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Gesundheitsökonom der Universität Hannover kritisiert geplante Aushebelung der Praxisgebühr

Kontinuität wichtiger Faktor der Gesundheitsreform

Die geplante breite Einführung von Hausarztmodellen und die schon praktizierten Chronikerprogramme, in denen den Patienten die Praxisgebühr erlassen wird, hebeln nach Auffassung von Prof. Johann-Matthias Graf von der Schulenburg vom Institut für Versicherungsbetriebslehre der Universität Hannover einen der Leitgedanken der jüngsten Gesundheitsreform, die Stärkung des Kostenbewusstseins der Patienten, aus. "Die Praxisgebühr hat sich etwa in der Schweiz seit Jahren bewährt. Eine Abschaffung nach nur vier Monaten ist nicht sinnvoll. Das Gesundheitssystem benötigt Kontinuität bei der Anwendung der gesetzlichen Vorgaben", sagt von der Schulenburg.
 
Um die Auswirkungen der Praxisgebühr auf eine objektive wissenschaftliche Basis zu stellen, werden in den nächsten Monaten im Zuge eines Forschungsprojektes der Universität Hannover in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen die Auswirkungen der Praxisgebühr auf Arztverhalten, Versicherten- und Patientenverhalten sowie auf veranlasste Leistungen untersucht.
 
Der Besuch von Fachärzten, so der Gesundheitsökonom der Universität Hannover, sei nicht das Hauptproblem. Bereits heute gingen mehr als zwei Drittel der Patienten bei Erkrankungen zunächst zum Hausarzt. Die Selbstbeteiligung hat nach bisherigen Erkenntnissen ihre Steuerungsfunktion bereits bewiesen: Die Zahl der Arztkontakte ist im ersten Quartal 2004 deutlich gesunken. Eine faktische Abschaffung der Praxisgebühr jedoch würde den Zulauf von Patienten bei den Hausärzten wieder verstärken. Stattdessen sollte darüber nachgedacht werden, Überweisungen nur noch dann auszustellen, wenn eine Mitbehandlung durch Spezialisten wirklich erforderlich ist.
 
"Die Anreize zur Teilnahme an den neu angebotenen Hausarztprogrammen finden ihre Grenzen in eventuellen Mehrkosten", erläutert Professor von der Schulenburg. Im Gesetz sei klar geregelt, dass sich derartige Versorgungsmodelle selbst tragen müssen. Dies ist jedoch bei den Hausarztmodellen nicht zu erwarten. Stattdessen werden Patienten, die ohnehin fachärztliche Hilfe brauchen, gezwungen, zunächst den Hausarzt zu konsultieren, da dies vorgeschrieben sei. "Die Einführung von Hausarztmodellen ist durchaus positiv, da der Hausarzt als Lotse helfen kann, Doppeluntersuchungen zu verhindern. Dazu muss der Hausarzt mehr Zeit für den Patienten haben, als es derzeit der Fall ist. Auch müssen die an den Hausarztmodellen teilnehmenden Ärzte nach festen Qualitätskriterien ausgesucht werden."
 
Stattdessen sei zu befürchten, dass die Bestimmungen des Gesetzes in Bezug auf die Auswahl der teilnehmenden Ärzte mehr als großzügig ausgelegt werden und so gut wie alle Hausärzte beteiligt werden. Wenn die Hausarztprogramme aber einen ökonomischen Effekt haben sollen, sei eine qualitative Auswahl der Ärzte, die an diesen Programmen teilnehmen sollen, unbedingt erforderlich, da nur wenige Hausärzte in ihrer Ausbildung wirklich auf eine Lotsenfunktion im Gesundheitswesen vorbereitet seien.
 
Pressemitteilung: Universität Hannover.
Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

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17.05.2004
Archiv 2004  -  Nachrichten zur Gesundheitspolitik
 

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