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10 Jahre St.-Vincent-Deklaration

aus: Diabetiker Ratgeber, Ausgabe: März 2000

Prof. Friedrich Gries
Prof. Friedrich Gries

Mit viel Elan wurde 1989 in einem oberitalienischen Städtchen eine Initiative gestartet, die das Leben von Menschen mit Diabetes verbessern sollte. Wie kam es dazu? Professor Dr. med. Friedrich Gries, der ehemalige ärztliche Direktor und Leiter der Klinischen Abteilung des Deutschen Diabetes-Forschungsinstituts an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, war als einziger deutscher Vertreter und Experte an der Entwicklung der St.-Vincent-Deklaration beteiligt. Bis 1997 vertrat er die Interessen sowohl der deutschen Diabetiker als auch der diabetologischen Wissenschaftler in der St.-Vincent-Initiative. Nachfolgend sein Bericht über Hintergründe, Ziele und bisherige Erfolge der Aktion.

St. Vincent ist ein kleiner, früher fast unbekannter Ort im schönen Aosta-Tal in Oberitalien. 1989 geriet er in die Schlagzeilen - und heute sollte ihn eigentlich jeder kennen, der einen Diabetes hat, und jeder, der Menschen mit Diabetes betreut. Was war geschehen?

Auf Anregung der europäischen Sektion der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der International Diabetes Federation (IDF) hatten sich in St. Vincent Menschen aus ganz Europa in großer Zahl zusammengefunden: die betroffenen Menschen mit Diabetes und ihre Ärzte, Diabetesschwestern und Ernährungsberater, die Krankenversicherer ebenso wie die Industrie, die Medikamente, Blutzuckertestgeräte, Insulinspritzen und Pumpen herstellt, Diabetesforscher und vor allem auch Gesundheitspolitiker.

Zusammen Probleme erkennen

Sie tauschten ihre Erfahrungen aus. Die Menschen mit Diabetes führten den Gesunden ihr Leben als Betroffene vor Augen. Experten untersuchten die medizinische Versorgungslage und die sozialen Chancen der Diabetiker in den verschiedenen Regionen Europas, analysierten die wichtigsten Mängel und deren Ursachen. Praktiker aus dem Diabetes-Team machten Vorschläge zur Verbesserung. Durch diese Berichte wurde nicht nur klar, dass der Diabetes für jeden einzelnen Betroffenen und seine Angehörigen eine seelische, soziale und wirtschaftliche Last sein kann. Vielmehr zeigte sich auch, dass das Problem der Folgekrankheiten und der verkürzten Lebenserwartung noch nirgendwo in Europa befriedigend gelöst war, obwohl die Forschung schon Wege aufgezeigt hatte, wie dies erreicht werden kann.

10 Millionen Betroffene

Nicht zuletzt wurden die enormen Kosten des Diabetes für die Allgemeinheit deutlich. Der Diabetes hatte die Ausmaße einer Epidemie angenommen, die alle Altersgruppen in allen Ländern erfasste. Schon damals waren mindestens 10 Millionen Personen in Europa vom Diabetes bedroht. Wenn der Trend anhält, werden es im Jahr 2010 mindestens 13 Millionen Menschen sein. Durch die Vorträge und Gespräche wurde das Problem des Diabetes von vielen der Anwesenden zum ersten Mal in seiner ganzen Breite und Vielschichtigkeit begriffen. Und überall spürte man den Wunsch tätig zu werden, um die Dinge zum Besseren zu wenden. Er war so stark, dass bald auch diejenigen, die die Gelder zu verwalten haben - Versicherer und Politiker -, von der Aufbruchstimmung mitgerissen wurden.

Unter allgemeiner Zustimmung wurde eine Resolution verabschiedet, in der die Probleme beim Namen genannt, Wege zu ihrer Lösung vorgeschlagen und klare Forderungen an die Öffentlichkeit gerichtet wurden. Die Argumente waren so zwingend, dass darauf schließlich (fast) alle Gesundheitsminister der europäischen Staaten die Resolution unterschrieben haben. Sie heißt: St.-Vincent-Deklaration (SVD) und ist so etwas wie das Grundgesetz für Menschen mit Diabetes geworden.

Es beschreibt die berechtigten Ansprüche (Rechte), aber auch die notwendigen Aufgaben (Pflichten) der Menschen mit Diabetes, und es gibt die Richtung vor, wie sich Forschung und Gesundheitspolitik entwickeln sollen. In vielen Regionen der Erde - wie Nord- und Südamerika und im pazifischen Raum - sind ähnliche Deklarationen vorbereitet oder bereits verabschiedet worden.

Große Hoffnung geweckt

Jeder, der etwas mit Diabetes zu tun hat - ob als Betroffener, Arzt, Fußpfleger, Krankenkassenangestellter, Apotheker, Diabetesberater, Politiker oder Altenpfleger -, sollte über die Grundzüge der St.-Vincent-Deklaration Bescheid wissen. Die folgende Liste fasst die wichtigsten Ziele und Forderungen zusammen. Auf ihrer Umsetzung ruhen die Hoffnungen der Menschen mit Diabetes.

Die St.-Vincent-Deklaration von 1989

(die wichtigsten Ziel in Auszügen)

Allgemeine Ziele:

Ziele für die nächsten 5 Jahre:

Professor Dr. med. Friedrich Gries

Quellen

Wort & Bild Verlag
Bildquelle: Professor Dr. med. Friedrich Gries

zuletzt bearbeitet: 11.04.2000 nach oben

Wir danken dem Wort & Bild Verlag für die freundliche Publikationsgenehmigung!

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