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Active-in-Diabetes-Prevention-Newsletter auf Deutsch

Prof. Peter Schwarz Liebe Mitglieder des Netzwerks "Who are active in diabetes prevention",

dieses Mal möchten wir Sie mit einem weiteren Netzwerk vertraut machen, das ebenfalls dazu dient, Menschen miteinander in Verbindung zu bringen, die sich aktiv für die Prävention des Diabetes einsetzen. Unsere stärkste Waffe im Einsatz gegen Krankheiten ist Wissen - Wissen, wie sie zu behandeln sind und wie man mögliche Strategien zur Vorbeugung entwickeln kann. Dabei ist es genauso wichtig, dieses Wissen mit vielen Menschen zu teilen.

Der "Supercourse" ist ein Netzwerk von Wissenschaftlern, die ihre Vorträge mit anderen Wissenschaftlern im Gesundheitssektor teilen. Das Netzwerk ist gleichzeitig eine Online-Plattform für Lernmaterial für Studenten der medizinischen Fachrichtungen. Hier kann man Vorlesungen hochladen oder Vorlesungen von Kollegen herunterladen - über das Internet und vor allem kostenlos! Das Netzwerk hat ein enormes Potential für die Ausbildung von Angestellten im Gesundheitswesen in Entwicklungsländern. Bitte lesen Sie mehr über diese außergewöhnliche Quelle für Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen.

Peter Schwarz, Dresden

SUPERCOURSE

Supercourse ist eine Fundgrube für Vorträge über Gesundheit und Prävention weltweit, um die Aus- und Weiterbildung rund um Prävention zu verbessern. Supercourse ist ein Netzwerk von über 65.000 Wissenschaftlern in 174 Ländern, die eine kostenlose Bibliothek mit über 5.000 Vorträgen in 31 Sprachen teilen. Supercourse wurde am WHO Collaborating Center der Universität Pittsburgh entwickelt.

Supercourse hat sich auf eine ungewöhnliche Weise entwickelt. Eine Gruppe junger Juniorprofessoren um Ron LaPorte entschied sich 1985 dazu, die globalen Muster von Kinderdiabetes zu untersuchen. Mitglieder dieser Gruppe waren Naoko Tajima aus Tokyo, Jaakko Tuomilehto aus Helsinki, Yang Ze aus Peking, Laercio Franco aus Brasilien, Eugene Shubnikov aus Russland sowie einige andere.

Unser Erfolg basiert zum Teil auf unseren Erfolgen in der Ausbildung von über 500 Leuten weltweit auf dem Gebiet der Diabetesepidemiologie als Teil des WHO-Projekts "DiaMond" für Kinderdiabetes. Dies ist ein ähnlicher Ansatz wie der des internationalen CDC-Schulungsprogramms. Das Projekt erstellte Datenbanken für Typ-1-Diabetes, um die geographische Veränderlichkeit der Krankheit zu dokumentieren. Das Hauptergebnis war eine vierhundertfache Abweichung im Auftreten zwischen Finnland und einigen Regionen Chinas. Während des Programms wurden 155 Zentren in 70 Ländern errichtet mit dem Pittsburgh WHO Collaborating Centre als Basiszentrum, Referenzzentren für Datenbanken und molekulare Epidemiologie. Eine Mustermethode zur Registrierung wurde entwickelt und allen Zentren zur Verfügung gestellt. Um dem Projekt beizutreten, musste jedes Zentrum ein eigenes lokales Protokoll auf Basis des Musters entwickeln und es von Experten genehmigen lassen. Des Weiteren wurden mehr als zehn Schulungssitzungen mit mehr als 300 Studenten abgehalten.

Das WHO DiaMond-Projekt war ein enormer Erfolg. Es half dabei, einen globalen Kader von Diabetesepidemiologen zu bilden. Vor 1985 gab es keine standardisierte Registrierung und falls überhaupt, nur wenige Typ-1-Diabetes-Epidemiologen in Entwicklungsländern. Nach 1990 gab es 30 Datenbanken in 20-25 Entwicklungsländern und insgesamt 155 in 70 Ländern. Etwa 100 Forscher aus Entwicklungsländern und 500 Forscher insgesamt haben an diesem Projekt teilgenommen. Vor 1990 gab es nur wenige Publikationen zum Auftreten von Kinderdiabetes in Entwicklungsländern. Nach dem Beginn des WHO-Projekts standen Daten zum Auftreten von Kinderdiabetes von 47 Zentren aus 30 Entwicklungsländern zur Verfügung. Diese Publikationen aus Entwicklungsländern waren einige der größten aus NCD-Projekten mit über 5.000 registrierten Fällen. Wir haben dabei geholfen, das Auftreten von Typ-1-Diabetes in vielen Ländern zu untersuchen und wir werden bei anderen chronischen Krankheiten ebenso erfolgreich sein. Das WHO DiaMond-Projekt endete im Jahr 2000, doch viele der weltweiten Zentren arbeiten mit lokaler Unterstützung bis heute, so z. B. in Nowosibirsk (Russland).

Eine weitere Wurzel von Supercourse sind Schulungen in Diabetesepidemiologie. Die IDF, Cambridge University und der WHO haben seit 1981 zehntägige Kurse in Diabetesepidemiologie angeboten. Viele der Autoren haben die Trainigskurse gestaltet. Wir haben auf den Teilnehmerlisten von 1987 und 2000 (3. und 4. Kurs) alle Studenten, die aus Entwicklungsländern kamen, identifiziert - es waren 19. Wir verfolgten sie über Google Scholar und Pub Med bis heute - die Resultate sind bemerkenswert: Die Studenten aus Entwicklungsländern verfassten 249 Publikationen innerhalb dieser 20 Jahre. Der Durchschnitt lag bei 9. Diese Publikationen waren so gut wie alle in exzellenten Fachzeitschriften. Viele dieser Studenten arbeiteten mit der Fakultät und Studenten außerhalb ihrer Länder zusammen. Der Cambridge-Kurs hat einen sichtbaren Einfluss gehabt. Die Studenten blieben in Kontakt mit ihren Lehrern und anderen Studenten.

Bei solchen Projekten begannen wir zu verstehen, dass der wichtigste und kostengünstigste Faktor bei der Verbesserung der weltweiten Gesundheit die freie gemeinsame Nutzung von Informationen und Bildung ist. Unser Konzept war einfach: Zuerst müssen wir ein weltweites Netzwerk von Präventionswissenschaftlern im Internet schaffen. Wir waren begeistert, wie schnell das geschehen ist, denn wir haben aktuell 64.000 vorwiegend akademische Lehrer aus 174 Ländern. Außerdem waren wir der Meinung, dass es der beste Weg sei, die Lehrenden bezüglich Prävention weiterzubilden und ihnen allen gute Vorträge zur Benutzung bereitzustellen. Wir hatten daher den Plan einer Vortragsbibliothek, wo alle ihre Vorträge kostenlos miteinander teilen und Anerkennung für ihre Arbeit bekommen. Wir sahen unsere Bibliothek als eine Art Kunstgalerie, in der jeder Teile seiner Kunst (seine Vorträge) für die Lehrer in aller Welt ausstellt. Neue Lehrer wären nicht so gut wie Experten, aber auf jeden Fall besser als mit eigenen Vorträgen und Vorlesungen. Und ein dritter und möglicherweise wichtigster Punkt ist, dass Wissenschaftler in Entwicklungsländern "Lancet", "Science", "Nature", etc. 15 Jahre lang nicht erhalten haben. Aber ist es nicht unmöglich zu unterrichten ohne Zugang zu aktueller Forschungsliteratur zu haben? Wir können Lehrenden in Entwicklungsländern mehr bieten: Zugang zu unseren aktuellen Vorträgen und Zugang zu unserem Wissen.

Supercourse an der University of Pittsburgh hat die Art, wie Gesundheitsexperten in der ganzen Welt miteinander Ideen teilen und zusammenarbeiten, revolutioniert. Supercourse ist die weltweit führende Quelle für aktuelle und zuverlässige Vorträge zur globalen Gesundheitsprävention für Gesundheitsexperten, Ärzte und immer mehr auch die Medien.

Heute, im 14. Jahr, hat Supercourse 50.000 registrierte Mitglieder in 174 Ländern. Der Service ist kostenlos und für jeden frei zugänglich. Das Netzwerk ist einer der leistungsstärksten Anbieter von Informationen rund um die Gesundheit von Menschen auf der ganzen Welt. Über 4.500 hochwertige Vorträge von Professoren, Vorständen, Dekanen, Nobelpreisträgern und Mitgliedern der National Acadamies of Science über Themen von Ernährung bis hin zu nuklearer Verseuchung sind frei und einfach zugänglich. Letztes Jahr haben wir über sechs Millionen Menschen unterrichtet.

Supercourse reagiert auf Krisen im Gesundheitswesen mit kritischen Echtzeitinformationen. So wurde beispielsweise innerhalb von 48 Stunden nach dem Erdbeben der Stärke 7.0 in Haiti im Januar ein Vortrag über gesundheitspolitische Probleme der Krise in mehreren Sprachen online gestellt. Dieser Vortrag erreichte 3400 Seitenaufrufe im Jahre 2010.

In Anerkennung der Bedeutsamkeit von Supercourse kooperieren die Bibliothek von Alexandria und die WHO mit Supercourse, um das Netzwerk noch bekannter zu machen und den Zugriff darauf in Industrie- und Entwicklungsländern weiter zu fördern. Einer der meistaufgerufenen Vorträge auf Supercourse ist unser neuer Vortrag über weltweite Gesundheit, verfügbar auf http://www.pitt.edu/~super1/lecture/lec40341/index.htm

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Einige Beispiele über verfügbare Materialien auf Supercourse im Bereich Diabetes:

Supercourse WHO Collaborating Centre in Pittsburgh bietet viele Vorträge über Diabetes.

Außerdem hat das WHO Collaborating Centre in Pittsburgh zusammen mit der Bibliothek von Alexandria "Science Supercourse" entwickelt (http://ssc.bibalex.org/home/list.jsf), wo ebenfalls bereits 168.339 Vorträge verfügbar sind. Science Supercourse ist ein Projekt, das Wissenschaftler und Lehrende weltweit verknüpfen soll, indem wissenschaftliche Vorträge online kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Das Netzwerk Science Supercourse soll dabei auf Bereiche wie Umwelt, Landwirtschaft und technische Informatik ausgeweitet werden. Das Projekt ist ein gemeinsames Bestreben der Bibliothek von Alexandria in Ägypten und dem WHO Collaborating Centre an der Universität von Pittsburgh.

Science Supercourse garantiert keine Abschlüsse, aber soll eine Informationsquelle für Lehrer, Professoren und andere Lehrende sein, wenn sie es in ihrer Lehre für angebracht halten.

Des Weiteren verfügt das WHO Collaborating Centre in Pittsburgh zusammen mit der Bibliothek von Alexandria über einen Diabetes Supercourse für die MENA-Region mit über 100 Vorträgen auf http://www.bibalex.org/diabetessupercourse/.

Diabetes Supercourse ist ein Projekt mit dem Ziel, eine Grundlage zu schaffen, um das Bewusstsein verschiedener Zielgruppen in Nahost und Nordafrika (MENA - Middle East and North Africa) zu steigern.

Diabetes Supercourse ist eine Bibliothek bestehend aus hochwertigen Vorträgen über Diabetes von weltweit führenden Diabetes-Experten. Diese Vorträge werden kostenlos online zur Verfügung gestellt und auf DVDs in der MENA-Region verteilt.

Das Hauptziel von Diabetes Supercourse ist es, das öffentliche Bewusstsein für die Prävention und Behandlung von Diabetes zu schärfen. Ein Netzwerk mit vielen der Akteure im Bereich Diabetes trägt dazu bei, Beziehungen zwischen den Nationen zu schaffen und die Wissenschaftsgemeinschaft zu erweitern, um den Menschen Informationen zu bieten, die sie nutzen können, um die Krankheit zu bekämpfen.

Vor kurzem haben wir "History of Diabetes Epidemiology Supercourse" (Geschichte der Diabetesepidemiologie) entwickelt, die auf http://www.pitt.edu/~super1/HistoryDiabetes/EpidemiologySupercourse.htm frei verfügbar ist. Sie können dort auch gern weitere Informationen für diese Website senden.

Unser neuestes Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit Mobile Global Health Education and Apps development http://www.pitt.edu/~super1/globalhealth/mobileGHScourse.htm mit Links zu Apps für das Handy http://www.pitt.edu/~super1/globalhealth/appsMobilePhones.htm#Apps_for_Mobile_Phones_in_Diabetes.

Das Supercourse-Team begrüßt Sie auf seiner Website - nutzen Sie alle verfügbaren Materialien und laden Sie Ihre eigenen Vorträge hoch, um sie weltweit verfügbar zu machen.

Kontaktieren Sie uns unter super1@pitt.edu

Eugene Shubnikov, MD, Institut für Innere Medizin, Russland
Ron LaPorte, PhD (ronaldlaporte@gmail.com)
Gründer Supercourse
Leiter Telekommuniaktion, WHO Collaborating Centre
University of Pittsburgh Graduate School of Public Health

Geschrieben für das Netzwerk "Who are active in diabetes prevention" von Faina Linkov, PhD Assistant Professor of Epidemiology and Medicine, University of Pittsburgh Cancer Institute.

Editorial

Der Newsletter des Netzwerks "Who are active in Diabetes Prevention" erscheint derzeit in unregelmäßigen Abständen.

Herausgeber:
Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz
Prevention and Care of Diabetes mellitus
Department of Medicine III
University of Dresden.

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© Copyright 2011

Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz
Prevention and Care of Diabetes mellitus
Department of Medicine III
University of Dresden
E-Mail: peter.schwarz@uniklinikum-dresden.de

zuletzt bearbeitet: 08.09.2011 nach oben

Bildunterschrift: Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz, Dresden
Bildquelle: Diabetes-Portal DiabSite

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