Prinzipien der Health On the Net Foundation.
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Stellungnahme: Berufsverband Deutscher Diabetologen (BDD)
Analoginsuline sind wichtig
Es ist klar, wir haben ein Problem in Deutschland, wir müssen sparen
In der Medizin bedient man sich bei Sparvorschlägen gerne der Volkskrankheiten. Hier sind viele Menschen
betroffen und eine Sparmaßnahme hat eine besonders breite Wirkung. Daher verwundert es nicht, dass man
mit dem Diabetes mellitus beginnt. Schließlich sind fast 7 Millionen Menschen hiervon betroffen.
Statt sich zusammen zu setzen und zu überlegen, wo man sinnvoll sparen kann, versucht man dies, wie die
Zeitschrift DER SPIEGEL zuletzt berichtete, durch Sparen durch die Hintertür. Man nimmt sich ein Institut,
welches besonders unabhängig sein soll und lässt dieses Therapien überprüfen. Auf Grund einer sehr
einseitigen Auswahl von Studien kommt dieses Institut dann zu dem Schluss, dass Analoginsuline bei
Typ 2-Diabetikern keine Vorteile bringen. Dann braucht nur noch der gemeinsame Bundesausschuss zu beschließen,
dass Analoginsuline für Typ 2-Diabetiker unwirtschaftlich sind und schon hat man 30% mehr Kosten gegenüber
Humaninsulin gespart.
Doch was soll das? Erstens reden wir hier nur über 2 bis 4% der Gesamtkosten an der Therapie und zweitens
heißt ein um 30% günstigerer Apothekenverkaufspreis nicht auch gleichzeitig, dass man das Geld effektiv
spart, wenn Patienten mit Humaninsulin nicht optimal einzustellen sind und dies erleben Betroffene und
Spezialisten jeden Tag. Aber letztere beiden werden in diesem Prozess ja nicht gefragt und damit unterscheidet
sich das Vorgehen in Deutschland ganz erheblich von anderen europäischen Ländern, die auch ein Institut
für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen besitzen, wie beispielsweise Großbritannien. Hier
ist auch die Expertenmeinung und der Wille des Patienten gefragt. Auch werden gesundheitsökonomische
Betrachtungen für die Entscheidungsfindung herangezogen. So verwundert es auch nicht, dass Analoginsuline
in anderen europäischen Ländern sehr viel häufiger verwendet werden, als derzeit in Deutschland.
Ich persönlich warne vor diesem Vorgehen. Zwar sind die Diabetiker zuerst betroffen, doch dieser Prozess
wird sicherlich weiter gehen. Daher fordere ich, wie viele in Deutschland, die Analoginsuline so lange
verordnungsfähig zu halten, bis es eine klare Evidenz dagegen gibt, dass sie nicht besser wirken als
Humaninsulin.
Und wenn ich zum Schluss noch einmal kurz politisch werden darf, wir reden in Deutschland über
Investitionsprogramme, um die Wirtschaft anzukurbeln, schränken aber das Gesundheitswesen als zweitgrößter
Arbeitgeber in Deutschland ein. Ob das wohl politisch klug ist?
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Diabetologen
Vizepräsident der Deutschen Diabetesgesellschaft
23.02.2006
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- Nachricht 06.02.2006
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