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Diagnostica-Industrie erwartet nur verhaltenes Wachstum
Schnelltests wie Diabetes-Teststreifen: Vor zwei Jahren noch zweistelligen Wachstumsraten - heute gerade noch plus 1,0 Prozent
Die Hersteller von Diagnosesystemen und Reagenzien für das ärztliche Labor müssen sich auf erhebliche Veränderungen einstellen. Darauf hat heute (30.) der Vorsitzende des Verbands der Diagnostica-Industrie (VDGH), Dr. Jürgen Schulze, in Berlin hingewiesen.
Auf dem VDGH-Diagnostica-Forum sagte er, die Zahl der Abnehmer schrumpfe durch Zusammenschlüsse und Übernahmen. Dies betreffe sowohl die Labore in Krankhäusern als auch Labore in niedergelassenen Arztpraxen. Zusätzlich sei ein starker Trend zur Internationalisierung und Konzentration bei den medizinischen Laboren zu beobachten. Der Wettbewerb zwischen den Laboren werde hierdurch härter. Diese Entwicklung habe Auswirkungen auf Struktur- und Umsatzentwicklung der Branche.
Bereits seit Jahren verzeichnet die Labordiagnostik ein nur verhaltenes Wachstum. Daran ändert sich auch im laufenden Jahr nichts. Darauf deutet die aktuelle Marktschätzung für das Jahr 2007 hin, die der VDGH-Vorsitzende auf dem Diagnostica-Forum vorlegte. Schulze geht davon aus, dass der Gesamtmarkt an Laborsystemen und Reagenzien in diesem Jahr um 2,8 Prozent auf 2,095 Milliarden Euro wachsen wird.
Hinter diesen Zahlen steht ein erheblicher struktureller Wandel. Die bisherigen Wachstumsträger - Schnelltests, die die Patienten selbst anwenden - verlieren ihre Dynamik, während das bisherige Sorgenkind, die klassische Labordiagnostik, wieder leicht zulegen kann. Warteten die Schnelltests, die Bekanntesten dürften die Diabetes-Teststreifen sein, noch vor zwei Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten auf, so kommen sie mit einem Umsatz von 755,6 Millionen Euro im Jahr 2007 gerade noch auf ein Plus von 1,0 Prozent. Die klassische Labordiagnostik, die im Jahr 2006 nur um 0,6 Prozent gewachsen war, legt voraussichtlich um 3,8 Prozent auf 1,340 Milliarden Euro zu. Schwach entwickelt sich auch das in beiden Zahlen enthaltene Geschäft mit Analysegeräten, das vermutlich um 1,3 Prozent auf 278,3 Millionen Euro zulegt. Im Jahr 2006 hatte das Plus noch bei 7,0 Prozent gelegen.
Einen Ausblick auf die Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr wagte Dr. Jürgen Schulze wegen verschiedener Unwägbarkeiten nicht. So ist unklar, welche Änderungen Kassenärztliche Bundesvereinigung und Krankenkassen bei der Vergütung der ärztlichen Laborleistungen vornehmen werden. Die EBM-Reform hat diesen Bereich bisher ausgespart. Da die Ärzte von ihrem Laborhonorar auch die Tests bezahlen müssen, haben Änderungen erhebliche Auswirkungen auf die Hersteller.
Belebend könnte sich nach Auffassung des VDGH ein rasch verabschiedetes Präventionsgesetz auswirken. Dazu müsse allerdings Früherkennung bislang unerkannter Krankheiten durch Labordiagnostik im Gesetz berücksichtigt werden. Die bisherigen Eckpunkte des Gesetzes sehen dies jedoch nicht vor, beklagte Schulze. Der VDGH-Chef forderte daher, die Früherkennung müsse im Präventionsgesetz berücksichtigt werden. Im Vergleich zu den vorgesehenen Programmen zur Lebensstiländerung sei ihr Nutzen rasch belegbar.