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Gewalterfahrungen steigern das Risiko für Diabetes und Herzkrankheit

Psychosomatik-Kongress 2011

Gewalt gegen Kinder belastet die Opfer nicht nur psychisch, sondern erhöht auch das Risiko, später körperlich zu erkranken: Wer im frühen Leben misshandelt oder sexuell missbraucht wird, ist Studien zufolge im Erwachsenenalter anfälliger für eine chronische Schmerzstörung, koronare Herzkrankheit (KHK) oder einen Diabetes Typ 2.

Mediziner und Psychologen entschlüsseln derzeit, wie ein psychisches Trauma den Körper im Lauf von Jahrzehnten massiv schädigt. Die somatischen Folgen frühkindlicher Gewalterfahrung sind ein Thema auf der Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der vom 23. bis 26. März 2011 in Essen stattfindet.

Die Zahlen sind erschreckend: Fünf bis zehn Prozent aller Kinder in Deutschland werden Studien zufolge Opfer von sexuellem Missbrauch. Über zehn Prozent der Heranwachsenden sind heftiger Gewalt ausgesetzt. Aber auch Erwachsene sind vielfältig Opfer von Gewalt. Derartige traumatische Erfahrungen können das seelische Wohl eines Menschen dauerhaft erschüttern: Mehr als die Hälfte der Betroffenen leidet noch im Erwachsenenalter unter Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

"Aber frühkindliche Gewalterfahrungen schädigen nicht nur die Psyche der Opfer, sondern sie brennen sich auch tief in körperliche Prozesse ein", erläutert Professor Dr. med. Johannes Kruse, Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. "Damit bereiten sie den Boden für gravierende somatische Störungen wie chronische Schmerzstörungen, koronare Herzkrankheit oder Diabetes Typ 2, die meist erst Jahrzehnte später ausbrechen."

Diese erhöhte Gefährdung erklären Mediziner einerseits mit dem Lebensstil: Viele traumatisierte Menschen rauchen, ernähren sich ungesund und bewegen sich weniger. Zusätzlich zeigen Untersuchungen aber auch, dass Opfer von Gewalt später besonders heftig auf Stress reagieren. "Bei diesen Menschen schüttet der Körper unter Belastung vermehrt und über längere Zeit Stresshormone aus", erläutert Professor Kruse, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie. "Diese Reaktionsmuster können Puls, Atemfrequenz und Blutdruck in die Höhe treiben", ergänzt der Facharzt für Psychosomatik. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass im Körper vieler Trauma-Opfer verstärkt chronische Entzündungsprozesse ablaufen, die ebenfalls den Blutgefäßen schaden.

Ein von der Bundesregierung gefördertes Forschungsprojekt der Universität Gießen und des Münchner Helmholtz-Instituts soll in den kommenden Jahren bei traumatisierten Menschen die komplexe Wechselwirkung zwischen Psyche und Körper untersuchen. Die Auswirkungen der Traumatisierung auf die psychische und körperliche Gesundheit diskutieren die Teilnehmer im Rahmen des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vom 23. bis 26. März 2011 in Essen.

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 22.03.2011 nach oben

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