Prinzipien der Health On the Net Foundation.
|
|
Gesundheitsreform führt zu Qualitätsabbau
Köln, 18.03.2004: Der misslungene Start der Gesundheitsreform hat
gezeigt, dass es der Bundesregierung weniger um eine qualitätsorientierte Weiterentwicklung unseres
Gesundheitswesen geht als vielmehr um die Rationierung von Leistungen, so die einhellige Meinung der
Fachberufekonferenz bei der Bundesärztekammer auf ihrer jüngsten Sitzung. In den Krankenhäusern,
insbesondere im Pflegebereich, kommt es mittlerweile zu massiven Rationierungseffekten. Dies bedingt
nicht nur einen Abbau von Arbeitsplätzen, sondern droht bei Neuanstellungen auch zu erhebliche
Verschlechterungen in der Personalqualifikation zu führen. Erheblich bedroht ist die Existenz
ambulanter Pflegedienste. Strukturelle Versorgungsdefizite sind die Folge, erhebliche Mehr- und
Folgekosten im Einzelfall absehbar. Gerade auch vor diesem Hintergrund forderten die Fachberufe im
Gesundheitswesen vom Gemeinsamen Bundesausschuss zukünftig eine bessere Einbeziehung.
"Die Kosteneinsparpolitik auch der jüngsten Gesundheitsreform ist dem Ziel einer qualitativ
hoch stehenden Patientenversorgung nicht zu vereinbaren. Ein zukunftsorientiertes Gesundheitswesen für eine
älter werdende Gesellschaft muss den zwangsläufig wachsenden Bedarf der Patienten an medizinischen und
pflegerischen Leistungen decken können. Unsere wachstumsorientierte Gesundheitswirtschaft wäre hierzu
durchaus in der Lage, wenn sie nicht durch Rationierungsmaßnahmen ständig ausgebremst würde",
fasst Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, den Unmut der
38 Mitgliedsverbände zusammen. Sinnvoller sei es, die Finanzierungsgrundlagen der Krankenversicherung
nachhaltig zu stabilisieren.
Die Konferenz beschäftigte sich auch intensiv mit der Berufsausbildung der Gesundheitsfachberufe, die
über bereits jetzt bestehende zahlreiche Studiengänge in den Bereichen Management, Lehre und Forschung
hinaus zukünftig auf ein akademisches Niveau angehoben werden muss. Die Verbände der Pflegeberufe,
der Ergotherapeuten, Logopäden, der Orthoptistinnen, Physiotherapeuten, medizinisch-technischen Assistenten
und Hebammen streben eine Ausbildung auf Bachelor- oder Master-Niveau im Zusammenhang mit dem derzeitigen
Umbau der deutschen Hochschulabschlüsse an.
Die Komplexität der oft chronischen Krankheitsbilder, die Weiterentwicklung von Therapiekonzepten auf
der Grundlage wissenschaftlicher Forschung und die Alters- und Morbiditätsstruktur der Patienten
erforderten nicht nur eine Vernetzung der Versorgungsstrukturen und den Einsatz von
Qualitätsmanagementsystemen, sondern als bildungspolitische Antwort auch eine Diskussion mit dem
Ziel einer Ausbildung auf akademischem Niveau. Dabei darf die Ablösung des historisch gewachsenen
deutschen Berufssystems hin zu einer akademischen Qualifizierung nicht zu einer Fehlentwicklung in
der direkten Patientenbeziehung führen.
Vorrangig ist auch die Entwicklung kooperativer und vernetzter Strukturen, um bereits erreichte Standards
in der Versorgung weiterzuentwickeln. Dies wird insbesondere angesichts der zu erwartenden personellen
Engpässe in der medizinischen Versorgung sowohl bei Ärzten als auch bei Pflege- und Medizinalfachberufen
in der nächster Zukunft dringender denn je" betonte Dr. Ursula Auerswald, Vizepräsidentin der
Bundesärztekammer. Ein positiver Beitrag hierzu sei die verbesserte Kommunikation und Kooperation der
Berufsgruppen untereinander. Dem entsprechend war die Nutzung der "gemeinsamen Sprache"
internationaler Klassifikationssysteme in der Patientenversorgung ein weiteres wichtiges Thema der
Konferenz.
Pressemitteilung: Bundesärztekammer (BÄK).
18.03.2004
Archiv 2004
- Nachrichten zur Gesundheitspolitik
|
|