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Ursachen von Adipositas und Diabetes Typ 2 gemeinsam erforschen

Wie verhindern wir den rasanten Zuwachs von stark übergewichtigen Menschen?

Professor Dr. med. Matthias Blüher, Oberarzt der Medizinischen Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Leipzig

Der Entstehung von Fettleibigkeit (Adipositas) und Typ-2-Diabetes liegen sehr wahrscheinlich gemeinsame Mechanismen zugrunde. Adipositas stellt eine der 5 wesentlichen Gesundheitsrisiken moderner Gesellschaften dar. Die Zahl der Menschen mit Adipositas nimmt in Deutschland über die letzten 20 Jahre um relative 39 Prozent bei Männern und 44 Prozent bei Frauen kontinuierlich zu.

Es ist davon auszugehen, dass hierzulande etwa 60 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös sind. Dabei hat sich der Anteil von Menschen mit Adipositas (BMI > 30 kg/m²) in den vergangenen Jahren besonders deutlich erhöht. Die kürzlich veröffentlichte Nationale Verzehrsstudie II belegt eine Adipositas-Häufigkeit von 20,5 Prozent bei Männern und von 21,2 Prozent bei Frauen. Besonders bedenklich ist, dass die Adipositas in den letzten Jahren vor allem bei Kindern und Jugendlichen sowie bei jungen Erwachsenen deutlich zugenommen hat.

Adipositas wird erstmals seit 50 Jahren zu einer Verkürzung der Lebenserwartung führen, die ganz wesentlich auf eine Zunahme von Adipositas-Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und verschiedene Formen bösartiger Tumor-Erkrankungen zurückzuführen ist. Beispielsweise ist das Typ-2-Diabetes-Risiko für adipöse Männer 9-fach gegenüber dem Risiko schlanker Männer erhöht.

Die zunehmende Häufigkeit der Adipositas und damit auch des Typ-2-Diabetes erfordert neue Strategien, um diese "Epidemie" sowohl auf der Individual- als auch auf der Bevölkerungsebene zu stoppen und eine Trendwende herbeizuführen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat auf diese alarmierenden Entwicklungen im vergangenen Jahr mit der Förderung von krankheitsbezogenen Kompetenznetzen zum Thema Adipositas (Sprecher, Prof. Hauner, München; www.kompetenznetz-adipositas.de) und Diabetes mellitus (Sprecherin: Prof. Ziegler, München; www.ifdf.de) reagiert.

Ziele dieser Kompetenznetze sind die Stärkung und Vernetzung bereits bestehender Forschergruppen, Schaffung einer international wettbewerbsfähigen und sichtbaren Forschungsplattform zu diesen Themen, rascher Transfer neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Präventions- und Versorgungsmedizin und die Etablierung einer Expertenplattform zu allen Fragen der Adipositas und des Diabetes. Auch Leipziger Arbeitsgruppen sind stark an den Kompetenznetzen beteiligt. So werden beispielsweise im Verbund LARGE (Koordinator: Prof. Kiess) Strategien zur Prävention und Therapie von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter wissenschaftlich untersucht. Im Verbund Adipose Target (Koordinator: Prof. Blüher) wird nach neuen Therapiemöglichkeiten zur Verringerung der Körperfettmasse gesucht. Gemeinsames Ziel dieser Netzwerke ist es, frühzeitig Personen mit Erkrankungsrisiko zu identifizieren, die Prävention und Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes zu verbessern und einen schnellen Wissenstransfer aus der Forschung in die Praxis zu garantieren.

zuletzt bearbeitet: 14.05.2009 nach oben

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