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Nierenerkrankung bei Blutzuckerkrankheit (Diabetische Nephropathie)
Nephrolgiekongress 2004 in Basel: Statement Prof. Dr. Jan Galle
Die Niere ist eines der häufigsten Zielorgane, die durch eine Diabeteserkrankung geschädigt werden können. Etwa 20?40% aller Patienten mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 entwickeln im Laufe ihres Lebens Nierenschäden. Besonders die Zahl der Typ-2-Diabetiker, die eine Nierenschädigung oder gar ein Nierenversagen entwickeln und damit dialysepflichtig werden, steigt dramatisch: Inzwischen ist fast die Hälfte aller neu an die Dialyse angeschlossenen Patienten diabeteskrank - ein wesentlicher Grund dafür ist eine schlechte Einstellung des Blutzuckers über Jahre.
Wie entsteht Nephropathie bei Diabetes mellitus?
Die Probleme spielen sich zunächst an den Nierenkörperchen, d. h. an den "Filtern", ab, die in einer ersten Phase der diabetischen Schädigung durchlässiger für Eiweiß werden. Durch eine unzureichende Blutzuckereinstellung erfolgt die "Verzuckerung" von Eiweiß, das sich in den sogenannten Glomeruli (Blutgefäßknäuel in der Nierenrinde) ablagert. Dadurch wird die Gefäßwand (Basalmembran) durchlässig für Eiweiß, das normalerweise im Blut zurückgehalten wird. Das Vorkommen von Albumin (Eiweißkörperchen) im Urin ist ein Zeichen dafür, dass eine Schädigung der Filtermembran vorliegt. Verstärkt wird diese Schädigung durch folgende Faktoren:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
Der hohe Blutdruck belastet die Gefäße ? der Innendruck im Nierenkörperchen erhöht sich und der entstandene Überdruck wirkt ungehindert auf die Basalmembran und schädigt sie. - Rauchen
Nikotin ist ein Gefäßgift und wirkt sich auch auf die Basalmembranen negativ aus. Rauchen begünstigt daher eine diabetische Nephropathie.
Wie kann man diabetischen Nierenschädigungen vorbeugen?
Das A und O der Prävention der diabetischen Nephropathie ist eine optimale Blutdruck- und Blutzuckereinstellung. Dabei gelten für alle Diabetiker mit Nierenerkrankung noch tiefere Zielwerte als für die Allgemeinbevölkerung, nämlich Werte < 125/75 mmHg. Darüber hinaus gilt es für alle Menschen mit Diabetes mellitus, eine gesunde und ausgewogene Ernährung einzuhalten. Nicht erst, aber erst recht bei einer bestehenden Nierenerkrankung sollte eine Ernährungsberatung in Anspruch genommen werden.
Wichtig ist, dass Diabetiker nicht zu viel Eiweiß zu sich nehmen, da eine zu eiweißreiche Ernährung den Filtrationsdruck der Niere erhöht. Die empfohlene Tagesdosis für Diabetiker mit Eiweißverlust über die Niere liegt bei 0,8 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Eine weitere wichtige Präventionsmaßnahme ist das Nichtrauchen.
Für Diabetiker spielt auch die regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion eine wichtige Rolle, um frühzeitig mögliche Nierenschädigungen erkennen und behandeln zu können.
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