Prinzipien der Health On the Net Foundation.
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Patientenzentrierung darf kein Lippenbekenntnis sein
Berlin, 3. Mai 2005: "Die Gesundheitsreform trägt nicht
dazu bei, die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung langfristig zu sichern
und die Versorgungssituation der Menschen zu verbessern." Dies hat der 108. Deutsche
Ärztetag heute in Berlin kritisiert. Ein Jahr nach Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG)
würden Fehlentwicklungen erkennbar, die die Versorgung von Patientinnen und Patienten zu gefährden
drohten.
Die Barrieren zur Inanspruchnahme von Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung würden
höher, beklagte das Ärzteparlament. "Schematische Eigenbeteiligungen der Patienten bedeuten
zusätzliche, unzumutbare Belastungen, gerade für die sozial Schwächeren. Das beeinträchtigt die
Chancengleichheit beim Zugang zur medizinischen Versorgung", erklärten die Delegierten.
Der Ärztetag plädierte dafür, den Patienten in den Mittelpunkt gesundheitspolitischer Entscheidungen
zu rücken. Patientenzentrierung dürfe kein Lippenbekenntnis sein. "Fragen zum Nutzen und zur
medizinischen Notwendigkeit neuer medizinischer Leistungen und zur Sicherung einer bedarfsgerechten
Versorgung können nicht eindimensional durch Evidenzanalysen gelöst werden. Auch Patientenerfahrungen
und -präferenzen müssen ernst genommen werden", betonten die Ärztevertreter.
Sie forderten von den politisch Verantwortlichen, die Individualität der Arzt-Patienten-Beziehung zu
respektieren. Die Einführung neuer Versorgungsstrukturen wie der
Disease-Management-Programme (DMP) müsse sich am Mehrwert für die Patienten
ausrichten und nicht an der Einkaufspolitik von Krankenkassen, die unter Wettbewerbsdruck stehen.
Der 108. Deutsche Ärztetag übte Kritik an der überbordenden Bürokratie in den Gesundheitsberufen,
die Unzufriedenheit bei den Beschäftigten auslöse und Beiträge der GKV-Versicherten verschleudere.
Zudem erklärten die Delegierten, dass der Preiswettbewerb im Gesundheitswesen statt eines politisch
angepriesenen "Qualitätswettbewerbs" immer häufiger Versorgungsengpässe verursache.
"Mindestmengenregelungen forcieren die Konzentrationsprozesse im stationären Bereich;
Krankenhäuser schließen und Wartelisten werden länger. Dies alles geht zu Lasten der
Patientenversorgung", heißt es in einer Entschließung des Ärztetages.
Steuerungsinstrumente wie DMP und Mindestmengenregelungen müssten systematisch evaluiert und am
therapeutischen Nutzen für die Patienten gemessen werden. "Die Weiterentwicklung neuer
Versorgungsstrukturen muss auf die Versorgungsrelevanz für Patienten hin orientiert sein",
forderte das Ärzteparlament.
Pressemitteilung: Bundesärztekammer (BÄK).
03.05.2005
Archiv 2005
- Nachrichten zur Gesundheitspolitik
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