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Ernährungsmärchen: Süßstoffe sind schädlich

Der kalorienfreie Zuckerersatz ist besser als sein Ruf

Viele Ernährungsmärchen verwirren die Verbraucher. Butter hat mehr Kalorien als Margarine, Gemüse aus der Dose ist ungesund oder Zucker löst Karies aus, denken viele, aber es sind nur Ernährungsmärchen. Süßstoffe machen süchtig, begünstigen Krebs, fördern Allergien und schaden Schwangeren sind nur einige Märchen oder vielmehr Lügen, die über Süßstoffe verbreitet werden und wissenschaftlich nicht gesichert sind, betont heute Diplom Ernährungswissenschaftlerin Susanne Sonntag von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. in Bad Aachen.

Süßstoffe wie Saccharin, Cyclamat, Aspartam, Acesulfam, Neohesperidin und Thaumatin sind praktisch kalorienfrei, gleichzeitig viel süßer als Haushaltszucker sowie gesundheitlich unbedenklich, weiß Gesellschaftssprecher Sven-David Müller-Nothmann. Sie zählen zu den Lebensmittelzusatzstoffen, die am besten untersucht und geprüft sind. Alle zur Zeit zugelassenen Süßstoffe sind gesundheitlich unbedenklich! Süßstoffe sind damit ein idealer Diätbegleiter, um Speckröllchen, Übergewicht und Diabetes mellitus anzugehen, so Sonntag.

Nicht verwechseln sollte man Süßstoffe mit Zuckeraustauschstoffen wie Fruchtzucker, Isomalt oder Sorbit, die keinen kalorischen Vorteil gegenüber Haushaltszucker bieten. Entgegen der landläufigen Meinung, Süßstoffe erregen Krebs, sind sich Ernährungsexperten einig: Süßstoff, in einer haushaltsüblichen Dosierung verwendet, verursacht kein erhöhtes Krebsrisiko. Auch zu Allergien, ausgelöst durch Süßstoff, gibt es in der wissenschaftlichen Literatur keinerlei Hinweise. Da der Süßstoff Aspartam im Körper teilweise zu Alkohol abgebaut wird, behaupten Süßstoffkritiker, er mache süchtig. Allerdings entstehen auch bei der Verdauung von Obst- und Gemüsesäften kleine Mengen an Methanol, die wesentlich höher sind als bei Aspartam.

Dass Süßstoffe ein idealer Diätbegleiter sind, zeigt eine Studie mit 42 übergewichtigen Probanden aus dem Jahr 2002[*]. Wissenschaftler der Universität Frederiksberg in Dänemark kamen zu dem Ergebnis, dass die Süßstoffverwender ohne Diät nach zehn Wochen 1.000 Gramm abnahmen, während eine Vergleichsgruppe, die keine Süßstoffe verzehrte, 1.600 Gramm zunahm. Der Einsatz von Süßstoff führte somit nicht zu der oft falsch beschriebenen "Appetitanregung", lieferte sogar einen positiven Beitrag zur Gewichtsreduktion und gleichzeitig eine Verbesserung der Blutdruckwerte bei den Süßstoffverwendern.

Die meisten Pfunde purzeln bei Abnehmwilligen, wenn sie Süßstoffe im Rahmen einer kalorienreduzierten, ballaststoffreichen Mischkost bei gleichzeitig reichlich körperlicher Bewegung einnehmen. Wissenschaftlich eindeutig ist, dass Süßstoffe keinen Appetit auslösen. Auch haben sie keinen Einfluss auf den Insulinspiegel, betont Müller. Als Mastmittel in der Tierzucht haben Süßstoffe übrigens noch niemals Einsatz gefunden, so Müller weiter. Trotzdem sollten Süßstoffe nur in Maßen verwendet werden, denn zu viel süß ist ernährungsphysiologisch auch nicht sinnvoll, so Sonntag abschließend.

7 Lügen über Süßstoff

  1. Steigern den Appetit.
    Süßstoffe lösen keinen Appetit aus, da sie weder den Blutzucker- noch den Insulinspiegel beeinflussen, die für die Hunger- und Sättigungsregulation (mit)verantwortlich sind.
  2. Begünstigen Krebs.
    In einer haushaltsüblichen Dosierung verursachen Süßstoffe kein erhöhtes Krebsrisiko.
  3. Lösen Multiple Sklerose aus.
    Es besteht derzeit kein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Süßstoff und dem Auftreten von Multipler Sklerose.
  4. Fördern Allergien.
    In der wissenschaftlichen Literatur gibt es keine Hinweise auf Allergien durch Süßstoffe.
  5. Machen süchtig.
    Die Bildung von Methanol aus Aspartam während der Verdauung ist wesentlich geringer als die gebildete Menge aus Obst- und Gemüsesäften und die machen (leider) auch nicht süchtig.
  6. Schädigen Kinder.
    Bei einem sparsamen Umgang besteht kein gesundheitliches Risiko für Kinder durch den Verzehr von Süßstoff.
  7. Schaden Schwangeren.
    Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass Süßstoffe in der Schwangerschaft schädlich für die werdende Mutter oder das Kind sind.

Quelle: Raben et al., Sucrose compared with artificial sweeteners : different effects on ad libitum food intake and body weight after 10 wk of supplementation in overweight subjects, Am J Clinical Nutrition 76/2002, 721-729.

zuletzt bearbeitet: 04.11.2004 nach oben

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