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Stürmische See für diabetesDE

Professor Dr. med. Peter Bottermann für das Diabetes-Portal DiabSite.

Prof. Peter Bottermann
Prof. Peter Bottermann

Anfang November 2010 wird über den weiteren Weg von diabetesDE diskutiert werden. Die beiden Gründungsorganisationen, die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), haben zu außerordentlichen Mitgliederversammlungen eingeladen. In der DDG fordern kritische Stimmen mehr Transparenz über die Abläufe bei der Gründung von diabetesDE und Beteiligung an Entscheidungen. Viele Mitglieder der DDG sind außerdem mit der plötzlichen Auflösung der Geschäftsstelle in Bochum, der Entlassung der dortigen Mitarbeiter und der Verlegung der DDG-Geschäftsstelle nach Berlin in die Geschäftsstelle von diabetesDE nicht einverstanden.

Angesichts der Berufung von Dr. Dietrich Garlichs, dem Geschäftsführer von diabetesDE, auch als neuen Geschäftsführer der DDG sorgen sich Mitglieder der DDG um die weitere Geschäftsfähigkeit und Eigenständigkeit ihrer Gesellschaft.

Über die neuen Entwicklungen bei diabetesDE diskutiert auch der VDBD. Er will sein weiteres Vorgehen vom Mitgliedervotum abhängig machen.

Was geschah bisher?

Um die Kräfte zwecks besserer Durchschlagskraft bei politischen Entscheidungen zu bündeln, wurde im Frühjahr 2007 von der DDG der Vorschlag gemacht, einen gemeinsamen Dachverband aller im Bereich Diabetes tätigen Organisationen - unter Erhalt der Selbstständigkeit dieser Organisationen - ins Leben zu rufen. Dieser Vorschlag fand eine breite Zustimmung. Die Mitgliederversammlung der DDG beauftragte den Vorstand, eine Dachorganisation "Diabetes Deutschland" zu gründen. Die ersten Schritte in Richtung "Diabetes Deutschland" scheiterten jedoch. Es gelang nicht - aus welchen Gründen auch immer - die Betroffenenverbände für diesen Dachverband zu gewinnen. Stattdessen wurde von DDG und VDBD gemeinsam der Verein "diabetesDE" gegründet. "diabetesDE" klingt zwar ähnlich wie "Diabetes Deutschland", ist aber etwas anderes! "diabetesDE" entspricht nicht der beabsichtigten "Holding" zur Verfolgung gleichartiger Ziele von Vereinen mit gleichartigen Interessen unter Beibehaltung ihrer Eigenständigkeit. "diabetesDE" ist ein von zwei Vereinen gegründeter weiterer Verein.

Im Augenblick laufen Versuche, in Anlehnung an die Struktur der englischen und amerikanischen Diabetesgesellschaft, ein Zweikammermodell mit einer "wissenschaftlichen" Kammer und einer Betroffenen-Kammer (Meininger Erklärung PDF) in diabetesDE einzuführen, um den Deutschen Diabetiker Bund (DDB) zur Mitarbeit zu gewinnen. Hierüber müssen die DDB-Mitglieder noch beschließen. Die offenbar beabsichtigte "Verschmelzung" aller Einzelorganisationen zu einer einzigen Diabetesorganisation "diabetesDE" dürfte jedoch auf Ablehnung stoßen.

Beim DDB ist noch offen, ob der Satzungsänderungsentwurf von diabetesDE, der wegen des Zweikammermodells notwendig ist, in der vorliegenden Fassung die Zustimmung der Landesverbände bei der Bundesdelegiertenversammlung des DBB im Frühjahr 2011 bekommen wird. So oder so hat sich der DDB auch bei der jetzt diskutierten Version vorbehalten, dass, sollte es dazu kommen, nur die juristische Person DDB beitreten würde, dies aber nicht zu einer persönlichen Mitgliedschaft der DDB-Mitglieder führen soll.

Weder VBDB noch DDB wollen zum jetzigen Zeitpunkt ihre Geschäftsstellen in St. Ingbert bzw. Kassel aufgeben und nach Berlin ziehen. Beide Organisationen scheinen außerdem etwas misstrauisch gegenüber diabetesDE zu sein. Aber Vertrauen fällt nun einmal schwer, wenn Mitglieder in Entscheidungsprozesse nicht eingebunden werden. Demokratisches oder gar basisdemokratisches Handeln sieht anders aus. Statt auf Kommunikation mit denjenigen zu setzen, von denen der jeweilige Vorstand legitimiert wurde, setzen diabetesDE und DDG derzeit auf Eigenkontrolle in Personalunion.

Ausblick

Ist es nur versäumt worden, die Mitglieder der DDG über Planungen zur Verlegung der Geschäftstelle zu informieren, oder dienen einsame Vorstandsbeschlüsse der Schaffung von Sachzwängen, die eine Umkehr erschweren?

Wie geht es mit diabetesDE weiter? Wird man aus Fehlern der Vergangenheit lernen?

Arbeitet diabetesDE in Zukunft transparent und stellt Mitglieder nicht mehr vor vollendete Tatsachen, leistet die Organisation gute Arbeit, ohne selbst im Mittelpunk stehen zu wollen, publiziert sie als vertrauensbildende Maßnahmen ihre Einnahmen und Ausgaben auf der eigenen Internetseite, könnte sie weitere Mitglieder gewinnen, um die ursprünglichen Ziele, für die seinerzeit "Diabetes Deutschland" gegründet werden sollte, zu verfolgen.

Prof. Dr. med. Peter Bottermann
Mitglied der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)

zuletzt bearbeitet: 25.10.2010 nach oben

Bildquelle: Diabetes-Portal DiabSite

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Wir danken Herrn Professor Bottermann für diesen interessanten Gastbeitrag, der die Hintergründe zu den Diskussionen um diabetesDE beleuchtet!

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