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Diabetes-Medikament hilft gegen Tuberkulose

Pressemitteilung: Universität Basel

Bakterien mit Metformin am Wachsen gehindert

Ein bekanntes Medikament zur Behandlung von Diabetes lässt sich auch in der Bekämpfung von Tuberkulose einsetzen. Mit dem Wirkstoff wird die Immunabwehr nach einer Infektion durch den Erreger deutlich verbessert, berichten Forscher der Universität Basel und Kollegen in der Fachzeitschrift "Science Translational Medicine". Damit wäre eine Lösung gegen die zunehmende Verbreitung von resistenten Stämmen des Bakteriums in Sicht.

Die Tuberkulose ist eine weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit, die durch Mykobakterien verursacht wird und beim Menschen am häufigsten die Lungen befällt. Mit jährlich 9 Millionen Neuansteckungen und 1,5 Millionen Todesopfern (WHO, 2014) vor allem in südlichen und östlichen Ländern führt sie die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an.

Da das auslösende Bakterium Mycobacterium tuberculosis nur sehr langsam wächst, stellt sich bei der Behandlung durch Antibiotika zunehmend das Problem der Resistenzbildung. Statt direkt auf das Bakterium zu zielen, konzentrieren sich Forscher bei der Suche nach neuen Wirkstoffen in den letzten Jahren vermehrt darauf, die Immunantwort der Erkrankten zu verstärken.

Bakterien am Wachsen gehindert

Nun sind Forschende am Departement Biomedizin von Universität und Universitätssspital Basel zusammen mit Kollegen in Singapur auf das seit langem zugelassene Medikament Metformin gestossen. Es wird bei der Behandlung von Typus-2-Diabetes verwendet und verbessert die Immunantwort auch nach einer Tuberkuloseinfektion, fanden die Wissenschaftler. In Zellkulturen, aber auch bei lebenden, mit Tuberkulose infizierten Mäusen konnte Metformin das Wachstum der Bakterien durch eine Erhöhung der spezifischen Immunantwort bremsen.

Im Speziellen hindert Metformin das Tuberkulosebakterium am Wachsen, indem es beim befallenen Organismus die Produktion von sogenannten reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS) verstärkt; dies bewirkt wiederum ein Eindämmen der Entzündung. ROS werden als natürliche Nebenprodukte des normalen Sauerstoff-Stoffwechsels gebildet und spielen eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung und der antimikrobiellen Abwehr von Krankheitserregern: Die in die Zellen eingedrungenen Bakterien werden abgetötet. Menschen mit Störungen in der ROS-Produktion sind anfällig auf verschiedene Infektionskrankheiten.

Krankheit kontrolliert

Weiter fanden die Forscher, dass die Metformin-Behandlung bei Diabetespatienten, die mit Tuberkulose infiziert waren, die Krankheit kontrollieren und abschwächen konnte. Die behandelten Tuberkulosepatienten hatten weniger Hohlräume in der Lunge, wodurch sich dort weniger Mykobakterien ansiedeln konnten. Der Wirkstoff kann von Diabetikern über Jahre eingenommen werden und verursacht keine Nebenwirkungen. "Unsere Daten legen nahe, dass Metformin als unterstützende Therapie gegen Tuberkulose eingesetzt werden könnte", so die Wissenschaftler. Die Wirksamkeit des Medikaments sollte daher in prospektiven klinischen Studien getestet werden.

Weitere Informationen: Forschungsgruppe Prof. De Libero am Department Biomedizin der Universität Basel.

Originalbeitrag: Amit Singhal, Liu Jie, Pavanish Kumar, Gan Suay Hong, Melvin Khee-Shing Leow, Bhairav Paleja, Liana Tsenova, Natalia Kurepina, Jinmiao Chen, Francesca Zolezzi, Barry Kreiswirth, Michael Poidinger, Cynthia Chee, Gilla Kaplan, Yee Tang Wang, Gennaro De Libero. Metformin as adjunct antituberculosis therapy Science Translational Medecine 6, 263ra159 (2014) | doi: 10.1126/scitranslmed.3009885

zuletzt bearbeitet: 20.11.2014 nach oben

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