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Kein Analoginsulin mehr für neu diagnostizierte Typ-1-Diabetiker

Viele - vor allem Kinder - würden unter dieser Entscheidung leiden!

Der Vorstand des Deutschen Diabetiker Bundes (DDB) kritisiert den heute (am 22.02.2008) verkündeten Vorschlag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zum Umgang mit Analoginsulinen für Typ-1-Diabetiker.

Die modernen Insuline, die den Betroffenen Therapiefreiheit für einen ungestörten Tagesablauf gewähren und deshalb längst internationaler Standard sind, sollen nur noch den Patienten verschrieben werden, die sie derzeit einsetzen. Neu Diagnostizierte sollen auf Humaninsuline eingestellt werden, womit es schwierig ist, sich in Schul- und Berufsalltag sowie in ein aktives gesellschaftliches Leben einzubringen.

Bundesvorsitzender Heinz Windisch begründet die Kritik so: "Wenn der Gesetzgeber diesem Vorschlag folgt, wird es künftig nicht mehr möglich sein, dass alle Betroffenen ein selbst bestimmtes Leben mit Diabetes führen. Die Prävalenz des Diabetes - auch die des Typ 1 - nimmt in Deutschland rasant zu. Es würden also viele von dieser fatalen Entscheidung betroffen sein, unter ihnen hauptsächlich Kinder und Jugendliche."

Seine Stellvertreterin Rosmarie Johannes zeigt sich verärgert, dass die Patientenorganisation zur Pressekonferenz des G-BA nicht eingeladen wurde und somit nicht vor den Medienvertretern die Auswirkungen für die Betroffenen darlegen konnte. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Dieter Möhler sieht eine Verletzung rechtlicher Grundsätze dahingehend, dass dem Gleichheitsprinzip nicht Rechnung getragen wird.

Bundesschatzmeister Jens Pursche weist auf die finanziellen Aspekte hin: "Es ist zu kurz gedacht, wenn man nur auf den Preis für die Insuline blickt. Das ist Angelegenheit der Hersteller, in die wir uns nicht einmischen können. Fakt ist aber, dass eine individuell richtige Therapie für alle Menschen mit Diabetes dazu beiträgt, Folgeerkrankungen und Komplikationen zu verhindern. Und die zu behandeln sind sehr viel teurer als die Differenz zwischen den verschiedenen Insulinangeboten."

Der DDB wird mit öffentlichen Protestmaßnahmen und Unterschriftenaktionen auf die zu befürchtende politische Entscheidung reagieren und die Öffentlichkeit auf die Brisanz der Situation aufmerksam machen. Gleichzeitig richtet er seinen Appell an die Hersteller, die Preisbildung genau zu prüfen oder zumindest solche Lösungen anzubieten wie für die Typ-2-Diabetiker. Hier hatten die Produzenten sofort mit Rabattverträgen reagiert, so dass die Analoga weiter in der Erstattungsfähigkeit blieben.

zuletzt bearbeitet: 26.02.2008 nach oben

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