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Der Mythos vom Eigennutz: Psychologische Studie zu Gerechtigkeit im Gesundheitssystem

"In der einen Hälfte des Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben. In der anderen Hälfte opfern wir Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen", soll Voltaire einmal gesagt haben. Mehr finanzielle Eigenleistung müssen Krankenversicherte seit der Gesundheitsreform im vergangenen Jahr aufbringen, die weiterhin lebhaft diskutiert wird. Bei der Verteilung knapper Mittel im Bereich der Gesundheitsversorgung scheinen harte Kämpfe um die Leistungen und Lasten unausweichlich. Aber wie denken die Bürgerinnen und Bürger über das derzeitige deutsche Gesundheitssystem?
 
Diese Frage stand im Zentrum eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts von Prof. Dr. Elisabeth Kals, Professur für Sozial- und Organisationspsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, und ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Juliane Kärcher. Grundlage der Untersuchung sind Gespräche mit Vertretern von Krankenversicherungen, Selbsthilfe- und Patientengruppen sowie ärztlichen Vereinigungen. Hinzu kommt eine Umfrage in der Bevölkerung, für die sich die Psychologen ausdrücklich sowohl an gesetzlich als auch privat Versicherte wandten.
 
Die Ergebnisse der sozialpsychologischen Untersuchung sind bemerkenswert und enthalten wertvolle Hinweise für die Entscheidungsträger: Insgesamt wird ein auf dem Solidarprinzip ruhendes Gesundheitssystem von der Mehrheit der rund 500 Befragten akzeptiert und wertgeschätzt. Diese sind durchaus dazu bereit, für ein in ihren Augen gerechtes Gesundheitswesen mehr aufzubringen. Dazu wird aber eine deutlich größere Transparenz gefordert. Bei aller grundsätzlichen Zustimmung wurden außerdem Ineffizienz und fehlende Fairness im System kritisiert.
 
Geht es um die Verteilung von Leistungen und Beitragslasten der Krankenversicherungen, ist die Frage nach der Bedürftigkeit essentiell für die Befragten; diese wird von ihnen als grundlegendes Menschenrecht auf eine Versorgung im Krankheitsfall beschrieben. Bei diesen Einschätzungen spielen der eigene Gesundheitszustand oder die individuelle finanzielle Situation keine Rolle, so dass sie nicht als Rhetorik zur Durchsetzung von Eigeninteressen zu sehen sind.
 
"Die Hauptbotschaft unserer Untersuchung ist, dass den Menschen - entgegen des ökonomischen Verhaltensmodells - nicht nur der Eigennutz treibt. Wir konnten empirisch nachweisen, dass ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden vorhanden ist", erklärt Juliane Kärcher.
 
Gerechtigkeitspsychologie befasse sich nicht damit, ob das Gesundheitssystem faktisch gerecht ist, sondern ob es die Menschen als gerecht empfinden. Bei Verteilungskonflikten würden vor allem ökonomische Faktoren untersucht. "Wenn jedoch das subjektive Gerechtigkeitsempfinden missachtet wird, kostet die Durchsetzung mehr Energie und Geld und ist meist mit sozialem Unfrieden verbunden."
 
Pressemitteilung: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

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07.07.2005
Archiv 2005  -  Nachrichten zur Gesundheitspolitik
 

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