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Boehringer Ingelheim startet mit drei viel versprechenden Wirkstoffkandidaten in die Therapie des Typ-2-Diabetes
Neues aus der Forschung auch für Wirkstoffe zur Behandlung anderer Krankheiten vorgestellt
Boehringer Ingelheim stellte auf seiner zweiten internationalen Pressekonferenz zu Forschung und Entwicklung am Standort Biberach/Riss seine Pipeline oraler Präparate zur Therapie des Typ-2-Diabetes vor, die sich in den klinischen Entwicklungsphasen II und III befinden. Das Unternehmen kündigte an, dass Patienten und Ärzte in den kommenden Jahren möglicherweise zwischen mehreren innovativen Alternativen bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes wählen können. Boehringer Ingelheim etabliert sich damit auf dem Gebiet der Medikamente zur Behandlung des Typ-2-Diabetes.
Weltweit nehmen die Anzahl der Neuerkrankungen und die Verbreitung von Typ-2-Diabetes immer weiter zu. Alle zehn Sekunden stirbt ein Mensch an Folgeerkrankungen, die auf Diabetes zurückzuführen sind. [*] In einer Zeit, in der viele Pharmaunternehmen ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung kürzen müssen, erweiterte Boehringer Ingelheim sein Indikationsspektrum.
Diabetes ist - neben Onkologie - das zweite Therapiegebiet, in dem in den vergangenen Jahren mit Forschung begonnen wurde. Im November 2006 hatte das Unternehmen sein Programm zur Entwicklung neuer Krebspräparate vorgestellt, das seitdem große Fortschritte verzeichnen konnte.
"Wir freuen uns sehr über drei neue Diabetes-Präparate mit innovativen Wirkansätzen, die sich in der klinischen Entwicklung befinden und zum Erfolg der Forschung und Entwicklung von Boehringer Ingelheim beitragen", so Dr. Dr. Andreas Barner, stellvertretender Sprecher der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim und verantwortlich für Forschung und Entwicklung sowie Medizin. "Boehringer Ingelheim ist wissenschaftlich, wirtschaftlich und im Hinblick auf Know-how gut aufgestellt, um die eigene Diabetes-Pipeline erfolgreich auszubauen und damit den Bedürfnissen von Ärzten und ihren Patienten gerecht zu werden."
Am größten Standort für Forschung und Entwicklung von Boehringer Ingelheim in Biberach, wo sich auch das Zentrum für Stoffwechselkrankheiten befindet, haben sich die Forschungsteams auf die Entdeckung und Entwicklung von oralen Diabetes-Therapien konzentriert. Sie fokussieren sich dabei auf neue Prinzipien wie die Hemmung von DPP-4 (Dipeptidylpeptidase, ein Enzym im Gastrointestinaltrakt) und die Hemmung von SGLT-2 ("sodium dependent glucose transporter 2", ein natriumabhängiger Glukosetransporter Typ 2 in der Niere). In den Forschungsergebnissen spiegelt sich das Engagement des Unternehmens wider, mit modernster Wissenschaft zur effizienten Kontrolle von Typ-2-Diabetes und seiner oft tödlichen Folgen beizutragen.
"Wir haben 2001 mit der Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Diabetes Typ 2 begonnen und jetzt trägt diese Arbeit Früchte", erläutert Prof. Klaus Dugi, Leiter Corporate Department Medical Affairs, Boehringer Ingelheim GmbH. "Das ist besonders von Bedeutung, da Patienten, trotz der Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, noch immer häufig Probleme mit Unverträglichkeiten haben."
Die Präparate-Pipeline von Boehringer Ingelheim
DIABETES
BI 1356
- Boehringer Ingelheims aussichtsreichste Substanz BI 1356 befindet sich derzeit in Phase III der klinischen Entwicklung.
- BI 1356 gehört zu einer besonderen Klasse von Diabetes-Wirkstoffen: den DPP-4-Inhibitoren.
- Die Phase-IIb-Studien belegen die einzigartigen Eigenschaften des Wirkstoffs, die ihn von anderen Substanzen derselben Kategorie positiv unterscheiden könnten.
- Im Gegensatz zu einigen anderen DPP-4-Inhibitoren verfügt BI 1356 über ein sehr günstiges Sicherheitsprofil; ein derzeit laufendes breit angelegtes klinisches Studienprogramm der Phase III hat das Ziel, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von BI 1356 bei Langzeiteinnahme weiter zu belegen.
Weitere Substanzen: BI 44847, BI 10773
Eine andere Kategorie neuartiger Diabetes-Präparate stellen die Inhibitoren des natriumabhängigen Glukosetransporters Typ 2 (SGLT-2-Inhibitoren) dar, die derzeit bei Boehringer Ingelheim in Entwicklung sind. SGLT-2-Inhibitoren entfalten ihre therapeutische Wirkung hauptsächlich über die Ausscheidung des überschüssigen Blutzuckers über den Urin. Beide Substanzen befinden sich derzeit in der klinischen Forschung der Phase II.
ONKOLOGIE
BIBW 2992, BIBF 1120 und PLK-1-Hemmer
Seit Boehringer Ingelheim im November 2006 angekündigt hatte, neue Therapien für Krebspatienten zu erforschen, wurde das Portfolio von Produktkandidaten deutlich weiterentwickelt. Einer der vier führenden Entwicklungskandidaten, der auf die häufigste Form von Lungenkrebs - das nicht kleinzellige Bronchialkarzinom (NKZBK) - abzielt, trat kürzlich in Phase III der klinischen Studien ein. Für ein weiteres Präparat wird dies noch in diesem Jahr erwartet.
- Für die erste zentrale Phase III-Studie zu BIBW 2992 wurde mit der Aufnahme von Probanden begonnen. Die Studie LUX-Lung 1 wird die Wirksamkeit von BIBW 2992 bei Lungenkrebspatienten untersuchen, bei denen die üblichen Therapien derselben Kategorie (Gefitinib oder Erlotinib) versagt haben. Die auf dem diesjährigen Kongress der ASCO (American Society of Clinical Oncology) vorgestellten viel versprechenden Phase II-Daten zeigten, dass bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC, die mit BIBW 2992 behandelt wurden, die Krankheit weitgehend (zu 87 Prozent) unter Kontrolle gebracht werden konnte. Außerdem sprachen die Patienten allgemein sehr gut auf den Wirkstoff an (50 Prozent). BIBW 2992 ist ein innovativer Vertreter der neuen Generation von Tyrosinkinase-Hemmern. Es ist ein irreversibler EGFR- und HER2- Hemmer.
- BIBF 1120 soll in naher Zukunft als Wirkstoff gegen NKZBK in die Entwicklungsphase III übergehen. Die Substanz hemmt als dreifacher Angiokinase-Hemmer gleich drei Tumorwachstumsfaktoren und Rezeptoren, die eine wichtige Rolle in der Angiogenese spielen: VEGFR, PDGFR und FGFR. Aus einer Studie der Phase II, in der BIBF 1120 als Monotherapie verabreicht wurde, wurden viel versprechende Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Patienten mit fortgeschrittenem NKZBK gewonnen. Das jetzt aufgelegte LUME-Lung-Studienprogramm möchte neue Beweise dafür liefern, dass BIBF 1120 allgemein gut verträglich ist, wenn es NKZBK-Patienten zusammen mit Standard-Chemotherapien verabreicht wird.
- Boehringer Ingelheim erweitert sein Portfolio an Zellzyklus-Kinasehemmern durch die Erforschung von Wirkstoffen, die das Potenzial haben, in ihrer Kategorie eine führende Stellung zu erreichen: Die sogenannten PLK-1-Hemmer. Die viel versprechenden Daten werden auf dem bevorstehenden 20. Kongress der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC) des National Cancer Instituts (NCI) und der American Association of Cancer Research (AACR) präsentiert, der vom 21. bis 24. Oktober 2008 in Genf stattfindet.
- In den Krebsforschungszentren von Boehringer Ingelheim in Wien (Präklinik) und in Biberach (Klinik) werden weitere innovative Zielmoleküle entwickelt.
Sexuelle Gesundheit
- Flibanserin ist ein Wirkstoff zur Behandlung von Frauen vor der Menopause mit vermindertem sexuellem Verlangen (Hypo Sexual Desire Disorder - HSDD). Das häufig auftretende Leiden betrifft bis zu jede zehnte Frau und kann Paarbeziehungen stark belasten. Unter dem Titel Bouquet® läuft derzeit ein breit angelegtes Programm von Phase III-Studien, an dem fast 5.000 Frauen teilnehmen. Die Studien-Ergebnisse werden 2009 erwartet.
Quellen
* International Diabetes Federation. Diabetes Atlas. 3rd edition. Brussels: International Diabetes Federation, 2006, p. 220.
Bildquelle: Boehringer Ingelheim Deutschland