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Ärzte mit und ohne Grenzen

Auch wenn dies nach meiner Lebensgeschichte aussieht, ich wollte einfach meine Erfahrungen aus 43 Jahren mit Diabetes aufschreiben.

Als ich den Diabetes bekam, war ich ein neunjähriger Junge. Meine Eltern waren total überrascht und überfordert, vor allem meine Mutter. Ich hatte Glück, gleich an den Chefarzt der Kinderabteilung in Oberhausen zu gelangen. Er hatte sich bereits seit 1959 für Diabetes interessiert und kannte sich gut aus. Er war es auch, der mich fünf Jahre später nach einem lebensgefährlichen Unfall chirurgisch behandelte. Ich hatte durch eine Unterzuckerung das Bewusstsein verloren und war auf der Straße vor ein fahrendes Auto gefallen.

Aber ansonsten habe ich oft schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht. Ich habe aber immer versucht, mich durchzusetzen - wenigstens soweit es den Diabetes betraf. Einmal fragte mich ein Arzt: "Wieviel BE isst Du zum Frühstück?" "4 BE", antwortete ich. "Das ist viel zu viel. Ab morgen isst Du nur noch drei Scheiben Brot!"

Nach dem Umzug vom Rhein- ins Emsland wollte der erste Arzt gleich das Insulin absetzen und mich nur mit Tabletten behandeln. Diese habe ich ihm noch am selben Nachmittag in den Briefkasten geworfen. Im Emsland fragte mich der leitende Internist einer Klinik beim Aufnahmegespräch: "Wieviel Gramm Kohlenhydrate bekommst Du zum Mittagessen?" Ich antwortete: "60 Gramm". Auf dem Mittagstisch fand ich einen Teller mit einer ganz kleinen Kartoffel (vielleicht eine BE). Nach diesem ersten Mittagessen verabschiedete ich mich umgehend und hatte prompt eine Unterzuckerung.

Jahre später. Die gleiche Klinik. Die Ärzte, obwohl über meinen Diabetes informiert, wunderten sich, dass ich nicht aus der Narkose aufwachen wollte. Meine spätere Schwägerin arbeitete auf dieser Station. Erst nach einem Hinweis von ihr, wurde bei mir ein Blutzuckerwert von 27 mg/dl (1,5 mmol/l) festgestellt. Zwischenmahlzeiten bekam ich während meines Aufenthaltes nur durch eine freundliche Putzfrau, die mir sehr zugetan war. Auch an meine Insulinspritzen musste ich immer erst erinnern, sonst wären sie glatt vergessen worden.

Mein Hausarzt sagte damals, ich müsse regelmäßig zum Blutzuckertest kommen, und mir die Ergebnisse später abholen. Ich könne damit ohnehin mehr anfangen als er.

Mein jetziger Hausarzt ist Internist. Als ich mit meinem Diabetes eines Tages zum Diabetologen ging, war er verwundert und erzürnt. Gleichzeitig erklärte er mir aber, dass er keine ambulante Pumpeneinstellung vornehmen könne. Schließlich fragte er resigniert: "Woher kennen Sie diesen Diabetologen eigentlich? Aus ihrer komischen Gruppe?" (Gemeint war der Deutsche Diabetiker Bund.)

So gibt es viele Geschichten im Laufe von 43 diabetischen Jahren, die ich noch erzählen könnte - doch das lesen Sie vielleicht ein anderes Mal.

Übrigens: Das bei meiner Frau diagnostizierte Magengeschwür ist heute meine 28jährige Tochter!

Autor: anonym/ph; zuletzt bearbeitet: 23.05.2002 nach oben

Herzlichen Dank für Ihre Diab-Story und die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung!

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