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Januar 1993

In einer Disco traf ich meinen ersten Freund, der mich mitten in der Nacht von Berlin nach Potsdam entführte. Also, schnell nach Hause (ich wohnte damals noch bei meinen Eltern), und die zwei Pens für das Depot- und Altinsulin geholt. Ich hatte es - wie man sich denken kann - ziemlich eilig. Die Patrone für das Alt war fast leer, also schnell zum Kühlschrank, eine volle 'raus und Mutti kurz geweckt, um ihr zu sagen, dass ich nach Potsdam fahre.

Mit der S-Bahn waren wir dann gute zwei Stunden unterwegs und es dämmerte bereits, als wir unser Ziel erreicht hatten. Todmüde legten wir uns erstmal hin. Als wir dann am Nachmittag aufwachten, war auf jeden Fall eine Spritze fällig, denn die letzte hatte ich mir am Abend vorher gegeben. Doch ich musste feststellen, dass der Pen für das Altinsulin fehlte, lediglich die volle Patrone war da. Alles Suchen hat nichts gebracht, der Pen war weg. Was nun? Ich brauchte doch Insulin. Wir liefen also, da es schon Samstagnachmittag war, zur nächsten Notdienst-Apotheke, um Einwegspritzen zu bekommen. Das war auch ganz einfach, nur waren diese Spritzen nicht für 100-ter Insulin geeignet. Egal, Hauptsache, ich hatte die Spritzen. Ich versuchte das Beste aus der Situation zu machen, spritzte nach Gefühl und aß nur wenig.

Als ich meine Mutter am späten Abend anrief, war sie vor Sorge den Tränen nahe. Sie hatte den Pen in meinem Zimmer gefunden und sah mich schon im Krankenhaus oder gar im Koma. Auch ihr verzweifelter Versuch, mich über meine Freundinnen und Freunde zu erreichen, war gescheitert. Niemand wusste, wo ich war. Erst als ich ihr von der Patrone und den Spritzen erzählte, konnte sie sich langsam beruhigen. Ich versprach ihr, auf mich aufzupassen.

Heute erst weiß ich, in welcher Gefahr ich mich befunden habe. Da ich zu dieser Zeit aus Trotz überhaupt nicht getestet habe und noch sehr wenig über das Insulin und den ganzen Kram wusste, habe ich doch ziemliches Glück gehabt. Später ist mir dann eingefallen, ich hätte ja auch den zweiten Pen nehmen und damit genau dosieren können.

Inzwischen habe ich eine Insulinpumpe. Die ist immer bei mir, was nicht heißen soll, dass so etwas nicht mehr passieren kann. Die Gefahr ist nur deutlich geringer.

Autor: anonym/st; zuletzt bearbeitet: 11.03.2000 nach oben

Herzlichen Dank für Ihre Diab-Story und die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung!

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