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Pankreas-Sicherheit inkretinbasierter Diabetestherapien erneut überprüft

Neue, umfangreiche Analysen einschließlich eigener Untersuchungsreihen der Europäischen (EMA) und Amerikanischen (FDA) Arzneibehörden

Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz

In der Bethesda-Konferenz im Juni 2013 wurde die Frage einer Pankreatitis- und Pankreaskarzinom-Induktion durch Inkretin-Mimetika als - zur Zeit - negativ beantwortet. Jetzt erscheint im New England Journal of Medicine am 27. Februar 2014 das Resultat umfangreicher Analysen und eigener neuer Untersuchungen zu diesem Thema, unabhängig voneinander durchgeführt von der FDA und der EMA.

Auch darin lässt sich kein kausaler Zusammenhang zwischen inkretinbasierten Therapien und Pankreasschädigungen nachweisen. FDA und EMA kamen jedoch auf Grund zum Teil widersprüchlicher Resultate, auch bei den eigenen tierexperimentellen toxikologischen Studien an Diabetesmodellen von Ratten und Mäusen, sowie der Beobachtung von leichten Amylase- und Lipaseanstiegen bei Patienten ohne klinische Symptome zu folgender Aussage: "The FDA and the EMA have not reached a final conclusion at this time regarding such a causal relationship. …Pancreatitis will continue to be considered a risk associated with these drugs until more data are available; both agencies continue to investigate this safety signal."

Kommentar

Histologisch wurden tierexperimentell bisher keine Pankreasveränderungen gefunden. Allerdings hat es sich um gesunde Tiere gehandelt. In den neuen, FDA-eigenen Studien fanden sich an einem von drei geprüften Diabetesmodellen, der high fat diet - Maus, jedoch minimale bis mäßige Hyperplasien der Azinuszellen, Atrophien und periduktale Inflammationszeichen sowie Fibrosen. Die in den Analysen registrierten Lipaseerhöhungen unter inkretinbasierten Therapien an Patienten verblieben im Mittel noch im Referenzbereich. Auf dem Europäischen Diabeteskongress 2013 in Barcelona antwortete Prof. Juris Meier dem Referenten in der Diskussion nach seinem Hauptreferat zu dieser Frage, dass man die Lipase am besten gar nicht messen solle und Anstiege bis zum Dreifachen des oberen Referenzbereiches tolerieren könne. Der Referent setzt in seiner Praxis jedoch weiterhin bei deutlichen Lipaseanstiegen die Inkretinmimetika ab, worauf die Lipase innerhalb von 1-2 Wochen stets in den Referenzbereich zurückkehrte.

Um die Frage einer Pankreasschädigung durch Inkretinmimetika definitiv beantworten zu können, bedarf es gewiss noch jahrelanger Beobachtungen bzw. Studien. Die FDA und EMA meinen, dass die derzeitigen Hinweise in den Produktinformationen der inkretinbasierten Medikamente den derzeitigen Kenntnisstand angemessen wiedergeben. Allerdings sollten die Beipackzettel "harmonisiert" werden. Die laufenden kardiovaskulären Outcome-Studien sollten ausreichend neue Daten auch zur Frage Pankreatitis und Pankreaskrebs liefern.

Literatur

  • Helmut Schatz: Inkretine und Pankreaskrebs: NIDDK-Konferenz in Bethesda sieht derzeit kein erhöhtes Risiko-Signal. Beitrag im DGE-Blog vom 15. Juni 2013.

  • Amy G. Egan et al.: Pancreatic safety of incretin-based drugs - FDA and EMA assessment. New Engl. J. Med. 2014. 370: 794-797

zuletzt bearbeitet: 15.03.2014 nach oben

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