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MHH-Forscher entdecken Mechanismen des schwangerschaftsbedingten Herzversagens
Spaltprodukt eines Stillhormons als Ursache / Therapie in Sicht / Veröffentlichung in "Cell"
Lebensbedrohende Erkrankungen des Herzkreislaufsystems gehören für Frauen zu den Hauptgesundheitsrisiken während der Schwangerschaft und in der ersten Zeit nach der Geburt. Ein Teil dieser Erkrankungen kann auf angeborene Herzfehler, Diabetes und Bluthochdruck zurückgeführt und entsprechend behandelt werden. Wenig bekannt ist dagegen über die schwangerschaftsbedingte Herzschwäche bei gesunden Frauen. Binnen weniger Wochen kann sie durch Herzversagen zum Tod der Mutter führen. Auslöser und damit eine mögliche Behandlung und Prophylaxe dieses schwangerschaftsbedingten Herzversagens (PPCM, von: Prolactin Mediates Postpartum Cardiomyopathy) waren bislang unbekannt. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben jetzt entdeckt, dass ein Spaltprodukt des Stillhormons Prolaktin die mögliche Ursache für die Erkrankung ist. Diese Ergebnisse veröffentlicht die international renommierte Fachzeitschrift "Cell" in ihrer neuesten Ausgabe.
Prolaktin wird in der Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse, gebildet, es steuert unter anderem die Milchbildung und die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt. Privatdozentin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner und Professor Dr. Helmut Drexler, Direktor der MHH-Abteilung Kardiologie und Angiologie, konnten zeigen, dass es in seltenen Fällen während oder nach Geburt des Babys zur Spaltung dieses Hormons kommt. Das dabei entstehende biologisch aktive Spaltprodukt 16 kDa Prolaktin zerstört am Herzmuskel die kleinen Blutgefäße und schädigt die Blutzirkulation so stark, dass der Herzmuskel darunter leidet. Es kommt zu einer akuten Einschränkung der Pump-Funktion der linken Herzkammer und schließlich zum Herzversagen. In einem Mausmodell dieser schwangerschaftsbedingten Herzschwäche konnten die Forscher die Entwicklung dieser Herzmuskel-Erkrankung komplett verhindern, in dem sie die Freisetzung von Prolaktin mit Hilfe von Bromocriptin stoppten, einem zugelassenen Medikament zum Abstillen.
Hilfiker-Kleiner und Professor Drexler haben in Zusammenarbeit mit Karen Sliwa von der Universitätsklinik in Johannesburg (Südafrika) bei einer kleinen Patientengruppe mit PPCM erste Erfolge verzeichnet. "Die PPMC kann medikamentös behandelt werden", erklärt Forschungsleiterin Hilfiker-Kleiner, wobei vor allem eine Früherkennung der Krankheit wichtig sei. Die Behandlung erfolgt mit Bromocryptin, einem in der Gynäkologie zugelassenen Medikament. "Entscheidend für diesen Forschungserfolg war die fächerübergreifende internationale Zusammenarbeit", betont Hilfiker-Kleiner. Geplant ist nun eine Multicenter-Studie an 13 Universitätskliniken, um die Häufigkeit der Erkrankung zu ermitteln und mögliche frühe Zeichen der Krankheit identifizieren zu können. "Aufgrund der unspezifischen Symptomatik und der Ähnlichkeit mit anderen physiologischen oder pathologischen Schwangerschaftszuständen wird eine PPCM häufig nicht rechtzeitig erkannt", betont Professor Drexler. In der Studie soll auch die Effektivität von Bromocriptin untersucht werden, um den praktizierenden Ärzten eine gut geprüfte Behandlung für ihre Patientinnen an die Hand geben zu können.
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