Prinzipien der Health On the Net Foundation.
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Gesundheitliche Versorgung älterer Menschen langfristig bedroht
Expertenkommission der Bertelsmann Stiftung fordert Stärkung der Prävention
Ohne eine grundlegende Reform der Sozialversicherung mit einer
Stärkung des Präventionsgedankens bedroht der demographische Wandel massiv die gesundheitliche Versorgung
älterer Menschen. Zu diesem Besorgnis erregenden Befund kommt die von der Bertelsmann Stiftung eingesetzte
Expertenkommission "Ziele in der Altenpolitik" unter dem Vorsitz der ehemaligen Bundestagspräsidentin
Professor Rita Süssmuth.
"Bereits heute entfallen 43 Prozent der Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung auf
die älteren Menschen ab 65 Jahren", sagte der wissenschaftliche Leiter der Kommission, Professor
Andreas Kruse von der Universität Heidelberg. Während die durchschnittlichen medizinischen Gesundheitsausgaben
pro Jahr in der Gruppe der 40-Jährigen derzeit noch bei 2.200 Euro lägen, stiegen sie bei den
60-Jährigen auf 3.850 Euro und in der Gruppe der 80-Jährigen sogar auf 6.800 Euro an. Heute seien
lediglich 4 Prozent der Bevölkerung über 80 Jahre. Im Jahr 2050 würden mit knapp acht Millionen
Bundesbürgern bereits 11 Prozent zu den Hochbetagten gehören. "Diese Zahlen zeigen den dringenden
Handlungsbedarf der Politik", sagte Kruse.
Nach Auffassung der Kommission müssten die Anstrengungen in der Gesundheitsförderung und Prävention erheblich
verstärkt werden. Damit könnten viele Erkrankungen im hohen Lebensalter vermieden oder in ihrem Verlauf
positiv beeinflusst werden. Der mit sieben Prozent geringe Anteil für Prävention an den Gesamtausgaben für
die Gesundheit müsse dringend erhöht werden. Ohne mittel- und langfristig wirksame Maßnahmen der Prävention
würden gerade die ausgabenintensiven Erkrankungen erheblich zunehmen. Der Versorgungsbedarf ohne Prävention
steige bis 2020 bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 44 Prozent, bei gefäßbedingter Demenz um 74 Prozent
und beim Oberschenkelhalsbruch um 63 Prozent.
Durch bessere Prävention könnten jährlich Milliardensummen eingespart werden, so Kruse. Zu den wirksamen
Maßnahmen gehörten vor allem Kraft-, Ausdauer- und Bewegungstraining bei älteren Menschen sowie eine
ausgewogene Ernährung. Zahlreiche Studien zeigten, dass sich die körperliche "Flexibilität" auch
im Alter noch um etwa 60 Prozent steigern lasse. Auch die Pflegeleistungen, die sich heute oft auf
die so genannte Grundpflege beschränke, müssten nach Einschätzung der Expertenkommission erheblich
verbessert werden. Der präventive Aspekt der Pflege, die so genannte Gesundheitspflege, komme viel zu
kurz. Insgesamt gäbe es gravierende Schnittstellenprobleme zwischen der Kranken- und der Pflegeversicherung,
sagte Kruse.
Eine von der Gesundheitspolitik besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppe sind nach Auffassung der
Kommission vor allem hoch betagte Frauen, die im Alter eine deutlich schlechtere körperliche und psychische
Gesundheit aufwiesen. Auch für Menschen aus unteren sozialen Schichten und für Migranten müssten die
Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention deutlich ausgebaut werden.
Pressemitteilung: Bertelsmann Stiftung.
03.03.2005
Archiv 2005
- Nachrichten zur Gesundheitspolitik
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