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Jeder Dritte mit Diabetes hat Netzhautschäden

Experten fordern Blutzuckermessgeräte mit akustischen Signalen

Jedes Jahr erblinden 2.000 Menschen in Folge eines Diabetes. Auch sie müssen mehrmals täglich ihren Blutzucker messen und Insulin spritzen. Jedoch stehen so gut wie keine barrierefreien Insulin-Pens, -Pumpen und Blutzuckermessgeräte zur Verfügung, die mit akustischen Signalen arbeiten. Darauf machen diabetesDE ? Deutsche Diabetes-Hilfe und die Deutsche Diabetes-Hilfe ? Menschen mit Diabetes (DDH-M) aufmerksam und fordern, dass Medizingerätehersteller alle technischen Hilfsmittel für Diabetiker mit einem Akustikmodus ausstatten. Wie sehbehinderte Menschen mit Diabetes richtig umgehen, ist Thema im Experten-Chat von diabetesDE ? Deutsche Diabetes-Hilfe am 6. Juni 2013 anlässlich des Sehbehindertentages.

Bei jedem dritten Menschen mit Diabetes ist die Netzhaut durch erhöhten Blutzucker und -druck geschädigt. Davon merken die Betroffenen zunächst nichts. Denn die Frühformen der sogenannten diabetischen Retinopathie schränken die Sehstärke nicht ein. "Typ-1-Diabetiker müssen ab dem fünften Erkrankungsjahr eine jährliche Netzhautuntersuchung machen lassen, Menschen mit Diabetes Typ 2 sollten direkt nach der Diagnose zum jährlichen Screening", rät Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE ? Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt des Kinderkrankenhauses "Auf der Bult", Hannover. Leider nehme diese Empfehlungen nur etwa jeder Fünfte wahr, schätzt Danne.

So kommt es, dass bis zu 85 Prozent aller Menschen mit Typ-1-Diabetes nach 25 Jahren und bis zu 80 Prozent der Typ-2-Diabetiker bereits 15 bis 20 Jahre nach Beginn der Erkrankung Schäden der Netzhaut haben. Auch für sehbehinderte Menschen mit Diabetes ist es wichtig, dass sie ihre tägliche Therapie selbstständig durchführen, um nicht auf eine 24-Stunden-Assistenz angewiesen zu sein.

Würden alle Geräte Messwerte und Insulindosen akustisch übermitteln, wäre dies kein Problem: "Stattdessen stellen Gerätehersteller immer weniger barrierefreie Pens und Blutzuckermessgeräte her, die für Sehbehinderte nutzbar sind", kritisiert Jan Twachtmann, Vorstandsvorsitzender der DDH-M. Damit erhöhen sie das Risiko für weitere Folgeerkrankungen, etwa an der Niere, drastisch. Eine Rundumbetreuung von blinden oder sehbehinderten Diabetikern sei weder im Interesse der Betroffenen noch im Interesse der Gesellschaft, die die Kosten zu tragen hat.

Diana Droßel, gelernte Krankenschwester, Diabetesberaterin und aktives Mitglied der DDH-M, ist selbst an Diabetes Typ 1 erkrankt und seit 1982 erblindet. "Ich habe bei einem Pen-Hersteller nachgefragt, ob nicht eine Barrierefreiheit bei Neuentwicklungen berücksichtigt werden könne. Ich bekam die Antwort, dass blinde Diabetiker nicht selber spritzen sollten. Ein Messgeräte-Hersteller teilte mir mit, dass sich selbst die marginalen Kosten von 50 Cent je Messgerät für die Barrierefreiheit nachteilig gegenüber den Mitbewerbern auswirken." DDH-M und diabetesDE haben daher eine klare Forderung an die Hersteller: Alle Medizin-technischen Hilfsmittel, die für die Diabetes-Selbsttherapie benötigt werden müssen standardmäßig barrierefrei hergestellt werden.

DDH-M und diabetesDE engagieren sich für die Rechte von Betroffenen und fordern in der Kampagne "Diabetes STOPPEN ? jetzt!" eine bestmögliche Versorgung von Menschen mit Diabetes, um eine ebenbürtige Lebensqualität sicherzustellen. Zur Unterstützung von sehbehinderten Menschen mit Diabetes hat die DDH-M ihre Webseite auch weitestgehend barrierefrei gestaltet. Unter anderem dafür demonstrieren diabetesDE ? Deutsche Diabetes-Hilfe und DDH-M am 11. Juni 2013 gemeinsam in Berlin.

zuletzt bearbeitet: 29.05.2013 nach oben

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