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DIfE-Wissenschaftler entwickeln ersten Deutschen Diabetes-Risiko-Score

Erster deutscher Diabetes-Risiko-Score, der außerhalb der klinischen Praxis anwendbar ist

Ein Wissenschaftlerteam um Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), hat den ersten Deutschen Diabetes-Risiko-Score entwickelt, der außerhalb der klinischen Praxis anwendbar ist.

Er basiert auf deutschen Studiendaten und ist ab dem 28. Februar auf der DIfE-Homepage unter www.dife.de verfügbar. Mit diesem Test können Erwachsene im Alter zwischen 35 und 65 Jahren ihr Risiko berechnen, innerhalb der nächsten 5 Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Der Test ist einfach, kostengünstig und sehr genau. Die Anwender müssen keine komplizierten Fachfragen beantworten, da lediglich Parameter, wie Alter, Körpergröße, Taillenumfang, Alkohol- und Kaffeekonsum, abgefragt werden. Zudem gibt der Test individuell zugeschnittene Empfehlungen zur Senkung des Diabetes-Risikos.

"Als neues, präzises Screening-Werkzeug soll der Risiko-Score helfen, deutschlandweit mehr Menschen mit einem hohen Diabetes-Risiko oder einem unentdeckten Diabetes zu identifizieren, als dies bislang möglich ist. Eine flächendeckende Verbreitung und Anwendung des Tests könnte unter Umständen dazu beitragen, die Erkrankungs- und Mortalitätsrate zu senken", so Joost. "Denn nur, wenn gefährdete Menschen sich ihres Risikos bewusst sind, können sie rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen, um eine Manifestation der Krankheit und schwere Folgeschäden zu verhindern. Risikopersonen können mit dem Score ihre persönlichen Risikofaktoren bestimmen und dann deren Einfluss gezielt durch Änderung von Ernährungs- und Lebensweise vermindern. Damit kann der Ausbruch der Krankheit deutlich verzögert oder sogar verhindert werden."

Der Test basiert auf den Daten der Potsdamer EPIC-Studie mit 15.438 weiblichen und 9.729 männlichen Teilnehmern. Innerhalb der Studienpopulation erkrankten während der Beobachtungszeit 849 Personen an Typ-2-Diabetes.

"Die Teilnehmer- und Fallzahl der Studie sind sehr hoch. Zudem befragten wir die Studienteilnehmer bereits vor dem Auftreten der Erkrankung zu ihrem Lebensstil und ihren Ernährungsgewohnheiten. Damit erfüllen die Studiendaten als Grundlage des Tests wichtige Voraussetzungen und ermöglichen es, die bedeutsamsten Risikofaktoren, das heißt Taillenumfang und Alter, präzise und unverfälscht zu bewerten", äußert sich Matthias Schulze, der den deutschen Score maßgeblich mitentwickelte. "So waren wir nicht überrascht, dass eine wissenschaftliche Überprüfung unseres Tests in drei weiteren unabhängigen deutschen Studienpopulationen zu hervorragenden Ergebnissen führte."

"Der Deutsche Diabetes-Risiko-Score ist der erste Test seiner Art, der sich von einer deutschen Studienpopulation ableitet und definitiv dazu geeignet ist, bundesweit Personen mit einem hohen Diabetes-Risiko oder einem unentdeckten Diabetes zu identifizieren", kommentiert Joost. "Darüber hinaus informiert er individuell über erste Interventionsmöglichkeiten. Beispielsweise berechnet er, um wie viel Prozent eine Person ihr Risiko senken kann, wenn sie ihre Ernährung umstellt, Gewicht abnimmt, oder ihre körperliche Aktivität steigert."

Der zugehörige wissenschaftliche Artikel wird in der März-Ausgabe von Diabetes Care erscheinen: Schulze M. et al. (2007) An accurate risk score based on anthropometric, dietary and lifestyle factors to predict the development of type 2 diabetes.

EPIC*, European Prospective Investigation of Cancer and Nutrition.

Hintergrundinformation:

Der Deutsche Diabetes-Risiko-Score (DRS) wurde mit Daten der Potsdamer EPIC-Studie erstellt und an Daten der Heidelberger EPIC-Studie, der Tübinger Familienstudie für Typ-2-Diabetes und der Studie "Metabolisches Syndrom Berlin Potsdam" validiert.

Diabetes mellitus: Nach Schätzungen der Deutschen Diabetes-Union leiden derzeit rund 8 Millionen Menschen in Deutschland an einem zum Teil unentdeckten Diabetes mellitus, wobei sich die Zahl der Betroffenen in wenigen Jahren auf über 10 Millionen erhöhen könnte.
Etwa 90 Prozent der Diabetiker leiden an einem Typ-2-Diabetes, der sich aus einer unzureichenden Insulinwirkung entwickelt. Die Krankheitsentwicklung des Typ-2-Diabetes verläuft relativ symptomarm, so dass der Diabetes oftmals viel zu spät erkannt wird. Eine bessere Früherkennung könnte daher wesentlich dazu beitragen, schwere Spätfolgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung, Niereninsuffizienz und Amputation zu verhindern.

EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie: eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs und anderen chronischen Erkrankungen aufdeckt. 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000 Studienteilnehmern sind an der Studie beteiligt. Die EPIC-Studie wird von Dr. Elio Riboli (International Agency on Research of Cancer, Lyon, Frankreich) koordiniert. Die Potsdamer EPIC-Studie, an der 27.548 Frauen und Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren teilnehmen, leitet Professor Dr Heiner Boeing.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und forschungsnahe Serviceeinrichtungen. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind von überregionaler Bedeutung und werden von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 28.02.2007 nach oben

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Dr. phil. Axel Hirsch

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