OP in Frage. Durch diese Maßnahme soll auch die Mitarbeit der Patienten nach dem Eingriff gesichert werden, die dann beispielsweise auf eine spezielle Ernährung achten müssen", verdeutlicht Dr. Kissing weiter.

Dr. Kaltheuner weist auf die die Risiken der Operation hin: "Bei Adib-OPs kommt es nicht selten zu Komplikationen wie Wundheilungsstörungen und Herz-/Kreislaufproblemen. Immerhin ein Prozent der Patienten stirbt nach einem solchen Eingriff." Zudem bestünden keinerlei Langzeitdaten: "Selbst wenn die OP auf kurze Sicht eine attraktive Lösung zu sein scheint, wissen wir nichts darüber, wie es den Patienten, die heute operiert werden, in zehn oder 20 Jahren geht und inwieweit sich die Symptome des Diabetes wieder verstärken", gibt der Diabetologe zu bedenken. "Solch eine OP kann bestenfalls dafür sorgen, dass die Patienten auf weniger Medikamente angewiesen sind oder vielleicht sogar zunächst ohne Präparate auskommen. Doch die Veranlagung zum Diabetes bleibt weiter bestehen", erläutert Dr. Kaltheuner. Was nach erfolgreicher OP käme, sei in Wirklichkeit eine "Remission" des Diabetes: "Die Symptome des Diabetes sind zwar erst einmal verschwunden, doch eine Genesung hat also nicht stattgefunden."

Nach dem Bericht in der Neuen Rhein Zeitung war es in einigen diabetologischen Schwerpunktpraxen verstärkt zu Nachfragen zur Adib-OP gekommen. "Wir möchten durch unsere Stellungnahme Missverständnisse aus dem Weg räumen und Unklarheiten beseitigen", so Dr. Kaltheuner. "Die beste Maßnahme, um mit Diabetes langfristig beschwerdefrei zu leben, ist immer noch eine Umstellung der Lebensweise auf mehr Bewegung und gesündere Lebensmittel."

zuletzt bearbeitet: 15.04.2009 nach oben

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