Prinzipien der Health On the Net Foundation.
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Ärzte kritisieren Zuzahlungen für Wohnungslose
Der Deutsche Ärztetag kritisiert, dass auch wohnungslose
Sozialhilfeempfänger zur Leistung von Praxisgebühren und Zuzahlungen herangezogen werden. Der
Gesetzgeber müsse Regelungen schaffen, die die mit der Gesundheitsreform entstandenen
Behandlungsbarrieren für diesen Personenkreis wieder rückgängig machen, forderten die
Delegierten des 107. Deutschen Ärztetags in Bremen.
"Die bei den meisten Wohnungslosen theoretisch anwendbare Chronikerregelung kann das grundsätzliche
Problem nicht auffangen", heißt es in dem Beschluss des Ärzteparlaments. Ohne eine Veränderung
der Gesetzeslage müsse zukünftig wieder mit vermehrten Notfalleinsätzen und insgesamt höheren
Behandlungskosten für wohnungslose Patienten gerechnet werden.
Die ärztlichen Projekte zur Versorgung Wohnungsloser melden seit Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes
am 1. Januar 2004 einen Rückgang der Patientenzahlen um teilweise mehr als 60 Prozent. In
Deutschland leben ca. 200.000 alleinstehende Wohnungslose. Die meisten von ihnen weisen ein
geringes Krankheitsbewusstsein auf und sind durch die medizinische Regelversorgung nur schwer zu
erreichen. Aus diesem Grunde sind in den letzten Jahren in den meisten größeren Städten
Deutschlands Projekte entstanden, die sich zum Ziel gesetzt haben, durch aufsuchende Hilfen die
ärztliche Versorgung Wohnungsloser sicherzustellen.
"Die Anreize zur Teilnahme an den neu angebotenen Hausarztprogrammen finden ihre Grenzen in
eventuellen Mehrkosten", erläutert Professor von der Schulenburg. Im Gesetz sei klar geregelt,
dass sich derartige Versorgungsmodelle selbst tragen müssen. Dies ist jedoch bei den Hausarztmodellen nicht
zu erwarten. Stattdessen werden Patienten, die ohnehin fachärztliche Hilfe brauchen, gezwungen, zunächst
den Hausarzt zu konsultieren, da dies vorgeschrieben sei. "Die Einführung von Hausarztmodellen ist
durchaus positiv, da der Hausarzt als Lotse helfen kann, Doppeluntersuchungen zu verhindern. Dazu muss
der Hausarzt mehr Zeit für den Patienten haben, als es derzeit der Fall ist. Auch müssen die an den
Hausarztmodellen teilnehmenden Ärzte nach festen Qualitätskriterien ausgesucht werden."
Stattdessen sei zu befürchten, dass die Bestimmungen des Gesetzes in Bezug auf die Auswahl der
teilnehmenden Ärzte mehr als großzügig ausgelegt werden und so gut wie alle Hausärzte beteiligt werden.
Wenn die Hausarztprogramme aber einen ökonomischen Effekt haben sollen, sei eine qualitative Auswahl
der Ärzte, die an diesen Programmen teilnehmen sollen, unbedingt erforderlich, da nur wenige Hausärzte
in ihrer Ausbildung wirklich auf eine Lotsenfunktion im Gesundheitswesen vorbereitet seien.
Pressemitteilung: Bundesärztekammer (BÄK).
21.05.2004
Archiv 2004
- Nachrichten zur Gesundheitspolitik
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