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diabetesDE und DDH-M fordern Anerkennung des Zusatznutzens von SGLT-2-Hemmern

Empagliflozin fällt trotz positiver Studienergebnisse beim IQWiG durch

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) lässt den Diabeteswirkstoff Empagliflozin aus der Klasse der SGLT-2-Hemmer trotz positiver Studienergebnisse in seinem aktuellen Bericht zur Nutzenbewertung durchfallen. diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) attestieren dem Antidiabetikum jedoch einen Zusatznutzen. "SGLT-2-Hemmer sind heute hinsichtlich der medikamentösen Therapiemöglichkeiten beim Diabetes Typ 2 nicht mehr wegzudenken", sagt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsmitglied bei diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe. "Bei der medikamentösen Diabetestherapie mit SGLT-2-Hemmern wie Empagliflozin treten weniger Unterzuckerungen auf als bei der Therapie mit Antidiabetika wie z. B. den Sulfonylharnstoffen, vor allem senkt Empagliflozin das Risiko für einen plötzlichen Herztod dramatisch". diabetesDE und DDH-M fordern den G-BA, der im September 2016 über das Ausmaß des Zusatznutzens beschließt, deshalb auf, den Zusatznutzen des Antidiabetikums anzuerkennen.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), beauftragt durch den G-BA, kam Anfang des Monats zu dem Schluss, dass weder in der Monotherapie noch in Kombinationstherapie mit dem Antidiabetikum Metformin ein Zusatznutzen des Wirkstoffs Empagliflozin gegenüber vergleichbaren Diabetestherapien belegt ist. "Das ist ein Ergebnis, für das wir, aber auch Diabetespatienten kein Verständnis haben", so Jan Twachtmann, Vorstandsvorsitzender von DDH-M. "Der Wirkstoff Empagliflozin wird nicht nur in Deutschland, sondern international als hochwertige medikamentöse Therapieform eingeschätzt." Es wäre eine Schande, wenn er vom deutschen Markt genommen würde und so den Patienten nicht mehr zur Verfügung stände.

"In der täglichen Praxis sind SGLT-2-Hemmer wie Empagliflozin heute nicht mehr wegzudenken", betont der niedergelassene Diabetologe Jens Kröger. "Bei der medikamentösen Therapie von Diabetes Typ 2 ist es wichtig, dass die Patienten, die ohnehin in über 80 Prozent der Fälle übergewichtig oder adipös sind, nicht weiter zunehmen und keine Unterzuckerungen bekommen. Dass Diabetes-Typ-2-Patienten mithilfe von Empagliflozin eine verbesserte Diabeteseinstellung ohne Zunahme von Gewicht oder Unterzuckerungen erreichen, ist wissenschaftlich erwiesen."

Doch Empagliflozin besitzt noch weitere wichtige Vorteile. So konnte im Rahmen einer weltweit anerkannten großen Endpunktstudie gezeigt werden, dass das Diabetes-Medikament die Entwicklung und Verschlechterung der Herzinsuffizienz bei Menschen mit vorbestehender Erkrankung des Herzkreislaufsystems dramatisch senkt. Bei Patienten mit Diabetes Typ 2 ist das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle generell erhöht. Patienten, die bereits an einer Herzkreislauf-Erkrankung leiden, sind daher besonders gefährdet. "Die Daten sind eindrucksvoll: Sogar die Gesamt-Sterblichkeit sank", so Kröger. "Viele andere Antidiabetika weisen eine solche Wirkung bisher nicht auf." Darüber hinaus hat der SGLT-2-Hemmer nicht nur positive Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem, sondern auch auf die Nierenfunktion, die bei Diabetespatienten häufig gestört ist. Jüngst veröffentlichte Daten belegen, dass sich eine bestehende Nierenschwäche unter einer Therapie mit Empagliflozin nicht weiter kontinuierlich verschlechterte, was sonst häufig der Fall ist.

"Für Patienten mit Diabetes Typ 2 steigt die persönliche Lebensqualität bei einer medikamentösen Therapie mit Empagliflozin enorm", so Jan Twachtmann. "Da das Medikament das Risiko für eine Unterzuckerung, aber auch Begleit- und Folgeerkrankungen senkt, bringt es dem Patienten deutlich mehr Sicherheit als gebräuchliche Antidiabetika." Das bestätigt auch Dr. Jens Kröger. "Gerade im Hinblick auf insulinpflichtige, übergewichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes stellen wir in der täglichen Praxis immer wieder fest, dass durch die zusätzliche Gabe von SGLT-2-Hemmern Insulindosen reduziert und damit Unterzuckerungen und weitere Gewichtszunahmen vermieden werden können. Natürlich schätzen das unsere Patienten."

Nachdem das IQWiG dem Diabeteswirkstoff Empagliflozin einen Zusatznutzen abgesprochen hat, läuft nun das Stellungnahmeverfahren, in dem Hersteller, Ärzte, Patienten und Fachgesellschaften zu Wort kommen und so Einfluss auf die Nutzenbewertung des IQWiG nehmen. Im September trifft dann der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) einen Beschluss über das Ausmaß des Zusatznutzens, der die Nutzenbewertung des Diabetesmedikaments abschließt.

zuletzt bearbeitet: 23.06.2016 nach oben

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