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Blutzucker-Selbstkontrolle: Mit jeder Anwendung verbessert sich der HbA1c-Wert

Nicht-insulinpflichtige Diabetiker profitieren besonders deutlich von häufiger Selbstkontrolle

Je häufiger Menschen mit Diabetes ihren Blutzucker messen, desto deutlicher verbessert sich ihr HbA1c-Wert. Bis zu einem Verbrauch von drei Teststreifen pro Tag verbessern sich die Blutzuckerwerte, wie US-amerikanische Experten in einer aktuellen großen Langzeitstudie [1] an über 30.000 Versicherten eines großen US-amerikanischen Krankenversicherers festgestellt haben. Besonders deutlich war der positive Effekt der Blutzucker-Selbstkontrolle bei nicht-insulinpflichtigen Patienten. Die aktuellen Ergebnisse untermauern den großen Einfluss der regelmäßigen Blutzucker-Selbstkontrolle auf die Lebensqualität- und Lebenserwartung von Menschen mit Diabetes. Die selbstständige Therapieüberwachung kann darüber hinaus dazu beitragen, die Therapiekosten von Diabetes Typ 2 langfristig zu senken.

Die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle (SMBG) kann dazu beitragen, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes die Auswirkungen ihres Lebensstils deutlicher wahrnehmen und sich gesundheitsbewusster verhalten. Die Studie von Karter et al. zeigt, dass insbesondere nicht-insulinpflichtige Diabetiker, die mit der Blutzucker-Selbstkontrolle beginnen, von der Messung profitieren: Bei Patienten, die keinerlei Diabetes-Medikamente verwendeten und einmal am Tag ihren Blutzucker maßen, sank der HbA1c-Wert um 0,35 Prozent im Vergleich zum Wert bei Studieneinschluss. Menschen mit Diabetes, die orale Antidiabetika (OAD) einnahmen, verzeichneten bei täglich einer Messung sogar einen um 0,42 Prozent niedrigeren HbA1c-Wert als bei Studienbeginn. Bei insulinpflichtigen Menschen mit Diabetes ging der Wert um 0,23 Prozent zurück. Die Experten führen diesen Effekt darauf zurück, dass die Patienten durch die SMBG ein unmittelbares Feedback bekommen, wie sich bestimmte Verhaltensweisen und Insulingaben auf den Blutzuckerwert auswirken.

SMBG-Häufigkeit: Beziehung zwischen Frequenz und Wirkung der Selbstmessung

Patienten, die häufigere Messungen durchführten, konnten ihren HbA1c-Wert sogar noch weiter reduzieren: Bei bis zu drei Messungen am Tag sank dieser bei nicht-medikamentöser Therapie um 0,62 Prozent nach 4 Jahren Beobachtungsdauer, bei OAD-Therapie um 1,1 Prozent und bei Insulintherapie um 0,95 Prozent.

Die aktuelle Studie von Karter et al. zeigt, dass nicht nur die Blutzucker-Selbstkontrolle an sich, sondern auch die SMBG-Häufigkeit einen Einfluss auf die Blutzuckereinstellung bei Menschen mit Diabetes hat. Bis zu einem Verbrauch von drei Teststreifen täglich ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Häufigkeit der Messung und Wirkung: Bei mehr Messungen verbesserten sich die Blutzuckerwerte, sobald die Studienteilnehmer jedoch die SMBG-Frequenz verringerten, verschlechterte sich auch der HbA1c-Wert.

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Vier Jahre Follow-Up an einem großen, repräsentativen Kollektiv

Die Karter-Studie basiert auf Daten eines großen US-amerikanischen Krankenversicherers [2], die für die Studie in zwei Kohorten eingeteilt wurden. Zur Gruppe der "neuen Anwender" gehörten 16.091 Menschen mit Diabetes, die erst zum Studienbeginn mit der Blutzucker-Selbstkontrolle begonnen hatten und eine Referenzgruppe von Patienten, die weiterhin keine SMBG durchführten. Die zweite Kohorte bestand aus 15.347 Patienten, die mit der SMBG begonnen hatten. Beide Kohorten waren jeweils unterteilt in Patienten ohne medikamentöse Behandlung, OAD-Patienten und insulinpflichtige Menschen mit Diabetes. Die Karter-Studie ist insbesondere deshalb relevant, weil sie die erste Langzeitstudie ist, in der die Autoren den Zusammenhang von Blutzuckertestfrequenz und HbA1c-Wert untersucht haben. Für die Relevanz der Studie spricht außerdem der lange Follow-Up von vier Jahren und das große, repräsentative Studienkollektiv.

Weniger Folgeerkrankungen führen zu geringeren Therapiekosten

Die Studienergebnisse untermauern die Empfehlungen einer globalen Konsensuskonferenz aus dem Jahr 2005, bei der die Experten einstimmig gefordert hatten, dass die Blutzucker-Selbstkontrolle als integraler Bestandteil eines ganzheitlichen und patientenorientierten Diabetes-Management-Programmes [3] allen Menschen mit Diabetes zugänglich gemacht werden sollte. Nach dem heutigen Therapieverständnis sollte der Patient sein Leben mit Diabetes aktiv und eigenverantwortlich gestalten. Die Blutzucker-Selbstkontrolle hilft ihm, den Zusammenhang zwischen seinem Lebensstil und seinen Blutzuckerwerten zu begreifen und sein Verhalten zu verändern - für mehr Lebensqualität und eine [4] längere Lebenszeit mit weniger Folgeerkrankungen. Dieser Aspekt ist nicht zuletzt auch für die Kostenträger relevant. Durch die Reduktion der Folgeerkrankungen können die Therapiekosten bei Diabetes Typ 2 gesenkt und der Kostenanstieg so langfristig gebremst werden. Denn im Vergleich zu den relativ geringen Kosten, die die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle verursacht, machen die schwerwiegenden Folgeerkrankungen den Löwenanteil der Gesamttherapiekosten [5] bei Diabetes Typ 2 aus.

Quellen
[1] Karter AJ, Parker HM, Moffet HH et al.: Longitudinal Study of New and Prevalent Use of Self-Monitoring of Blood Glucose. Diabetes Care 2006, 29(8), 1757-1763
[2] Kaiser Permanente Northern California ist eine Krankenversicherung mit integrierten Versorgungskonzepten, der über drei Millionen Mitglieder angehören. Hiervon sind rund 180.000 in einem Diabetesregister eingetragen.
[3] Bergenstahl RM, Gavin JR et al.: The Role of Self-Monitoring of Blood Glucose in the Care of People with Diabetes, Report of a Global Consensus Conference. Am J Med 2005, 118 (9A), 1S-6S
[4] Martin et al.: Retrolective Study Self-Monitoring of Blood Glucose and Outcome in Patients with Typ 2 Diabetes, Diabetologia 49; 2 (2006): 271-278
[5] Weber et al.: Cost of type 2 diabetes in Germany over 8 years (the ROSSO study No. 2), in: Journal of Medical Economics 2006; 9: 1-9

zuletzt bearbeitet: 12.12.2006 nach oben

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