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Deutscher Diabetiker Bund: Entsetzen am Weltdiabetestag!

Warnung der ARD-Tagesthemen vor Senkung des Blutzuckers tritt Bemühungen von Ärzten und Diabetikern mit Füßen

Entsetzen am heutigen Weltdiabetestag unter den Diabetikern - Heinz Windisch, Vorsitzender des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB): "Tausende Diabetiker sind irritiert nach dem gestrigen Filmbeitrag in den ARD-tagesthemen. Die Telefone bei den Ärzten und beim DDB stehen nicht still!" In den tagesthemen hieß es am Vorabend des Weltdiabetestages (13.11.), neue Studienergebnisse besagten, dass es sich gar nicht lohnt, bei Typ-2-Diabetikern (früher: "Altersdiabetes") den Blutzucker im Alltag zu senken. Vielmehr sei es sogar gefährlich, wenn die Werte zu drastisch gesenkt würden. Hierzu Heinz Windisch: "Mit solchen Aussagen wird unser Bemühen zunichte gemacht, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, Betroffene genauso wie die Öffentlichkeit sensibel zu machen, sich um den Diabetes mellitus in Deutschland zu kümmern."

Die gestern in der Sendung bemühten Studienergebnisse liegen schon seit Frühjahr 2008 vor, so Windisch, sie sind längst in der Fachwelt diskutiert worden. Von wie es gestern hieß jetzt neu vorliegenden Ergebnissen könne gar nicht die Rede sein, künstliche Aktualität wurde geschaffen. Die Fachwelt kam übrigens damals zu einem völlig anderen Tenor als die ARD-tagesthemen und der dort interviewte "IQWiG"-Chef Prof. Peter T. Sawicki (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen). (Siehe untenstehenden Link).

Bei den Studien ging es vor allem um den Langzeitblutzuckerwert ("HbA1c"). Die Studienergebnisse zeigten damals, dass vermehrt Teilnehmer starben, bei denen man den Blutzucker unter den Wert 6 Prozent senkte. Dieses Ziel, so Windisch, strebt man als Betroffener gemeinsam mit seinem Arzt gar nicht an. Vielmehr versucht man, den Blutzuckerlangzeitwert in Deutschland unter 7 Prozent zu halten. Millionen Diabetiker in Deutschland haben allerdings Werte, die über 8 oder 9 Prozent liegen: Diese Werte sind dann äußerst schädlich für den Körper, sie sorgen dafür, dass Gefäß- und Organstrukturen geschädigt werden. Heinz Windisch: "Das große Problem in der Diabetologie ist demnach nicht, dass viele Diabetiker aufgrund zu niedriger Blutzuckereinstellung sterben, sondern dass sie aufgrund ständig erhöhter Blutzuckerwerte amputiert werden, an die Dialyse müssen, erblinden, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden!"

Der Weltdiabetestag wird seit Jahren weltweit dafür genutzt, die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen auf die Folgen, die der Diabetes mellitus haben kann, wenn man ihn nicht behandelt: Allein in Deutschland wird jährlich zehntausendfach bei Diabetikern amputiert, tausende erblinden, müssen jährlich neu an die Blutwäsche. Der Weltdiabetesverband ("International Diabetes Federation", IDF) ist Organisator des internationalen Gedenktages.

Heinz Windisch abschließend: "Es ist mir nicht begreiflich, wie man einen Tag wie den Weltdiabetestag mit dem Motto 2008: 'Kinder und Jugendliche mit Diabetes' dazu nutzen kann, das Anliegen der Behandler und vor allem der Betroffenen ins Gegenteil zu verkehren."

Weitere Informationen

Stellungnahme der DDG zu den Ergebnissen der ACCORD- und ADVANCE-Studien, PDF-Datei.

zuletzt bearbeitet: 14.11.2008 nach oben

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