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39. Jahrestagung Deutschen Diabetes-Gesellschaft

Finanzielle Nöte vieler Familien bei Diabetes des Kindes

Wenn ein Kind an einem Diabetes mellitus erkrankt, entstehen für die Eltern häufig erhebliche berufliche und finanzielle Belastungen. Dies zeigt eine Umfrage an vier großen pädiatrischen Diabetes-Zentren in Hannover, Berlin und München, deren Ergebnisse jetzt zur 39. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft vorgestellt werden.

An der Umfrage unter Leitung von Privat-Dozentin Dr. rer. nat. Karin Lange von der Medizinischen Hochschule Hannover und dem diesjährigen Kongresspräsidenten Professor Dr. med. Thomas Danne nahmen 580 Familien teil, deren Kinder im Alter unter 14 Jahren an einem Diabetes Typ 1 erkrankten. Waren vor der Diabeteserkrankung des Kindes noch 22 Prozent der Mütter vollzeit- und 38 Prozent teilzeitbeschäftigt, so mussten nach der Diagnose insgesamt 31 Prozent der Mütter ihre berufliche Tätigkeit einschränken oder ganz aufgeben. Besonders stark belastet waren Mütter von Kindergartenkindern. Hier veränderten 44 Prozent der Mütter ihre berufliche Planung, um sich um ihre Kinder kümmern zu können.

Der Grund: Die Kinder, die an Diabetes Typ 1 erkranken, benötigen regelmäßige Insulininjektionen, deren jeweilige Dosis vom Ergebnis der Blutzuckermessungen abhängt. Da die Kinder das Insulin noch nicht selbst dosieren und spritzen können, muss ein Betreuer die Aufgabe übernehmen. In der Regel sind dies die Mütter. Denn von Seiten des Kindergartens oder der Schule gibt es nur selten Unterstützung. Viele Schulbehörden untersagen es Erziehern oder Lehrern sogar, den Kindern bei den Injektionen zu helfen. Das Team um Lange beklagt: "Die entsprechenden Erlasse der Kultusministerien stammen noch aus einer Zeit, als die Kinder nach starren Therapieschemata behandelt wurden, die längst überholt sind." Sie müssten deshalb dringend überarbeitet werden. Als vorbildlich betrachten die Autoren der Studie die Leitlinien der Amerikanischen Diabetesgesellschaft. Diese schlagen für jedes Kind einen Hilfeplan vor, der Erzieher und Lehrer einbezieht. Dadurch könnte eine Rechtssicherheit für alle Personen geschaffen und die Eltern entlastet werden.

Eine Entlastung der Eltern ist dringend nötig, da zumindest in den Städten die Zahl der allein erziehenden Berufstätigen und der Zweiverdienerfamilien in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wenn in diesen Familien ein Kind an Diabetes erkrankt, können die Eltern schnell in wirtschaftliche Not geraten. Eine staatliche Unterstützung erhalten sie nicht. Das Kind kann zwar einen Schwerbehindertenausweis beantragen, damit die Eltern einen Freibetrag in der Steuererklärung geltend machen könnten. Doch hiervon profitieren nur Besserverdienende. Zu denen gehören die Eltern von diabetischen Kindern spätestens dann nicht mehr, wenn die Mutter ihren Beruf aufgeben muss. Zum Auftakt der 39. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft fordern die Autoren der Studie deshalb einen von der Steuerpflicht unabhängigen Nachteilsausgleich für die betroffenen Familien.

zuletzt bearbeitet: 19.05.2004 nach oben

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