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Künstliche Bauchspeicheldrüse für Diabetespatienten?

Aktuelle Ergebnisse des DREAM-Projekts im New England Journal of Medicine veröffentlicht

Prof. Moshe Phillip (links) mit einem Kind, das mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic verbunden ist Die klinische Studie wurde an drei wissenschaftlichen Zentren durchgeführt: dem Schneider Children's Medical Center of Israel, dem University Children's Hospital in Slowenien und dem Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover.

Ein Artikel in der Ausgabe vom 28. Februar des New England Journal of Medicine berichtet von Ergebnissen einer klinischen Studie mit einer computergesteuerten künstlichen Bauchspeicheldrüse, die zum ersten Mal außerhalb eines Krankenhauses auf einem "Diabetes Camp" eingesetzt wurde. In einer angehenden, randomisierten, multinationalen klinischen Studie innerhalb des DREAM-Projekts wurden 56 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit insulinabhängigem Typ-1-Diabetes entweder mit der derzeitig üblichen Behandlungsmethode mit Insulinpumpe und Glukosesensor behandelt oder mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic.

Durch den nächtlichen Einsatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic konnte im Vergleich zu der Kontrollgruppe, die mit Pumpen und Sensoren arbeitete, die Anzahl der Hypoglykämie-Episoden deutlich verringert werden, ebenso wie die Zeiträume mit Blutzuckerspiegeln unter Normalwerten. Weiterhin konnte die Glukosekonzentration mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic über einen deutlich längeren Zeitraum innerhalb des knapp bemessenen Bereichs der fast normalen Werte ohne Patientenintervention gehalten werden als bei der Kontrollgruppe.

Die klinische Studie wurde an drei wissenschaftlichen Zentren durchgeführt: dem Jesse Z and Sara Lea Shafer Institute for Endocrinology and Diabetes, dem National Center for Childhood Diabetes am Schneider Children's Medical Center of Israel in Petach Tikwa, Israel, geleitet von Prof. Moshe Phillip, dem Department of Pediatric Endocrinology, Diabetes and Metabolism, geleitet von Prof. Tadej Battelino am University Children's Hospital in Ljubljana, Slowenien, sowie der Abteilung für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes, geleitet von Prof. Thomas Danne und Prof. Olga Kordonouri am Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover. Gemeinsam haben die drei Zentren das DREAM-Projekt (Diabetes Wireless Artificial Pancreas Consortium) entwickelt, mit dem Ziel der klinischen Entwicklung der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic für den alltäglichen Einsatz bei Menschen mit insulinabhängigem Diabetes.

"Die Nacht ist eine sensible Zeit, während derer Patienten mit Diabetes keine Möglichkeit haben, ihre Blutzuckerwerte bewusst zu kontrollieren und daher extremen Schwankungen ausgesetzt sind. Der Einsatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic könnte das Leben dieser Patienten verändern. Die Ergebnisse dieser Studie bilden die Grundlage für die weitere klinische Entwicklung des Geräts, das man routinemäßig als 'Glucositter' zu Hause einsetzen könnte", so Studienleiter Prof. Moshe Phillip vom Schneider Children's Medical Center of Israel.

Weiterhin "könnte der nächtliche Einsatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic insulinabhängigen Diabetespatienten und ihren Eltern zum ersten Mal eine lang ersehnte Erleichterung bringen", fügt Prof. Tadej Battelino hinzu. "Die klinische Entwicklung der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic wird unseren Patienten einen entspannteren Lebensstil ermöglichen, ohne dass sie Kompromisse bei ihrer Blutzuckerkontrolle eingehen müssen", so Prof. Thomas Danne.

Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene leiden an insulinabhängigem Diabetes, was eine gründliche Kontrolle der Blutzuckerwerte erfordert, um akute und langfristige Komplikationen zu vermeiden. Eine sorgfältige Blutzuckerkontrolle ist aufwändig und erfordert ein detailliertes Management von Ernährung, sportlichen Aktivitäten und Insulindosierung. Die künstliche Bauchspeicheldrüse MD-Logic wurde vom Diabetes Technology Center am National Center for Childhood Diabetes des Schneider Children's Medical Center of Israel entwickelt, um Diabetespatienten darin zu unterstützen, eine angemessene Blutzuckerkontrolle ohne den normalerweise erforderlichen Aufwand aufrecht zu erhalten.

Ein multidisziplinäres Team aus Ärzten, Technikern, Pflegepersonal und Ernährungswissenschaftlern entwickelte den Algorithmus für die künstliche Bauchspeicheldrüse MD-Logic, die die routinemäßig verfügbare Insulinpumpe basierend auf den Messungen des subkutanen, kontinuierlich aktiven Glukose-Sensors kontrolliert. Der Algorithmus der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic verarbeitet die Informationen des jeweiligen Patienten, gleicht diese ab mit ihren oder seinen individuellen Bedürfnissen sowie der Glukose-Konzentration und steuert die minütliche Insulinmenge, die in den Körper injiziert wird.

Das National Center for Childhood Diabetes am Schneider Children's Medical Center of Israel behandelt rund 1600 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Typ-1-Diabetes, wobei diese Zahl jährlich um rund 150 neue Patienten ansteigt, und betreibt auf dem Gebiet Diabetes und Endokrinologie Grundlagenforschung und klinische Forschung. Das Department of Pediatric Endocrinology, Diabetes and Metabolism am University Children's Hospital in Ljubljana, Slowenien, ist die nationale Anlaufstelle für Diabetes im Kindesalter sowie Hormon- und Stoffwechselstörungen und bietet diesen Patienten fortschrittliche klinische und genetische Untersuchungen. Die Abteilung für pädiatrische Endokrinologie und Diabetes am Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover ist das größte Diabeteszentrum in Deutschland und koordiniert die europäische Initiative SWEET, eine Initiative mit dem Ziel, Anlaufzentren für Diabetes bei Kindern und Jugendlichen einzurichten, um die Behandlungssituation junger Patienten zu verbessern.

Bildunterschrift: Prof. Moshe Phillip (links) mit einem Kind, das mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse MD-Logic verbunden ist
Bildquelle: Schneider Children's Medical Center of Israel

zuletzt bearbeitet: 02.03.2013 nach oben

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