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Highlights der 42. Jahrestagung der DDG in Hamburg

Abstract zum Vortrag von Prof. Dr. med. Peter Nawroth, Tagungspräsident und Direktor der Abteilung Innere Medizin I und Klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg, im Rahmen der 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) in Hamburg.

Vorschau auf die Schwerpunkte der Fachtagung

Der Kongress hat sich mit dem Motto "Diabetologie fängt erst an" zum Ziel gesetzt, den Betroffenen, den Behandelnden und der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass nicht das Klagen über die stetig steigende Zahl von adipösen Kindern und Jugendlichen, von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern und von Patienten mit Stoffwechselerkrankungen und mikro- und makrovaskulären Folgeschäden die Hauptaufgabe ist, sondern dass die Deutsche Diabetes-Gesellschaft zusammen mit anderen Gesellschaften der Medizin aktiv diese Problematik angeht. Unter dem Motto "Diabetologie fängt erst an" sind Experten verschiedenster Fachgesellschaften, die an der Prophylaxe und Behandlung dieser Erkrankung beteiligt sind, eingeladen worden, im Rahmen des Jahreskongresses in Form von gemeinsamen Symposien zusammen mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft den neuesten Stand des Wissens vorzustellen.

Die Eröffnungsveranstaltung reflektiert diesen Gedankengang ganz deutlich, denn mit Prof. Dr. Dr. P. Kirchhof aus Heidelberg, der über die "Makroebene: Das Gesundheitssystem als gesellschaftliche Aufgabe: gesellschaftliche und finanzpolitische Aspekte" mit besonderem Bezug auf die Belange der Diabetiker sprechen wird, und Prof. Dr. D. Birnbacher aus Düsseldorf, der die "Mikroebene: Das Menschenbild im ärztlichen Handeln" darstellen wird, stellt sich die Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft der Herausforderung, sowohl den einzelnen Menschen im Gesamtkontext von Krankheit und Gesellschaft als auch ihre gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu erkennen. Im Jahr 2010 werden ca. 10 Millionen Diabetiker, viele davon mit Spätschäden an Herz, Niere, Auge und Nervensystem einen Großteil der Ausgaben im Gesundheits-, aber auch im Sozialsystem verursachen.

Betroffen ist die Betreuung dieser Patienten auch durch sozialpolitische Entwicklungen, denn Arbeitslose haben nicht nur ein höheres Diabetesrisiko, sondern auch eine schlechtere Prognose. Stellen wird sich im Rahmen dieser Jahrestagung die Fachgesellschaft auch der individuellen Befindlichkeit des Menschen. Es ist bekannt, dass Depressionen sowohl zur Entstehung eines Typ 2-Diabetes beitragen, als auch Patienten mit Depression und Typ-2-Diabetes eine schlechtere Gesamtprognose haben. Symposien, die dem Thema Psyche gewidmet sind, sind ebenso Bestandteil des Kongresses wie Symposien, die neueste Erkenntnisse zur Entstehung, aber auch Therapie bei diabetischen Nervenschädigungen vorstellen.

Das Einleitungsreferat von Prof. Brownlee aus den USA wird deutlich machen, welche neuen Möglichkeiten in der Therapie der mikro- und makrovaskulären Erkrankungen, die den roten Faden dieses Kongresses darstellen, es jetzt schon gibt und in Zukunft geben wird. Bis jetzt enttäuschend sind alle Bemühungen zur Primärprävention des Diabetes Typ 2, denn Lebensstilveränderungen sind nur einer privilegierten Gruppe von Menschen möglich; bei den meisten driften aber ärztlicher und ernährungsmedizinischer Rat und die persönliche Realität zu weit auseinander. Deswegen ist die Auseinandersetzung mit den Spätkomplikationen, welche zu einem erheblichen Teil durch den molekularen Angriff des veränderten Stoffwechsels auf das Gefäßsystem zu verstehen sind, eine der Hauptaufgaben für die Zukunft und ein Schwerpunkt der Jahrestagung.

Neue Verfahren zur Behandlung der Spätschäden, die basierend auf molekularen Erkenntnissen am Horizont aufleuchten, werden ebenso dargestellt werden wie die jetzt schon existierenden Möglichkeiten, die in alltägliche Routine umgesetzt werden müssen. Unter den Stichworten Versorgungsforschung und Leitlinien werden während der Jahrestagung den Zuhörern die wesentlichen Standards in Diagnostik und Therapie vermittelt werden. Aber auch neue Verfahren bei der Therapie der diabetischen Neuropathie wie z.B. die Muskelstimulation, die jetzt in einigen Kliniken schon Einzug gehalten hat, oder die Applikation von Stammzellen, die die Heilung von Wunden an den Füßen von Diabetikern mit diabetischem Fußsyndrom beschleunigt und Verfahren, bei denen durch sogenannte bariatrische Chirurgie den Typ-2-Diabetes unabhängig von der Gewichtszunahme verhindert werden kann, werden in den verschiedenen Symposien dargestellt.

Dass sich Kinder und Erwachsene in der Problematik des Diabetes und der Spätschäden einander annähern, ist inzwischen weit bekannt und daher auch Thema des Kongresses, ebenso wie ein Symposium des nationalen Aktionsforums Diabetes mellitus, in welchem u.a. neue Zahlen zur Prävalenz und Versorgungsqualität des Diabetes in Deutschland vorgestellt werden.

Der Diabetes mellitus, vor allem der Diabetes mellitus Typ 2 mit seinen mikro- und makrovaskulären Komplikationen, ist letztlich ein Sammelbegriff für ein Syndrom, bei welchem der erhöhte Blutzucker nur ein Epiphänomen einer komplexeren Erkrankung ist. Daher ist es so wichtig, dass gemeinsame Symposien mit Vertretern anderer Fachgesellschaften stattfinden, wie z.B. Vertretern der Hochdruckliga, der Kardiologie, den Lipidforschern, der Adipositas-Gesellschaft, der Ernährungsmedizin und der Endokrinologie, aber auch der Angiologie, Hämostaseologie und Labormedizin. Die Breite des Faches wird reflektiert in den vielen Symposien des Kongresses, eine Breite, zu der nicht nur die verschiedenen Fächer gehören, sondern auch die verschiedenen Ebenen der Behandelnden, von der Hausarzt- über die Schwerpunktpraxis, und spezialisierte Krankenhäuser bis hin zur Universität und theoretischen Instituten. Das koordinierte Zusammenarbeiten und Zusammenwirken dieser verschiedenen Ebenen ist ein persönliches Anliegen des Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Peter Nawroth aus Heidelberg, und berechtigt ihn, mit Zukunftsoptimismus der Jahrestagung das Motto "Diabetologie fängt erst an" zu geben.

zuletzt bearbeitet: 18.05.2007 nach oben

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