Prinzipien der Health On the Net Foundation.
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Studie zu Gesundheitssystemen: Trend in EU-Ländern geht zu stärkerer Steuerfinanzierung
Deutschlands Nachbarländer finanzieren ihre Gesundheitssysteme
zunehmend aus Steuermitteln. In Luxemburg, Österreich oder Belgien ergänzen Steuertransfers mittlerweile
in wesentlichem Umfang das traditionelle Krankenversicherungssystem auf der Basis einkommensabhängiger
Beiträge. Angesichts dieses europäischen Trends ist auch in der Bundesrepublik eine Ausweitung des
Steueranteils an den öffentlichen Gesundheitsausgaben wahrscheinlich. Zu diesem Schluss kommt eine
Studie, die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung Gesundheitsreformen in den 15 Ländern der alten
EU und der Schweiz analysiert.
Künftig könnte beispielsweise das Geld für die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern verstärkt aus
Steuereinnahmen fließen, prognostizieren die Autoren um den Frankfurter Professor für Sozialpolitik
Dr. Diether Döring. Solche "Kombinationslösungen" könnten helfen, den besonders starken
Globalisierungsdruck zu mildern, unter dem beitragsfinanzierte Gesundheitssysteme wie das deutsche
stehen.
Einen kompletten Systemwechsel in der Gesundheitsfinanzierung halten die Forscher dagegen für
unrealistisch. Wichtigster Grund: Auch Alternativen wie eine vollständige Steuerfinanzierung oder
Pauschalprämien weisen erhebliche Defizite auf.
Steuerfinanzierte Gesundheitssysteme, etwa in Großbritannien, Spanien oder den nordischen Staaten, sind
häufig unterfinanziert. Patientinnen und Patienten leiden unter langen Wartezeiten. Pauschalprämien
wiederum beschleunigen das Wachstum der Gesundheitskosten eher als dass sie es bremsen würden. Das
zeigt das Beispiel der Schweiz, die 1996 als bislang einziges europäisches Land Kopfpauschalen eingeführt
hat. Bis 2004 stieg die durchschnittliche monatliche Pauschalprämie drastisch von 173 Schweizer
Franken auf 280 Franken. Dabei würden Familien mit mittlerem Einkommen und ältere Menschen
überproportional stark belastet, konstatieren die Wissenschaftler.
Pressemitteilung: Hans-Böckler-Stiftung.
Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.
10.11.2005
Archiv 2005
- Nachrichten zur Gesundheitspolitik
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